Laubfrosch  (Hyla arborea (Linnaeus, 1758))

(Syn.: Rana arborea, Hyla viridis)

EU-Code: 1203

Biologie/Lebenszyklus

Imagines/Alttiere

Phänologie
Wanderphase zum Laichgewässer
  • April – Mai, (Männchen treffen ca. 6-8 Tage vor Weibchen ein)
Laichperiode
  • Hauptlaichzeit: Mai – Juni, oft nur wenige Tage, je nach Witterung
Fortpflanzungszeit
  • Mai – Juni (Spätlaicher)
Wanderphase/Zugzeit zum Sommerlebensraum
  • adulte Tiere unternehmen nach der Laichzeit zielgerichtete Wanderungen an Land in die terrestrischen Sommerquartiere. Als Strauch- und Baumbewohner während der Sommermonate sind Sitzwarten in der Kronenregion von Bäumen bis in einer Höhe von ca. 25 m belegt
Wanderphase/Zugzeit zum Winterlebensraum
  • Ende September – Anfang/Mitte Oktober (gesteigert mit abnehmender Tageslänge)
Reproduktion
Anzahl Eier
  • 11-53 Laichballen/Paar („walnußgroße" Eiklumpen)
  • Ø 22 Laichballen /Paar
  • Ø 38 Einzeleier/Laichballen
  • 470-1433 Eier/Weibchen
Eiablageplatz
  • meist sonnenexponierte, temporäre und pflanzenreiche Flachwasserzonen
Anzahl Zyklen
  • 1 Laichzyklus pro Weibchen/Jahr mit vielen Laichballen (Eiklumpen), Mehrfachpaarungen mit zeitlichen Abständen von 16-40 Tagen bei einzelnen Weibchen möglich
Mobilität
mobil
  • Aktionsradius: meist < 2km um Laichgewässer
Wanderstrecke
  • adulte Tiere: bis 1-12,6 km (richtungsorientierte Wanderungen zwischenWinterquartier – Laichgewässer)
  • einige 100 m (Wanderungen innerhalb des terrestrischen Sommerlebensraumes)
  • Männchen sind wanderfreudiger als Weibchen
  • juvenile Tiere:200-600 m (zw. Geburtsgewässer und Winterquartier, im 1. Jahr)
Aktivität
Tageszeitliche Aktivität
  • dämmerungs- und nachtaktiv (abendliche Dämmerung bis erste Nachthälfte: Wanderungen, Rufaktivitäten im Zusammenhang mit der Wanderungs- und Paarungszeit)
  • späte Vormittags- und Nachmittagsstunden (Aufsuchen von Sonnplätzen in Sommerlebensräumen, Nahrungssuche)
Rufaktivität
  • Rufaktivität im Frühjahr im Zusammenhang mit der Reproduktion
  • Hauptrufaktivität und die Fortpflanzung finden aber abends bis meist vor Mitternacht statt
  • Zusätzlich ab Juni – Oktober: Zeit der Sommer- und Herbstrufe, meist tagsüber
  • verschiedene Ruftypen: Paarungsruf, Befreiungsruf, Revierruf, Schreckruf
Bewegungsaktivität
  • Nahrungssuche hauptsächlich tagsüber
Lebensdauer
  • 5 Jahre (im Freiland)
  • 22 Jahre (im Terrarium)
Geschlechtsreife
  • Normal nach 2 Jahren
  • Fortpflanzungsaktivität von einjährigen Männchen ist aber bekannt
  • ob es dabei zu erfolgreichen Paarungen kommt, ist aber fraglich (Statellitenmännchen)
Ernährung
  • räuberisch
  • hauptsächlich flugaktive, schnelle Insekten aus dem Blütenhorizont der Gebüsch- und Hochstaudenzonen

Eientwicklung

Entwicklungsdauer
  • 2-3 Tage
  • bei 20 °C: 6 Tage (Labor)

Larvalentwicklung

Entwicklungsdauer
  • 50-70 Tage
Aufenthaltsort
  • gute Schwimmer und Schweber
  • häufig in der oberflächennahen Wasserschicht, bei Störung schnelles Aufsuchen von Versteckplätzen im Bodenmulm und in dichten Vegetationsbereichen
Ernährung
  • omnivor
  • Geschwebe (nicht selten: Aufnahme von Nahrung direkt aus dem Oberflächenhäutchen), vorwiegend Algen (Grünalgen, Kieselalgen, Jochalgen), sessile Wimpertierchen
  • Detritusfresser: Kleinkrebse, Mückenlarven, etc., aber auch Laich von anderen Fröschen, die mit ihnen das gleiche Laichgewässer benutzen
Landgang
  • Ende Juni – Ende Juli/Anfang August

Überwinterung

Überwinterungsmodus
  • im atlantisch getönten Mitteleuropa an Land

Populationsbiologie

Populationsstruktur
  • „strukturierte Großpopulation" Metapopulation)
  • örtliches Aussterben lokaler (Teil-) Populationen kommt immer wieder vor
Populationsdichte
  • <20 Rufer/Kolonie meiste Vorkommen
  • >20-200 Rufer/Kolonie seltener, gelten als Großvorkommen
  • >1000 Rufer/Kolonie größtes Vorkommen in NRW (Kreis Warendorf)
  • erhebliche Bestandsschwankungen sind typisch
Geschlechterverhältnis
  • ca. 1 : 1 (Weibchen : Männchen)
  • in den Rufgruppen (Gruppenbalz) zur Paarungszeit nur Männchen
  • hier wandern nur die paarungsbereiten Weibchen dann zur Paarung und Eiablage zu, ansonsten halten sie sich mehr in den Randbereichen der Gewässer auf
Mortalität
  • Ei: wie bei anderen Anuren auch wird Laich von Stock- und Knäckenten gefressen, möglicherweise als Nebeneffekt bei der Aufnahme von Wasserpflanzen
  • Larve: Fische (von Stichlingen bis hin zu Hechten) können einen sehr starken Prädationsdruck ausüben, weitere wichtige Fressfeinde sind verschiedene Insekten, z.B. große Wasserkäfer, Wasserwanzen, Libellenlarven sowie verschiedene Vogelarten und die Ringelnatter
  • Adulte: viele verschiedene Vogelarten, Ringelnatter

