Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae Camerano,1882)
(Syn.: Kleiner Grünfrosch, Tümpelfrosch, Kleiner Teichfrosch)
(Syn.: Rana meridionalis, R. esculenta lessonae, R. lessonae pannonica)
EU-Code: 1207
Artspezifisch geeignete Kartiermethoden (Methodensteckbriefe)
1. Bestandserfassung (Ersterhebung)
- Verhören: 3 Begehungen nach Sonnenuntergang, Registrierung der Rufaktivitäten: die Unterscheidung von Pelophylax lessonae und Pelophylax esculentus in Mischpopulationen ist in der Regel nicht bzw. nur von einzelnen Spezialisten möglich. Rufe des Seefroschs sind gut zu unterscheiden. Eine Zählung der rufenden Männchen zur Bestandserfassung ist nur in reinen P. lessonae-Populationen möglich.
- Verhören erfordert auch Fang von Tieren (s.u.).
- Sichtbeobachtung: 3 Begehungen tagsüber im Bereich der Larvengewässer am gleichen Tag wie das Verhören. Der Einsatz von Ferngläsern ist oft notwendig. Dabei ist besonders auf Männchen zu achten. Sie lassen sich vergleichsweise einfach an Hand der Färbung und Zeichnung (Rücken, Kehle) und der Schalblasenfärbung bestimmen. Weibchen sind in vielen Fällen nicht sicher zu bestimmen.
- Reusenfang, Keschern: Zur Erfassung und sicheren Bestimmung von Individuen. Der Fang einer Stichprobe von Tieren zur Vermessung (insbesondere das Längenverhältnis innere Zehe zu Fersenhöcker) und die genaue Begutachtung der Form des Fersenhöckers sowie der Färbung und Zeichnung der Tiere ist erforderlich um das Verhältnis der vorkommenden Männchen des Kleinen Wasserfrosches und des Teichfrosches zu ermitteln. Zum Fangen der Tiere ist der nächtliche Kescherfang geeignet und auch der Einsatz von Reusenfallen ist in den meisten Fällen sehr sinnvoll.
- Sichtbeobachtung / Verhören: 3 Untersuchungstermine im Zeitraum Mai bis Juni mit jeweils Verhören (Anzahl Rufer), Fang von Tieren zur Vermessung und Sichtbeobachtung (ggf. Laichballen, ggf. Larven, Habitatqualität, Beeinträchtigungen).
- Sichtbeobachtung ganztägig möglich.
- Verhören bevorzugt nach Einbruch der Dunkelheit bis 23:00/24:00 Uhr (danach nehmen die Aktivitäten der adulten Tiere ab).
- Keine besonderen Anforderungen.
- Abschätzung der Populationsgröße durch Zählung der rufenden Männchen sofern es sich um reine P. lessonae Population handelt. Ansonsten sind Anteile an P. lessonae und Pelophylax esculentus anhand der Vermessungsergebnisse der gefangenen Tiere abzuschätzen.
- Aus Ermittlung von Laichballen und Larven können keine Rückschlusse auf Pelophylax lessonae gezogen werden, da Laich und Larven nicht von Pelophylax esculentus unterschieden werden können.
- Die Schwierigkeit ist, diese Art überhaupt sicher zu erfassen. Die Kleinen Wasserfrösche sind nur eine relativ kurze Zeit in den Laichgewässern zu finden und leben ansonsten überwiegend terrestrisch und sind in dieser Phase kaum zu finden. Daher sollten für den Grundnachweis möglichst viele verdächtig aussehende Tiere zur Hauptzeit der Paarungs- und Rufaktivität gefangen und gemessen werden. Eine sichere morphometrische Bestimmung reicht völlig aus, auf genetische Untersuchungen kann man durchaus verzichten. Durch Zufallsfänge kann der Anteil der Kleinen Wasserfrösche in Mischpopulationen festgestellt werden. Auf Grundlage dieser Relation kann von den ermittelten Ruferzahlen hochgerechnet werden, wie viele Männchen von Kleinem Wasserfrosch und Teichfrosch in dem Gewässer zur Hauptpaarungszeit ungefähr vorkommen.
