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Baumpieper  (Anthus trivialis (Linnaeus, 1758))

EU-Code: A256

Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)

„Weite Abgrenzung“

Fortpflanzungsstätte: Der Baumpieper legt sein Nest am Boden meist unter Grasbulten, Zwergsträuchern, Farnen o. a. Stauden oder unter Gehölzen an (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985 S. 593). Da häufig instabile Biotope besiedelt werden (Windwürfe, Kahlschläge, Aufforstungs-, Brachflächen), ist die Brutplatztreue mehrjähriger Vögel nicht stark ausgeprägt, die Gebietstreue kann jedoch hoch sein (ebd. S. 592). Als Fortpflanzungsstätte wird das gesamte Revier abgegrenzt.

Ruhestätte: Baumpieper können sowohl auf Bäumen als auch auf dem Boden nächtigen, wobei die Weibchen während der Brutzeit auf dem Nest übernachten (PÄTZOLD 1990). Die Ruhestätte der Altvögel entspricht der Fortpflanzungsstätte. Jungvögel, zum Teil auch Altvögel nach der Brutzeit, nutzen ab Juli gemeinsame Schlafplätze, die über mehrere Jahre hinweg bestehen können und auf denen sich mitunter mehr als 100 Individuen ansammeln; dies sind meist Kahlschläge mit dichter Grasvegetation oder bis zu vierjährige Aufforstungen (PÄTZOLD 1990). Diese werden bei regelmäßiger Nutzung mit einem störungsarmen Puffer als Ruhestätte abgegrenzt.

Lokalpopulation

  • Vorkommen im Gemeindegebiet

Habitatanforderungen

  • Der Baumpieper ist Brutvogel in offenem bis halb offenem Gelände mit hohen Singwarten (Bäume, Sträucher) und gut ausgebildeter, reich strukturierter Krautschicht. In einer Untersuchung im Kreis Soest (LOSKE 1987b) tolerierte der Baumpieper eine Baumschichtdeckung bis max. 80 %; ca. 88 % der Reviere wiesen Deckungsgrade von bis zu 60 % auf. Baummischbestände verschiedener Altersklassen wurden gemieden, Reviere mit einem hohen Eichenanteil bevorzugt. 80 % der Reviere wiesen Strauchschicht-Deckungsgrade unter 30 % auf. Habitate mit einer Krautschicht-Deckung bis 50 % waren ungeeignet; in 50 % der Reviere deckte die Krautschicht (vorzugsweise Bultengräser) > 90 % der Fläche. Am häufigsten lagen Nester unter Bulten von Landreitgras und Wald-Zwenke. Typische Brutgebiete sind: aufgelockerte, sonnige Waldränder (gerne am Rand von Abgrabungen), Lichtungen, Kahlschläge, junge Aufforstungen, Heide- und Moorflächen mit Einzelgehölzen, lichte Laub- und Nadelwälder, Auwälder, Feldgehölze und Streuobstbestände mit Bracheanteilen (BAUER et al. 2005 S. 474, MILDENBERGER 1984, S. 193). Die Nahrung besteht überwiegend aus Insekten (BAUER et al. 2005 S. 474). Zur Nahrungssuche wird kurzwüchsige Vegetation bevorzugt (MEURY 1991). Die Nahrungssuche erfolgt v. a. am Boden auf Flächen mit kurzer oder schütterer Vegetation, aber auch in Bäumen oder höheren Sträuchern (GLUTH VON BLOTZHEIM & BAUER 1985 S. 601). Sie kann auch außerhalb der Brutreviere oder in Nahrungsrevieren erfolgen (BAUER et al. 2005 S. 474).
  • Geeignete Standorte für den Baumpieper finden sich vor allem magere Böden.
  • LOSKE (1987a) beschreibt, dass nordexponierte Waldränder gemieden werden; HÜBNER (2009) konnte in der Wahner Heide bei Köln keine Meidung nordexponierter Waldränder feststellen, es konnte lediglich ein statistisch nicht signifikanter Trend zur Meidung westexponierter Waldränder festgestellt werden. KESSLER (1995) konnte keine Bevorzugung bestimmter Hang- oder Waldrandexpositionen feststellen.
  • LEGGE (2009) beschreibt eine Zunahme des Baumpieperbestandes in einem NSG im Hochsauerlandkreis infolge von Pflegemaßnahmen. Diese führten zu einer Zunahme vegetationsarmer und –freier Bodenstellen bei gleichzeitig für die Art ausreichendem Baumbestand.

  • Da häufig instabile Biotope besiedelt werden (Windwürfe, Kahlschläge, Aufforstungsflächen), ist die Brutplatztreue mehrjähriger Vögel nicht stark ausgeprägt (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985 S. 593). Z. B. besetzten in Mittelwestfalen (nur Kahlschläge und lichte Eichenbaumhölzer) von 50 wiedergefangenen Männchen in späteren Jahren 70% dasselbe Revier, die übrigen führten Umsiedlungen über 50–1300 m durch (ebd. nach LOSKE). Aufgrund der hohen Gebietstreue (BAUER et al. 2005 S. 475) und teilweiser Revier- und Geburtsortstreue (MEURY 1989, GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985 S. 593, VAN HELKE 1981) sollten die Maßnahmen jedoch idealerweise in der Nähe bereits bestehender Vorkommen bzw. im Umfeld der betroffenen Reviere durchgeführt werden (bis ca. 1 km).
  • Starke Verinselung potenzieller Brutbiotope kann möglicherweise zu sehr losem Paarverband führen. So wurde in einem während 14 Jahren besetzten isolierten Revier nie ein Ersatzgelege eines erfolglos brütenden Weibchens gefunden; solche Weibchen siedelten regelmäßig um, während sich das reviertreue Männchen neu verpaarte. Territoriale Männchen versuchten in der durch starke Verinselung geeigneter Habitate gekennzeichneten Kulturlandschaft des Aargauer Reußtales (Schweiz) gleichzeitig mehr als ein Revier zu behaupten, was zu sukzessiver Bigynie und Umsiedlungen zwischen potenziellen Brutinseln führen kann (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985 S. 592, VAN HELKE 1981).