Kleiner Wasserfrosch  (Rana lessonae Camerano,1882)

(Syn.: Kleiner Grünfrosch, Tümpelfrosch, Kleiner Teichfrosch)

(Syn.: Rana meridionalis, R. esculenta lessonae, R. lessonae pannonica)

Vorbemerkung

Der Kleine Wasserfrosch ist zumeist mit dem Teichfrosch (Pelophylax esculentus), seltener mit dem Seefrosch (Pelophylax ridibundus) vergesellschaftet (FELDMANN & PREYWISCH 1973 PREYWISCH & STEINBORN 1977, PREYWISCH 1981, GREVEN et al. 1988, SCHRÖER & GREVEN 1998, SCHLÜPMANN et al. 2005, 2011), mit deren Populationen er auch reproduktiv in enger Verbindung steht (GÜNTHER 1990, 1996). Nur wenige Populationen in NRW – z. B. im westlichen Siegerland – sind offenbar ausschließlich von Pelophylax lessonae besiedelt (SCHLÜPMANN et al. 2005, 2011). Die Beur-teilung vieler Veröffentlichungen ist schwierig, da ältere Veröffentlichungen nie, neuere nur selten einen konkreten Bezug auf die drei Taxa nehmen. Der Kleine Wasserfrosch ist daher in NRW eine sehr wenig bekannte Art (SCHLÜPMANN et al. 2011). Derzeit ist davon auszugehen, dass Angaben zur Bastardsippe Teichfrosch (Pelophylax esculentus) auf den Kleinen Wasserfrosch mehr oder weniger übertragbar sind.

Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)

„Weite Abgrenzung“

Fortpflanzungsstätte: Paarung, Eiablage und Larvalentwicklung finden vollständig im Laichgewässer statt. Da diese Art eine vergleichsweise sehr terrestrische Art ist, sind die Laichgewässer inklusive der direkten Uferzone (das umliegende Grünland und Wald) als Fortpflanzungsstätte abzugrenzen.

Ruhestätte: Tagesverstecke im Sommer befinden sich im Laich– und Aufenthaltsgewässer und seiner Umgebung. Oft sind die Sommerlebensräume mit der Fortpflanzungsstätte identisch, ein großer Teil der Sommerlebensräume liegt aber an Land. Unter den Wasserfröschen ist die Art diejenige, die nach dem Ablaichen häufiger terrestrische Landhabitate aufsucht (SCHMIDT & HACHTEL 2011, S. 871/872). Winterliche Ruhestätten des Kleinen Wasserfrosches befinden sich meist ca. 200–500 m von den Laichgewässern entfernt (BAST & WACHLIN 2004), wobei Wälder bevorzugt werden. Meist graben sich die Tiere in Waldbereichen in lockeren Boden ein oder nutzen Laub– und Totholzhaufen, Kleintiergänge, Baumstümpfe etc. (SCHMIDT & HACHTEL 2011).

Lokalpopulation

  • Lokale Population (Reproduktionsgemeinschaft) am / im Laichgewässer, ggf. einschl. benachbarter Vorkommen bis lt;2000 m Entfernung.
  • Wanderungen von 275–1800 m der Wasserfrösche allgemein wurden von SCHMIDT (2006a; zitiert in SCHMIDT & HACHTEL), PREYWISCH & STEINBORN (1977) und SCHLÜPMANN (schriftl.. Mitt. v. 22.04.2012) festgestellt. Fernausbreitungen sind von SCHMIDT (2006a; zitiert in SCHMIDT & HACHTEL) und BLAB (1986) bekannt und liegen zwischen 1800–2500 m. Andere Untersuchungen zeigen Landhabitate in 100 m (PREYWISCH 1981), 400 m (SANDKE, zitiert in SCHMIDT & HACHTEL 2011) und 600 m (HOPPE, zitiert in SCHMIDT & HACHTEL 2011) Entfernung. Der Median–Wert aller in SCHMIDT & HACHTEL (2011) beschriebenen Migrationen beträgt 600 m. PAN & ILÖK (2010) geben für einen hervorragenden Erhaltungszustand in Bezug auf die Vernetzung eine Entfernung von lt;2000 m zur nächsten Population an.

  • Zerschneidung und damit verbundene Habitatfragmentierung.

