Laubfrosch  (Hyla arborea (Linnaeus, 1758))

(Syn.: Rana arborea, Hyla viridis)

EU-Code: 1203

Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)

„Weite Abgrenzung“

Fortpflanzungsstätte: Da Paarung, Eiablage und Larvalentwicklung vollständig im Laichgewässer stattfinden, ist dieses inklusive der direkten Uferzone als Fortpflanzungsstätte abzugrenzen. Zudem nutzen die Laubfrösche während der Paarungszeit eine große Zahl an Tagesverstecken in unmittelbarer Umgebung des Laichgewässers. Stehen mehrere Gewässer in einem Gewässerkomplex so miteinander in Verbindung, dass regelmäßige Austauschbeziehungen stattfinden, so ist der Bereich zwischen den Gewässern Teil der Fortpflanzungsstätte.

Ruhestätte: Potenzielle Ruhestätten, sowohl im Sommer als auch im Winter, befinden sich im Umkreis von ca. 1000 m um das Laichgewässer. Bevorzugt werden Hecken, Waldränder, Gebüschsäume, verbuschte Gewässerufer und blütenreiche Hochstaudenfluren bzw. Röhrichte innerhalb von Feuchtgrünlandkomplexen. Als Winterquartiere genutzt werden frostfreie Hohlräume im Boden, Steinspalten, Baumhöhlen oder Laubhaufen.

Lokalpopulation

  • Die Lokale Population (Reproduktionsgemeinschaft) am / im Laichgewässer, ggf. einschl. benachbarter Vorkommen bis lt; 1000 m Entfernung (Metapopulation; entsprechend bekannter Dismigrationsradien).
  • Wanderungen innerhalb eines Vorkommens wurden von GELDER (1978, zitiert in GEIGER et al. 2011) mit 500 m beschrieben, SCHWARTE & OCH (2008, zitiert in GEIGER et al. 2011) stellten Bewegungen im Umkreis von 80 – 700 (1000) m um die Laichgewässer fest. KUHLMANN & NOLTE (1986, zitiert in GEIGER et al. 2011) konnten eine Fernwanderung von 1500 m feststellen und MEIER (1995, zitiert in GEIGER et al. 2011) sogar von 3500 m. Der Median aller in GEIGER et al. (2011) beschriebenen Migrationen beträgt 850 m. PAN & ILÖK (2010) geben für einen hervorragenden Erhaltungszustand in Bezug auf die Vernetzung eine Entfernung von lt; 1000 m zur nächsten Population an.

Habitatanforderungen

  • Der Laubfrosch bevorzugt als Laichgewässer kleinere, stehende Gewässer wie Kleinweiher und Tümpel (GEIGER et al. 2011, SCHLÜPMANN et al. 2006), welche als Laichgewässerkomplex ausgebildet sind. Die Laichgewässer müssen sonnenexponiert (BLAB 1978, zitiert in THIELKE 1987) sein, eine pflanzenreiche Flachwasserzone besitzen (GEIGER et al. 2011, GROSSE& GÜNTHER, 1996), möglichst fischfrei und nährstoff- und schadstoffarm sein sowie eine Temperatur von mindestens 15° C und einen pH-Wert von 6 – 8 aufweisen (MUTZ et al. 2000). Kleinstgewässer wie Lachen werden aufgrund ihrer zeitlich zu kurzen Wasserführung gemieden (GEIGER et al. 2011).
  • Lt. SCHLÜPMANN et al. (2006) werden vorzugsweise offene Agrarlandschaften mit Grünländereien, Äckern und Brachen besiedelt. Feuchtes und nasses extensiv beweidetes Grünland in Auenlagen wird bevorzugt, wobei eine hohe Kleingewässer- und Heckendichte charakteristisch ist (Brombeergebüsche an Gräben und Waldmantelsäume).
  • Die Sommerlebensräume müssen vom Laichgewässer her zugänglich sein und genügend Strukturen aufweisen, denn außerhalb der Fortpflanzungszeit halten sich die Laubfrösche in höherer Vegetation auf (z.B. Brombeerhecken, Röhrichte, Weidegebüsche, Kronendach der Bäume) (GEIGER et al. 2011).
  • Laichgewässer und Tagesverstecke (gewässernahe Sitzwarten in Gebüschen, Bäumen, Schilfgürteln, Röhrichten, u.ä.) müssen in direktem räumlichen Bezug stehen. In den Tagesverstecken sollte eine hohe Luftfeuchte trotz direkter Sonneneinstrahlung erreicht werden (hoher Grundwasserstand vorteilhaft) (GEIGER 1997).
  • Jungtiere halten sich vornehmlich in staudenreichen Seggenriedern und an nicht gemähten Wegrändern und Streuwiesen auf (BITZ & SCHADER 1996).
  • Die Überwinterung erfolgt an Land, wo sich die Tiere in Waldbereichen, Feldgehölzen oder Säumen in Wurzelhöhlen, Erdlöchern, Steinspalten, Laubhaufen u. ä .verstecken (vgl. GEIGER et al. 2011, BAST & WACHLIN 2004). Der Winterlebensraum muss hindernisfrei über bandförmige Gräben oder feuchte Senken erreichbar sein und genügend frostfreie Verstecke beinhalten.
  • Eine gewisse Dynamik im Lebensraum (Verlagerung und Neuschaffung von Initialstadien) und damit verbundene Verringerung des Feinddrucks (Trockenfallen der Laichgewässer und Verschwinden von Fischen) ist förderlich (BITZ et al. 1995), wobei eine hohe Gewässerdichte von entscheidender Bedeutung ist, sodass sich auch bei ungünstigen Bedingungen ein Fortpflanzungserfolg einstellen kann (GEIGER et al. 2011).

  • Metamorphosierte Jungtiere besiedeln Gewässer, die sich in einem Radius von 3-3,5 km um ein Laichgewässer befinden (MEIER 1995, zitiert in GEIGER et al. 2011, S.715), adulte Tiere zeigen jedoch eine deutlich geringere Wanderbereitschaft (siehe unter lokale Population). Entsprechend wird für die Neuanlage von Habitaten eine Entfernung von in der Regel nicht mehr als 850 m (Median-Wert) empfohlen.
  • Eine Vernetzung von Teilpopulationen über lineare Strukturen wie Hecken, feuchte Senken, Raine und Gräben kann das Zusammenbrechen (z.B. durch langjährige Trockenheit) einer Teilpopulation verhindern.
  • Zur idealen Vernetzung beträgt die Gewässerdichte 5 – 10 Gewässergruppen pro km² (MERMOD et al. 2010).