Kleiner Wasserfrosch  (Rana lessonae Camerano,1882)

(Syn.: Kleiner Grünfrosch, Tümpelfrosch, Kleiner Teichfrosch)

(Syn.: Rana meridionalis, R. esculenta lessonae, R. lessonae pannonica)

EU-Code: 1207

Biologie/Lebenszyklus

Imagines/Alttiere

Phänologie
Wanderphase zum Laichgewässer
  • März – April
Laichperiode
  • Hauptlaichzeit: Mai – Juni, oft nur wenige Tage
  • je nach Witterung dazu meist Nebenlaichzeiten, in denen weniger Tiere ablaichen
Fortpflanzungszeit
  • Mai – Juni
Wanderphase/Zugzeit zum Sommerlebensraum
  • vornehmlich juv. und subad. aber auch adulte Tiere unternehmen nach der Laichzeit größere Wanderungen an Land zur Erschließung neuer Gewässer
Wanderphase/Zugzeit zum Winterlebensraum
  • im September wandert ein Großteil der Tiere aus den Gewässern zu den Winterquartieren
Reproduktion
Anzahl Eier
  • 400-2000 (max. 3000) Eier/Weibchen
  • 100-250 Eier/Laichballen
Eiablageplatz
  • meist sonnenexponierte, temporäre und pflanzenreiche Flachwasserzonen
Anzahl Zyklen
  • 1 Laichabgabe pro Weibchen/Jahr mit mehreren Laichballen
Mobilität
mobil
  • Aktionsradius: 10-150 m je nach Größe des Laichgewässers
Wanderstrecke
  • adulte Tiere: < 15 km bei Wanderungen
  • juvenile Tiere: k.A.
Aktivität
Tageszeitliche Aktivität
  • sowohl tag- als auch nachtaktiv
Rufaktivität
  • Rufaktivität im Frühjahr vor- und nachmittags
  • Hauptrufaktivität und die Fortpflanzung finden aber nachts meist vor Mitternacht statt
Bewegungsaktivität
  • Nahrungssuche hauptsächlich tagsüber
  • Wanderungen nachts bei Regenwetter
Lebensdauer
  • 6 (max. 12) Jahre (Freiland)
Geschlechtsreife
  • nach 1-2 (3) Jahren
Ernährung
  • räuberisch
  • hauptsächlich werden Insekten erbeutet

Eientwicklung

Entwicklungsdauer
  • 5-10 Tage

Larvalentwicklung

Entwicklungsdauer
  • 8-12 Wochen
Aufenthaltsort
  • meist am Gewässergrund, suchen oft wärmebegünstigte Flachwasserbereiche auf
Ernährung
  • omnivor: Algenbewuchs (Grünalgen, Kieselalgen, Jochalgen), sessile Wimpertierchen, tote organische Substanz (Tierleichen etc.), Kleinkrebse, Mückenlarven, Amphibienlaich
Landgang
  • Ende Juli – Ende September

Überwinterung

Überwinterungsmodus
  • meistens an Land, selten am Grund der Gewässer

Populationsbiologie

Populationsstruktur
  • in den Laichgewässern meist nur adulte Tiere, die Juvenilen und Subadulten suchen meist andere Gewässer auf, um den kannibalistischen Erwachsenen auszuweichen und kehren erst mit Eintritt der Geschlechtsreife in die Laichgewässer zurück
Populationsdichte
  • 500 adulte Tiere/1000 m2 großen Weiher (Brandenburg)
  • 300 Laichballen/225 m2 Fläche in einem 0,5 ha großen Teich (Sachsen)
  • >200 Tiere/4500 m2 großen Teich (Sachsen)
Geschlechterverhältnis
  • ca. 1:1 (Weibchen:Männchen)
  • in den Rufgruppen zur Paarungszeit aber fast nur Männchen, hier wandern die Weibchen nur zur Paarung und Eiablage zu, ansonsten halten sie sich mehr in den Randbereichen der Gewässer auf, um möglichst wenig von den Männchen belästigt zu werden
Mortalität
  • Ei: wie bei anderen Anuren werden einzelne Eier gelegentlich durch Plattwürmer leergefressen
  • Larve: Fische können einen sehr starken Prädationsdruck ausüben, weitere wichtige Fressfeinde sind verschiedene Vogelarten und die Ringelnatter
  • Adulte: viele verschiedene Vogelarten und Säugetiere, Ringelnatter

