Fransenfledermaus (Myotis nattereri (Kuhl,1817))
EU-Code: 1322
Artspezifisch geeignete Kartiermethoden (Methodensteckbriefe)
1. Bestandserfassung Sommerlebensraum
1.1. Essenzielle Jagdhabitate
Zum Nachweis der Fransenfledermaus innerhalb des Untersuchungsgebiets und zur Lokalisierung von Jagdhabitaten der Art findet folgende Methodenkombination Anwendung:
- Detektor-Transektkartierung (s. Anhang 5, Methodenblatt 2.1).
- Stationäre akustische Erfassung (s. Anhang 5, Methodenblatt 2.3).
- Optional: Netzfänge (s. Anhang 5, Methodenblatt 2.7).
Im Rahmen des Monitorings kann für den Artnachweis auf der Maßnahmenfläche eine Kombination aus akustischer Erfassung mittels Transektkartierungen und stationären Erfassungsgeräten ausreichend sein. Aufgrund der leisen und damit schwer erfassbaren Rufe der Art sind jedoch, wenn die genannten akustischen Methoden keinen Nachweis erbringen, für einen Präsenz- /Absenznachweis der Art Netzfänge erforderlich. Für weitergehende Fragestellungen sind Netzfänge in jedem Fall unabdingbar (Habhaftwerden von Sendertieren für Quartier- und ggf. Aktionsraumtelemetrie).
1.2. (Bedeutende) Flugrouten
Zur Erfassung von Flugrouten der Fransenfledermaus wird folgende Methodenkombination genutzt:
- Detektor-Transektkartierung (s. Anhang 5, Methodenblatt 2.2).
- Stationäre akustische Erfassung (s. Anhang 5, Methodenblatt 2.4).
- Optional: Flugroutentelemetrie (s. Anhang 5, Methodenblatt 2.8).
Bei Artnachweisen innerhalb geschlossener Waldbereiche sind keine ausgeprägten (festen, eng begrenzten) Flugrouten zu vermuten / vorhanden. Innerhalb fragmentierter Lebensräumen können ausgeprägte (tradierte, eng begrenzte) Flugrouten beispielsweise entlang von Gehölzstrukturen zwischen Quartier(en) und Jagdhabitat(en) existieren.
- Stationäre akustische Erfassung (s. Anhang 5, Methodenblatt 2.2).
- Optional: detektorgestützte Sichtkontrolle (s. Anhang 5, Methodenblatt 2.5).
Aufgrund der vergleichsweise leisen und damit schwer erfassbaren Rufe der Fransenfledermaus ist neben der stationären akustischen Erfassung ggf. eine detektorgestützte Sichtkontrolle durchzuführen.
1.3. Quartiere
Zur Erfassung von Quartieren der Fransenfledermaus wird folgende Methodenkombination genutzt:
- Quartiertelemetrie (s. Anhang 5, Methodenblatt 2.9).
- Kastenkontrolle; falls Kästen im Untersuchungsraum vorhanden (s. Anhang 5, Methodenblatt 2.15).
Werden durch den Eingriff Quartiere beeinträchtigt und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Verfügbarkeit von Baumhöhlen ein Schlüsselfaktor für das lokale Vorkommen darstellt, ist eine Erfassung des Baumhöhlen- bzw. Quartierpotenzials erforderlich. Eine Methode zur Potenzialabschätzung ist die Höhlenbaumkartierung während der laubfreien Zeit:
- Höhlenbaumkartierung (s. Anhang 5, Methodenblatt 2.17).
Rein baumbewohnende Kolonien sind effektiv nur mittels Telemetrie aufzufinden. Bei Artnachweisen in Siedlungsnähe ggf.:
- Detektorgestützte Quartiersuche von gebäudebewohnenden Arten (s. Anhang 5, Methodenblatt 2.10).
Ggf. können Gebäudequartiere auch mittels gezielter Rückverfolgung durch detektorgestützte Sichtbeobachtungen festgestellter Flugrouten ermittelt werden. Des Weiteren können Quartiere in Gebäuden (z.B. in Viehställen) mittels Suche nach Kotspuren und mittels der nachfolgenden Sichtbeobachtung von schwärmenden und jagenden Tieren innerhalb dieser erfasst werden.
2. Bestandserfassung Wochenstubenkolonie / lokale Population
2.1. Populationsgröße
Zur Erfassung der Populationsgröße von Fransenfledermaus-Kolonien wird folgende Methodenkombination genutzt:
- Ausflugszählung (s. Anhang 5, Methodenblatt 2.12 bzw. 2.13).
- Kastenkontrolle; falls Kästen im Untersuchungsgebiet vorhanden (s. Anhang 5, Methodenblatt 2.15).
2.2. Aktionsraum der Kolonie
Sofern auf der Grundlage der vorliegenden Ergebnisse nicht ausgeschlossen werden kann, dass essenzielle Habitate der Art von einem Eingriff betroffen sind, muss die Bedeutung des jeweils betroffenen Teilhabitats für die jeweilige Kolonie näher bestimmt werden. Dazu wird die funktionale Bedeutung der Habitatbestandteile in der Regel mittels einer Aktionsraumtelemetrie ermittelt.
Bei der Fransenfledermaus stellt sich die Frage im Einzelfall, ob essenzielle Habitate erheblich betroffen sind.
- Aktionsraumtelemetrie (s. Anhang 5, Methodenblatt 2.16).
3. Bestandserfassung Zwischenquartiere / Balzpopulation
3.1. Zwischenquartier (Ruhestätte)
Aufgrund des häufigen Quartierwechsels nach der Auflösung der Wochenstuben, ist eine artbezogene Bestandserfassung von Zwischenquartieren nicht zielführend.
Werden durch den Eingriff Quartiere beeinträchtigt und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Verfügbarkeit von Baumhöhlen ein Schlüsselfaktor für das lokale Vorkommen darstellt, ist eine Erfassung des Baumhöhlen- bzw. Quartierpotenzials erforderlich. Eine Methode zur Potenzialabschätzung ist die Höhlenbaumkartierung während der laubfreien Zeit:
- Höhlenbaumkartierung (s. Anhang 5, Methodenblatt 2.17).
3.2. Balzquartier (Ruhestätte)
Die Balzquartiere der Fransenfledermaus liegen u.a. in der Nähe der Winterquartiere oder sind mit diesen identisch. Erfahrungen mit der Erfassung der Balzpopulation fehlen. Eine Erfassung der Balzpopulation wird bis zum Vorliegen etablierter Methoden bis auf Weiteres nicht empfohlen.
4. Bestandserfassung Winterquartier / Winterpopulation
Die Kartierung überwinternder Tiere erfolgt im Regelfall:
- In der Gruppe überwinternder Fledermausarten.
- Erfassung Winterbestand (s. Anhang 5, Methodenblatt 2.18, 2.19).
Fransenfledermäuse wandern z.T. erst Ende Dezember in die Winterquartiere ein und verlassen das Winterquartier oft frühzeitig schon ab Ende Februar.
5. Bestandserfassung Zug
- Keine Erfassung sinnvoll, da keine fernziehende Art.
Literatur
- Keine Angaben