Biogeografie

Lebensraum

Winterlebensraum
  • Tiere überwintern in den oberflächennahen Bodenschichten in genügend frostsicheren Überwinterungsquartieren (z.B. Erdhöhlen, Laubhaufen, unter Steinen und Wurzeln)
  • auch in Mauerspalten von Kellern, unter efeubewachsenen Hauswänden in mehreren Metern Höhe.
  • Winterquartier liegt oftmals im Sommerlebensraum (Laubmischwälder, Feldgehölze, Saumgesellschaften, laubstreureiche Hecken, Gärten)
Sommerlebensraum
  • meist entfernt vom Wasser in Brombeer- (überwachsenen) Hecken, Sträuchern, Gebüschen und in (feuchten) Wäldern in der Strauch- und Kronenschicht. Jungtiere häufig auch in den, den Hecken vorgelagerten Hochstaudenfluren
  • Gesamthabitat: Biotopkomplex aus drei Teiljahreslebensräumen: Ruf- oder Reproduktionsgewässer, terrestrisches Umland (Sommerlebensräume) und Winterhabitat
  • Diese Teiljahreslebensräume müssen innerhalb bestimmter Entfernungen zueinander liegen und die Korridore dazwischen müssen über spezifische Umweltqualitäten verfügen
Wanderkorridore
  • wahrscheinlich bandförmige Biotoptypen wie Gräben, Raine, feuchte Senken
Sonstiges
  • typisch ist eine Vergesellschaftung mit mehreren anderen Amphibienarten, z.B. mit Teich- und Kammolch, Kreuzkröte und Teichfrosch. Laubfroschgewässer sind i.d.R. recht artenreiche Laichgewässer
Fortpflanzungsgewässer
Gewässertyp
  • Stehende, kleinere bis mittelgroße, flache, teil- oder vollbesonnte, perennierende oder zeitweilig austrocknende Gewässer mit guter Wasserqualität
  • kleine Gewässer von 0,5 m² bis hin zu größeren Weihern und Teichen
  • bevorzugt werden Flachgewässer und /oder die flachen Gewässerbereichen von 20-50 cm Tiefe
Temperatur
  • >15 °C Wassertemperaturen erforderlich für Laichakt und erfolgreiche Larvenentwicklungszeit
  • optimal sind sommerwarme, flache Gewässer (bzw. Flachuferbereiche), die sich schnell erwärmen können
Sediment
  • dystrophe (nährstoffarme) Gewässer, auch in eutrophen Teichen und Kleinweihern
Fischbesatz
  • meist werden fischfreie Gewässer besiedelt, Koexistenz mit Fischen ist in größeren, gut gegliederten und strukturreichen Gewässern möglich, allerdings mit entsprechend geringen Reproduktionsraten
Vegetationsstruktur
  • in der Regel ist eine dichte, arten- und strukturreiche Vegetation vorhanden
Chemismus des Gewässers
Allgemein
  • pH-Wert: 6-8
  • Leitfähigkeit: 150-350 μS/ (Optimalwert für Reproduktionsgewässer)

Verbreitung

Gesamtverbreitung
  • Westpaläarktisch
(Mittel-)europa
  • Von Dänemark und Südschweden über West-, Südwest- und Mitteleuropa bis westliches Russland, Ukraine und Kaukasus, auf dem Balkan, in Griechenland bis Kreta und westliches und nördliches Kleinasien
Deutschland
  • Typischer Vertreter der planar-collinen Höhenstufe in wärmebegünstigten Feuchtbiotopen der Niederungen und der Kleingewässer-, Grünland- und Heckenreichen Kulturlandschaften bis hin zu Feuchtbiotopen im Mittelgebirgsraum
Nordrhein-Westfalen
  • Überwiegend in den flachen Landesteilen des Kern- und Westmünsterlands, in Ostwestfalen-Lippe Streufunde, meist unter 100 m NN, nur im Kreis Höxter bis ca. 320 m NN
  • D35a: +, D35b: +, D30, D31 & D34: +, D36 & D46: +, D44 & D45: –, D38 & D39: –
Historische Aufzeichnungen aus NRW
  • Dramatische Rückgänge vor allem im Rheinland: in der Niederrheinischen Bucht und im Niederrheinischen Tiefland vielerorts noch bis Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts, heute nur noch Restpopulationen an drei Standorten

Artenschutzprojekte

Projekte in Nordrhein-Westfalen
  • Aufbauend auf regionalen NABU-Laubfroschschutzmaßnahmen, seit 1999 NABU/ANTL -Kooperationsmodell zw. amtlichen und ehrenamtlichen Naturschutz mit dem Projekttitel „Ein König sucht sein Reich" (Geiger et al. 2002) beginnend im Kern- und Westmünsterland mit aktueller Einbindung von OWL und Rheinland