Habitatanforderungen

  • Typische Wasserfroschlaichgewässer sollten lt. SCHMIDT & HACHTEL (2011) während des gesamten Sommers und Frühherbstes Wasser führen, zumindest stellenweise flache, vegetationsreiche Ufer besitzen und größtenteils besonnt sein. Bevorzugung besonnter und warmer Gewässer (SCHMIDT & HACHTEL 2011), da 15°C Wassertemperatur für den Laichakt nötig sind.
  • Besonnungsgrad der Laichgewässer ist ideal bei ca. 80 % (BAST & WACHLIN 2004).
  • Anteil an Flachwasserzonen am Gewässerufer ist ideal bei >50 % (BAST & WACHLIN 2004).
  • Gewässergröße nicht ausschlaggebend (11 m² bis 2 ha). Kleine Wasserstellen unter 10 m² werden allerdings gemieden (KRONSHAGE 1995), wobei sie teilweise von Jungtieren genutzt werden(SCHLÜPMANN schriftl. Mitt. vom 22.04.2012).
  • Mit zunehmendem Gewässeralter verliert dieses an Attraktivität für die Kleinen Wasserfrösche, vor allem aufgrund des Anstieges an Fressfeinden (optimales Gewässeralter: 5–10 Jahre).
  • Pioniergewässer, wie vegetationslose Grubengewässer, werden nicht oder nur sehr selten besiedelt (GÜNTHER 1996).
  • Anders als der See– und der Teichfrosch besiedelt der Kleine Wasserfrosch auch oligo– und schwach dystrophe Gewässer ohne eutrophe Gewässer zu meiden (KRONSHAGE et al. 2009, SCHLÜPMANN & GEIGER 1999).
  • Im Vergleich der drei Wasserfrosch–Taxa tendiert der Kleine Wasserfrosch eher zu etwas kleineren, strukturreicheren und oft auch nährstoffärmeren, stehenden Kleingewässern (SCHLÜPMANN & GEIGER 1999) und ist generell nicht so stark an die Gewässer gebunden als die beiden anderen Schwesternarten (GÜNTHER 1996 ).
  • Das Vorhandensein einer gewässerbegleitenden Vegetation aus Schilf, Rohrkolben, Binsen etc. ist als Sichtschutz von Vorteil. Dort halten sich sehr häufig die rufenden Männchen auf (STANGIER 1988).
  • Aufenthaltsorte sind schlammige Uferstellen, Schwimmblätter von Wasserpflanzen, Seggenbulten sowie kleine vegetationsfreie oder –arme Plätze zwischen senkrechten Vegetationsstrukturen in Sprungnähe tieferer Wasserstellen.
  • Neben der unmittelbaren Gewässerumgebung (Gebüsche, Schilf, Hochstaudenfluren) sind weitere Sommerlebensräume, gewässernahe Waldgebiete (PREYWISCH 1981, GÜNTHER 1990), Feuchtwälder, Erlenbruchwälder und Gräben (KRONSHAGE et al. 2009), aber auch Ackerränder (KRONSHAGE et al. 2009) und Heidegebiete.
  • Ein sehr wichtiger Landlebensraum ist feuchtes, strukturreiches, nicht zu niedrigwüchsiges Grünland, in dem die Laichplätze eingebetet sind (SCHLÜPMANN et al. 2011).
  • Überwinterung meist an Land in geschlossenen Waldgebieten (GÜNTHER 1996, SCHMIDT & HACHTEL 2011; TWELBECK, R.; JÄCKEL, U. & A.. BITZ).
  • Eine geringe Entfernung zwischen Laichgewässer und Winterhabitat (lt;100 m) ist optimal (PAN & ILÖK 2010).

  • Adulte Tiere suchen zur Fortpflanzung wieder das gleiche Gewässer auf. Die Alttiere sind meist sehr ortstreu, gelten jedoch als ausbreitungsfreudig (SCHMIDT & HACHTEL 2011)und leisten Wanderstrecken von bis zu 2500 m (BLAB et al. 1986; zitiert in SCHMIDT & HACHTEL 2011). Die Besiedlung neuer Gebiete findet im entscheidenden Maße durch die Jungtiere statt (GÜNTHER 1996). Entsprechend wird für die Neuanlage von Habitaten eine Entfernung von in der Regel nicht mehr als 600 m (entsprechend dem Median–Wert s. o.) empfohlen.
  • Als maximale Wanderdistanz ermittelte TUNNER (1992, zitiert in PLÖTNER 2005) sogar 15 km zwischen Laichgewässer und Winterquartier.
  • Näher gelegene Habitate (wenige Hundert Meter) werden jedoch laut VON BÜLOW (1999, zitiert in SCHMIDT & HACHTEL 2011) und KORDGES (schriftl. Mitt. zitiert in SCHMIDT & HACHTEL 2011) schneller besiedelt.