Großer Brachvogel  (Numenius arquata (L.))

EU-Code: A160

VS-Art. 4(2)

Rote Liste 2021 NRW (Brutvogelarten): 2
Rote Liste 2016 NRW (Wandernde Vogelarten): *
Rote Liste D: 1
Status in NRW: R; Erhaltungszustand in NRW (ATL): U
Status in NRW: R; Erhaltungszustand in NRW (KON):
Status in NRW: B; Erhaltungszustand in NRW (ATL): U
Status in NRW: B; Erhaltungszustand in NRW (KON):

Großer Brachvogel (Numenius arquata)
© Foto: Martin Woike, Haan
Großer Brachvogel (Numenius arquata)
© Foto: Joachim Weiss, Lüdinghausen

Mit einer Körpergröße von 53 bis 58 cm ist der Große Brachvogel die größte in Mitteleuropa brütende Watvogelart. Markant ist der lange, sichelförmig nach unten gebogene Schnabel (9-15 cm). Das Gefieder ist oberseits graubraun und dicht gestreift, die Schwanzwurzel ist weiß. Die Weibchen sind etwas größer als die Männchen, der Schnabel ist zudem länger. Die wellenförmigen Revier- und Balzflüge werden meist von einem melodiösen Flugruf begleitet, der mit einem markanten Triller endet. Unter den Rufen ist der flötende, weit-tragende Ruf „tlüih“ typisch. Die Nahrung besteht aus Wirbellosen, die aus den oberen Bodenschichten oder vom Boden (vor allem Jungvögel) aufgenommen werden (z.B. Regenwürmer, Schnakenlarven, Insekten, Asseln, kleine Mollusken), zum Teil auch aus Beeren und Pflanzenteilen.

Der Große Brachvogel ist ein Zugvogel, der als Kurz- und Mittelstreckenzieher vor allem in West- und Mitteleuropa (Frankreich, Wattenmeer von Deutschland und Niederlanden) überwintert. In Nordrhein-Westfalen kommt er als mittelhäufiger Brutvogel vor. Darüber hinaus erscheinen Große Brachvögel der nordöstlichen Populationen als regelmäßige aber seltene Durchzügler auf dem Herbstdurchzug im August/September sowie auf dem Frühjahrsdurchzug im März/April. Der Große Brachvogel besiedelt offene Niederungs- und Grünlandgebiete, Niedermoore sowie Hochmoore mit hohen Grundwasserständen. Aufgrund einer ausgeprägten Brutplatztreue brüten Brachvögel jedoch auch auf Ackerflächen, wo der Bruterfolg meist nur gering ausfällt. Die Größe eines Brutreviers beträgt zwischen 7 bis 70 ha. Das Nest wird am Boden in niedriger Vegetation und bevorzugt auf nicht zu nassem Untergrund angelegt. Nach der Ankunft aus den Überwinterungsgebieten erfolgt ab Ende März die Eiablage, bis Juni sind die letzten Jungen flügge.

Der Große Brachvogel kommt in Nordrhein-Westfalen als Brut- und Rastvogel im Tiefland mit Verbreitungsschwerpunkten im Münsterland (Kreise Steinfurt, Borken und Warendorf) sowie in Ostwestfalen (Kreise Gütersloh und Paderborn) vor. Bedeutende Brutvorkommen liegen in den Vogelschutzgebieten „Moore des Münsterlandes“, „Düsterdieker Niederung“ und „Rietberger Emsniederung“. Nach einem Rückgang bis Mitte der 1980er-Jahre hat sich der Brutbestand durch umfangreiche Schutzmaßnahmen in den Feuchtwiesenschutzgebieten mittlerweile stabilisiert. Der Gesamtbestand in Nordrhein-Westfalen wird auf 650 bis 690 Brutpaare beziffert (2015). Bedeutende Rastvorkommen liegen unter anderem im Vogelschutzgebiet „Unterer Niederrhein“. Der Maximalbestand des Durchzugs wird landesweit auf 600 bis 1.200 Individuen geschätzt (2015). Die durchschnittliche Größe der rastenden Trupps liegt bei bis zu 10, gelegentlich über 50 Individuen.