Gelbbauchunke  (Bombina variegata (Linnaeus,1758))

(Syn.: Bergunke, Gebirgsunke)

(Syn.: Rana variegata, Bombinator pachypus)

EU-Code: 1193

Biologie/Lebenszyklus

Imagines/Alttiere

Phänologie
Wanderphase zum Laichgewässer
  • (Ende März) April – Mai
Laichperiode
  • Hauptlaichzeit: Mitte Mai – Mitte Juli
  • wenige Tage bis über einen Monat, z.T. die gesamte Fortpflanzungsphase
  • abhängig von ergiebigen Regenfällen
Fortpflanzungszeit
  • April – August
Wanderphase/Zugzeit zum Sommerlebensraum
  • nicht ausgeprägt
  • juv. und subad. Tiere unternehmen größere Wanderungen an Land zur Erschließung neuer Lebensräume
Wanderphase/Zugzeit zum Winterlebensraum
  • nicht ausgeprägt
Reproduktion
Anzahl Eier
  • 10-20 (bis > 200) Eier/Laichereignis
  • 75-85 (>1000) Eier pro
  • Weibchen/Fortpflanzungsphase
Eiablageplatz
  • meist sonnenexponierte, temporäre Flachwasserzonen ohne Pflanzen
Anzahl Zyklen
  • mehrere Laichabgaben pro Weibchen/Jahr möglich
  • in Abhängigkeit ergiebiger Regenfälle mehrere Laichabgaben pro Weibchen/Jahr möglich
  • in Abhängigkeit ergiebiger Regenfälle z. T. durchgehende nicht unterscheidbare Laichperioden
Mobilität
mobil
  • 10-150 m (max. 1000 m) adulte Tiere sehr standorttreu
Wanderstrecke
  • Adulte Tiere:Weitwanderungen >2 km
  • <90 m/Nacht
  • <300 m/Woche
  • juvenile Tiere: <1 km/Jahr
Aktivität
Tageszeitliche Aktivität
  • eher tagaktiv
  • mit Aktivitätsgipfeln zur Mittagszeit und am frühen Abend
Rufaktivität
  • meist vom späten Vormittag bis Mitternacht, an heißen Tagen Rufpause um die Mittagszeit
Bewegungsaktivität
  • stark abhängig von der Feuchtigkeit
  • im feuchten Lebensraum auch tagsüber unterwegs, sonst eher dämmerungs- und nachtaktiv, mit Spitzen nach Mitternacht und am frühen Morgen
Lebensdauer
  • z.T. > 16 Jahre (Freiland)
  • < 27 Jahre (Gefangenschaft)
Geschlechtsreife
  • nach 1-2 Jahren
Ernährung
  • räuberisch
  • Insekten und andere Gliedertiere

Eientwicklung

Entwicklungsdauer
  • (4) 5-8 (10) Tage

Larvalentwicklung

Entwicklungsdauer
  • 4-12 Wochen
  • temperaturabhängig
  • 17,5 bis 27 °C 44-66 Tage
Aufenthaltsort
  • meist am Gewässergrund, suchen oft wärmebegünstigte Mikrohabitate auf
Ernährung
  • omnivor
  • Algenbewuchs (Grünalgen, Kieselalgen, Jochalgen), sessile Wimpertierchen, tote organische Substanz (Tierleichen etc.), eigenen und anderen Amphibienlaich
Landgang
  • Mai/Juni – August/September

Überwinterung

Überwinterungsmodus
  • als Larve am Gewässergrund sehr selten
  • Adulte Tiere an Land

Populationsbiologie

Populationsstruktur
  • evtl. zeitlich getrennte Populationen
Populationsdichte
  • >100 Tiere /Vorkommen gelten als Großvorkommen
  • 2335 Tiere/780 ha (Militärgelände, Thüringen), 15 Tiere/m2 Gewässer (zur Laichzeit)
  • schwer abzuschätzen, da nur ein kleiner Teil der Tiere immer sichtbar ist
Geschlechterverhältnis
  • ca. 1:1 (Weibchen:Männchen), während der Fortpflanzung meist 1:3 (Weibchen: Männchen)
Mortalität
  • Ei: Räuberdruck in temporären Gewässern eher gering
  • Larve: Räuberdruck in temporären Gewässern eher gering
  • Adulte: nur einige opportunistische Räuber (z. B. Vögel, Schlangen)

Biogeografie

Lebensraum

Winterlebensraum
  • in frostfreien Lückensystemen im Boden, nicht weit von den Laichgewässern
Sommerlebensraum
  • außerhalb der Fortpflanzungsperiode bei hoher Luft- und Bodenfeuchtigkeit an Land bis einige 100 m Entfernung vom nächsten Laichgewässer
  • Wiesen, Weiden, Felder, Röhricht, Wald
Wanderkorridore
  • kleinere Fließgewässer
Sonstiges
  • es werden Laich- und Aufenthaltsgewässer unterschieden
  • beide Lebensraumtypen spielen wahrscheinlich eine große Rolle zur Etablierung einer stabilen Population
Fortpflanzungsgewässer
Gewässertyp
  • Klein- und Kleinstgewässer, oft temporär und pflanzenfrei (Wasserlachen, Pfützen, mit Wasser gefüllte Wagenspuren)
  • Primärhabitate in zeitweise durchflossenen Bachkolken, Quelltümpeln, Überschwemmungstümpeln in Auen oder Wildschweinsuhlen
  • Gewässergröße: meist unter 1m2, bis etwa 2 ha
  • Gewässertiefe: meist nur wenige cm, bis max. ca. 1 m
Temperatur
  • rasche Erwärmung auf weit über 20 °C
Sediment
  • meist nährstoffarm
Fischbesatz
  • nur fischfreie Gewässer werden besiedelt
Vegetationsstruktur
  • in der Regel vegetationsfrei
Chemismus des Gewässers
Allgemein
  • k.A.

Verbreitung

Gesamtverbreitung
  • europäisch
(Mittel-)europa
  • vor allem West-, Mittel- und Südosteuropa sowie Italien
  • fehlt auf der Iberischen Halbinsel, in Großbritannien und Skandinavien
Deutschland
  • erreicht in D ihre nördliche und nordöstliche Verbreitungsgrenze
  • vor allem in Süd- und Südwestdeutschland verbreitet, die nördlichsten Vorkommen im südlichen Niedersachsen
  • fehlt bis auf Thüringen in den ostdeutschen Bundesländern
Nordrhein-Westfalen
  • nur noch sehr lückenhafte Vorkommen in den Bördenlandschaften der südlichen Niederrheinischen und Westfälischen Bucht sowie in der Eifel und im Weserbergland
  • meist zwischen 100- 300 m NN
  • D35a: –, D35b: ++, D30, D31 & D34: +, D36 & D46: +, D44 & D45: ++, D38 & D39: +
Historische Aufzeichnungen aus NRW
  • früher in den Randlagen der Mittelgebirge deutlich weiter verbreitet als heute

Artenschutzprojekte

Projekte in Nordrhein-Westfalen
  • k.A.