Moorfrosch  (Rana arvalis Nilsson,1842)

(Syn.: Rana terrestris, R. oxyrrhinus, R. palustris)

EU-Code: 1214

Biologie/Lebenszyklus

Imagines/Alttiere

Phänologie
Wanderphase zum Laichgewässer
  • Februar – Ende April
Laichperiode
  • Hauptlaichzeit: meist wenige Tage
  • Einzeltiere bis 1 Monat
Fortpflanzungszeit
  • Februar – Ende April
Wanderphase/Zugzeit zum Sommerlebensraum
  • direkt nach der Fortpflanzungsphase
  • zügige Wanderung mit oder ohne Latenzzeit, wird oft nur durch schlechte Witterungsbedingungen unterbrochen
Wanderphase/Zugzeit zum Winterlebensraum
  • ein Teil der Tiere unternimmt Herbstwanderung Richtung Laichgewässer
Reproduktion
Anzahl Eier
  • 500-3000 Eier/Weibchen in 1-2 Laichballen
Eiablageplatz
  • flache Bereiche (10-30 cm tief), meist sonnenexponiert mit Pflanzenunterwuchs (z. B. Glyceria)
  • in offenen Wasserflächen zwischen vertikalen Vegetationsstrukturen
  • auch halbschattig und schattig und über weite Wasserflächen verteilt
Anzahl Zyklen
  • 1 Laichabgabe pro Weibchen/Jahr
Mobilität
mobil
  • Aktionsradien: Migrationsflächen für Jahreslebensräume: 2,5 bis 4,5 km2 (Westfalen, Hartung 1991)
Wanderstrecke
  • adulte Tiere: <1200 m
  • <600 m (sommerliche Wanderungen)
  • juvenile Tiere: <1000 m
  • 12,5 m/Tag im Hochmoor
  • 40,9 m/Tag im Kiefernforst (Westfalen
  • Hartung 1991)
Aktivität
Tageszeitliche Aktivität
  • zur Fortpflanzungszeit tag- und nachtaktiv
  • im Sommerlebensraum nachtaktiv
  • frisch metamorphosierte Jungfrösche meist tagaktiv
Rufaktivität
  • während der Paarungszeit zu allen Tages- und Nachtzeiten
  • besonders intensive Phasen bei Sonnenschein, am späten Nachmittag und in der ersten Nachthälfte
Bewegungsaktivität
  • k.A.
Lebensdauer
  • bis > 10 Jahre (Freiland)
Geschlechtsreife
  • nach 2-3 Jahren
Ernährung
  • räuberisch
  • häufig Käfer, sonst andere Insekten, Spinnentiere und Schnecken

Eientwicklung

Entwicklungsdauer
  • 5-25 Tage

Larvalentwicklung

Entwicklungsdauer
  • 6-16 Wochen
Aufenthaltsort
  • einzeln oder in Fressgemeinschaften am Gewässergrund oder im Freiwasser an Wasserpflanzen u.ä.
Ernährung
  • omnivor
  • Algenbewuchs, tote organische Substanz (Tierleichen etc.), eigenen und anderen Amphibienlaich
Landgang
  • Ende Mai) Ende Juni – September
  • Hauptmonat: Juli

Überwinterung

Überwinterungsmodus
  • als Larve keine Überwinterung bekannt
  • Adulte Tiere meist an Land, aber auch im oder in unmittelbarer Gewässernähe: 5-20 % der Tiere bei Untersuchungen im westlichen Münsterland

Populationsbiologie

Populationsstruktur
  • k.A.
Populationsdichte
  • 8000 adulte Männchen/7 ha großes Gebiet (Mecklenburg-Vorpommern)
  • 5000 rufende Männchen/3 ha Bruchwald (Ostdeutschland)
  • 3000-4000 Adulte/1,5 ha Erlenbruchwald (Uckermark)
  • 1450 Laichballen/3 ha Teichgebiet (Leipzig)
Geschlechterverhältnis
  • ca. 1:1 (Weibchen:Männchen)
  • während Fortpflanzungszeit mehr Männchen im Gewässer
  • Männchen wandern auch eher ans Gewässer und verweilen hier erheblich länger als die Weibchen
Mortalität
  • Ei: Enten, Molche
  • Larve: räuberische Wasserinsekten und ihre Larven, Fische, Molche
  • Adulte und Jungtiere: Kreuzotter, Ringelnatter, Teich- und Seefrösche
  • ansonsten versch. Vögel wie Waldkauz, Schleiereule, Mäusebussard, Graureiher u.ä., Säugetiere: Mink

Biogeografie

Lebensraum

Winterlebensraum
  • meist an Land: frostfreie Lückensysteme im Boden oft in Gewässernähe bei hoher Bodenfeuchte, selten auch Überwinterung am Gewässerboden
Sommerlebensraum
  • Lebensräume mit hohen Grundwasserständen, staunasse Flächen auf Nasswiesen und sumpfigem Grünland, Nieder- und Flachmooren, Hoch- und Übergangsmoore, Erlen- und Birkenbrüche oligotrophe Kiefernforste auf ehemaligen Feuchtheideflächen
Wanderkorridore
  • feuchte Gräben und Hecken
Sonstiges
  • Männchen sind zur Paarungszeit manchmal auffallend blau gefärbt
  • nach der Laichzeit wandern die ad. Tiere innerhalb von 4-6 Wochen in die Sommerlebensräume, ohne Latenzzeit
  • die Jungtiere wandern zögerlich ab, erreichen den Wanderhöhepunkt erst im Spätsommer (Westfalen, Hartung 1991)
Fortpflanzungsgewässer
Gewässertyp
  • Teiche, Weiher, Altwässer, Gräben, saure Moorgewässer, Uferbereiche von Seen
Temperatur
  • >10 °C Lufttemperatur über mehrere Tage optimal für Ananderung zu Laichgewässern
  • 10-15 °C Wassertemperatur optimal für Laichakt
Sediment
  • oligo- bis mesotroph
  • meist mesotroph (nördl. Rheinland)
Fischbesatz
  • in der Regel fischfrei
Vegetationsstruktur
  • meist submerse Vegetation und vertikale Vegetationsstrukturen
Chemismus des Gewässers
Allgemein
  • pH-Wert: > 4,5, Schwach bis mäßig sauer (nördl. Rheinland)

Verbreitung

Gesamtverbreitung
  • eurosibirisch vom nördlichen Polarkreis (Halbinsel Kola) bis nach Ostfrankreich, über den nördlichen Balkan östlich bis weit nach Asien (Baikalsee)
(Mittel-)europa
  • fehlt im gesamten Südeuropa, in Großbritannien und im größten Teil Frankreichs und in der Schweiz
Deutschland
  • der Norden und Osten werden fast flächendeckend besiedelt, im Westen und Süden nur lückenhafte Verbreitung, kommt aber in allen Bundesländern vor
  • Tieflandart, die selten über 400 m anzutreffen ist
Nordrhein-Westfalen
  • in Westfalen liegen die meisten Vorkommen im westlichen Münsterland, in der Senne und im Mindener Flachland, im Rheinland konzentrieren sie sich im Naturpark Schwalm-Nette und rechtsrheinisch im Bereich der Niederrheinischen Sandplatten und der Lippeaue
  • D35a: ++, D35b: +, D30, D31 & D34: ++, D36 & D46: –, D44 & D45: –,
Historische Aufzeichnungen aus NRW
  • in ehemaligen Moorgebieten der Westfälischen Bucht wahrscheinlich früher wesentlich weiter verbreitet gewesen

Artenschutzprojekte

Projekte in Nordrhein-Westfalen
  • k.A.