Biogeografie

Lebensraum

Winterlebensraum
  • meistens graben sich die Tiere in Waldbereichen in lockeren Boden ein
  • ein Teil überwintert auch im Schlamm am Gewässerboden
Sommerlebensraum
  • meist ganzjährig an Gewässer gebunden und dort die Uferzonen besiedelnd
  • kann aber auch weit entfernt vom Wasser in feuchten Wäldern oder auf sumpfigen Wiesen angetroffen werden
Wanderkorridore
  • kleinere Fließgewässer
Sonstiges
  • bildet oft Mischpopulationen mit dem Teichfrosch (Rana kl. esculenta). Dieser Hybrid ist ursprünglich aus einer Kreuzung zwischen Kleinem Wasserfrosch und Seefrosch (Rana ridibunda) hervorgegangen
Fortpflanzungsgewässer
Gewässertyp
  • Moorige und sumpfige Wiesen- und Waldweiher, Teiche, wassergefüllte Gräben, Bruchgewässer, die Randbereiche größerer Gewässer
  • Seltener größere Seen, Abgrabungsgewässer oder Flüsse
  • meist in Mooren, feuchten Heiden, sumpfigen Wiesen und auf Waldlichtungen
  • kleine Gewässern ab 20 m2 bis große Gewässerkomplexen bis zu 2 ha
  • bevorzugt werden flache Bereichen 20-40 cm Tiefe besiedelt
Temperatur
  • voll sonnenexponiert
  • die flachen Gewässer erwärmen sich schnell auf über 20 °C
  • >15 °C Wassertemperatur erforderlich für Laichakt
Sediment
  • oligotrophe, dystrophe (nährstoffarme) Gewässer
  • auch in eutrophen Teichen und Kleinweihern
Fischbesatz
  • meist werden nur fischfreie Gewässer besiedelt
Vegetationsstruktur
  • in der Regel ist eine sehr dichte, arten- und strukturreiche Vegetation vorhanden
Chemismus des Gewässers
Allgemein
  • pH-Wert: bevorzugt leicht saure Gewässer

Verbreitung

Gesamtverbreitung
  • Europäisch
(Mittel-)europa
  • vor allem West-, Mittel- und Osteuropa
  • fehlt auf der Iberischen Halbinsel, Südfrankreich, Italien und der südlichen Balkanhalbinsel, wo er oft durch sehr ähnliche, nahe verwandte Arten ersetzt wird, sowie in Großbritannien und Skandinavien
Deutschland
  • ist vermutlich in ganz D, vielleicht abgesehen vom äußersten Norden, verbreitet
  • aufgrund der Ähnlichkeit mit den anderen Wasserfröschen und den Schwierigkeiten bei der Bestimmung liegen leider kaum konkrete Angaben zur Verbreitung des Kleinen Wasserfrosches vor
Nordrhein-Westfalen
  • aufgrund der Bestimmungsschwierigkeiten sind leider nur wenige konkrete Angaben vorhanden
  • kommt anscheinend nur in den überwiegend flachen Landesteilen sporadisch vor und fehlt in den höheren Lagen von Eifel und Sauerland
  • meist unter 100 m NN, nur gelegentlich höher
  • D35a: ++, D35b: ++, D30, D31 & D34: ++, D36 & D46: +, D44 & D45: +, D38 & D39: +
Historische Aufzeichnungen aus NRW
  • k.A.

Artenschutzprojekte

Projekte in Nordrhein-Westfalen
  • k.A.