- Mit o.g. Vorgehen kann auf eine genetische Absicherung in der Regel verzichtet werden.
- Der Seefrosch Pelophylax ridibundus ist im Allgemeinen anhand der Rufe gut unterscheidbar.
- Der Einsatz von Klangattrappen ist nur bedingt geeignet.
- Laich und Larven können allenfalls als „Wasserfrosch“ bestimmt werden.
- Wasserfrösche sind leicht zu erfassen, Probleme bereitet die Bestimmung der Art Kleiner Wasserfrosch innerhalb des Wasserfrosch-Komplexes.
- Zählen und Unterscheidung von Laichballen und Larven macht aufgrund nicht vorhandener Unterschiede keinen Sinn, wenn mehrere Pelophylax-Arten vorkommen, was meist der Fall ist.
- Die Larven der Gruppe der Wasserfrösche sind nicht unterscheidbar, daher ist der Nachweis von Adulti über Kescherfang ausreichend.
- Im Zusammenhang mit Kartiertätigkeiten in (semi-)aquatischen Lebensräumen haben sich hochinfektiöse Amphibienkrankheiten (Ranaviren, Chytridiomykose) in den vergangenen Jahren zu einer schwerwiegenden Bedrohung für die heimische Amphibienfauna entwickelt. Es ist dringend geboten, die Ausbreitung der Krankheitserreger zu erschweren. Kartierer, die sich in (semi-)aquatischen Lebensräumen von Amphibien aufhalten, müssen dringend die Hygieneregeln der Universität Trier einhalten, die vom LANUV als “Hygieneprotokoll” veröffentlicht wurden (Uni Trier u. LANUV 2021). Zur Verhinderung der Übertragung eines Krankheitserregers zwischen Populationen sollten bei einem Wechsel zwischen zwei Gewässern die Stiefel, Kescher, Fallen etc. gründlich mit Wasser gereinigt und desinfiziert werden und alles anschließend gut getrocknet werden. Hintergrundinformationen sowie das Hygieneprotokoll des LANUV finden sich unter: https://www.lanuv.nrw.de/natur/artenschutz/amphibienkrankheiten/
Literatur
- Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV, 2010): FFH-Arten und Europäische Vogelarten; Online unter http://www.naturschutzinformationen-nrw.de/ffh-arten/de/arten/gruppe/amph_rept/liste, Abruf Februar 2014.
- Mutz, T. (2006): Die Bestimmung von Wasserfröschen: Möglichkeiten und Grenzen für den Feldherpetologen – Rundbrief zur Herpetofauna NRW (Arbeitskreis Amphibien und Reptilien Nordrhein-Westfalen) Nr. 30: 24-34. Online im Internet: http://www.herpetofauna-nrw.de/downloads/rdbr30_januar2006.pdf
- Schlüpmann, M. (2005): Bestimmungshilfen. – Rundbrief zur Herpetofauna NRW (Arbeitskreis Amphibien und Reptilien Nordrhein-Westfalen) Nr. 28: 1-36. Online im Internet: http://www.herpetofauna-nrw.de/downloads/rdbr28_april2005_bestimmungshilfen.pdf
- Schlüpmann, M. u. Kupfer, A. (2009): Methoden der Amphibienerfassung – eine Übersicht. S. 7-84 in: Hachtel, M., Schlüpmann, M., Thiesmeier, B. u. Weddeling, K. (Hrsg.): Methoden der Feldherpetologie. – Zeitschrift für Feldherpetologie, Supplement 15.
- Universität Trier u. LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen) 2021: Hygieneprotokoll zur Verhinderung der Übertragung von Krankheitserregern (v.a. Batrachochytrium salamandrivorans, B. dendrobatidis, Ranavirus) zwischen Amphibienpopulationen. https://www.lanuv.nrw.de/fileadmin/lanuv/natur/hygieneprotokoll/Hygieneprotokoll.pdf