Mauereidechse  (Podarcis muralis (Laur.,1768))

(Syn.: Seps muralis)

EU-Code: 1256

Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)

„Weite Abgrenzung“

Fortpflanzungsstätte: Paarung und Eiablage erfolgen an geeigneten Stellen im Gesamtlebensraum. Daher gilt der gesamte besiedelte Habitatkomplex als Fortpflanzungsstätte. Die genaue Abgrenzung erfolgt im Einzelfall anhand der Besiedlung und der Geländestruktur (sonnige, mehr oder weniger südexponierte und wenigstens teilweise steile bis senkrechte Habitatstrukturen (DALBECK & HAESE 2011)).

Ruhestätte: Als Tages- und Nachtverstecke, als Winterquartier bzw. während der Häutung werden Spalten und tiefe Löcher in mehr oder weniger senkrechten und offenen Strukturen, wie Felsen, Mauern und steilen Böschungen, genutzt. Daher gilt der gesamte besiedelte Habitatkomplex auch als Ruhestätte. Die genaue Abgrenzung erfolgt ebenso im Einzelfall anhand der Besiedlung und der Geländestruktur.

Lokalpopulation

  • Die Abgrenzung der lokalen Population ist schwierig, da die Art stellenweise sehr große, zusammenhängende Gebiete besiedelt, andererseits aber auch kleinräumig, isoliert (z.B. Steinbrüche) zu finden ist. Als lokale Population sind in jedem Fall Vorkommen zu kennzeichnen, die aufgrund veränderter Flächennutzung (z.B. flächendeckende Bebauung) und/oder Nutzungsintensivierung der Landwirtschaft isoliert wurden und somit nicht mehr an den regionalen Lebensraumverbund angeschlossen sind (BFN 2011). Als Hilfsgröße zur Abgrenzung der Lokalpopulation wird gem. LAUFER (2009b) ein Umkreis von 150 –(500 m) um ein Vorkommen vorgeschlagen.
  • Ein Großteil der Populationen in NRW ist nach Einschätzung von DALBECK & HAESE (2011) deutlich kleiner als die von BENDER et al. (1999, zitiert in DALBECK & HAESE 2011) errechneten 140 Männchen und 180 Weibchen, die für eine stabile isolierte Population notwendig sind. Mittelgroße Populationen umfassen in NRW 20-100 Tiere, wobei sich die Streifgebiete verschiedengeschlechtlicher Tiere überschneiden können (DALBECK & HAESE 2011).

Habitatanforderungen

  • Sonnige, mehr oder weniger südexponierte Lebensräume mit wenigstens teilweise steilen bis senkrechten Strukturen, z.B. natürliche Felsen, felsige Uferbereiche, felsige Wegeanschnitte, Steinbrüche, Blockhalden, trockene Calluna-Heiden. Auch sekundäre Habitate wie Bahnanlagen, Steinschüttungen und Böschungen werden besiedelt, untergeordnet auch fugenreiche Mauern oder Holzstapel (DALBECK & HACHTEL 2000, HABERBOSCH & MAY-STÜRMER 1987).
  • Mosaikstruktur aus vegetationsfreien Stellen für die Thermoregulation (DEXEL 1986a, zitiert in DALBECK & HAESE 2005) und stark bewachsenen Stellen für die Jagd und die Thermoregulation an heißen Sommertagen. Als Jagdhabitat kann schon ein mindestens 30 cm breiter Vegetationsstreifen ausreichen (GÜNTHER et al. 1996). Direkte räumliche Nähe von Sonnplätzen und möglichen Verstecken.
  • Ost- oder südostexponierte Habitate sind eher „wasserunabhängig“, ansonsten spielt auch das Vorhandensein von Wasser in der Nähe der Lebensräume wahrscheinlich eine Rolle (GÜNTHER et al. 1996).
  • Ausreichende Anzahl an frostfreien Verstecken (Mauerritzen, Felsspalten u. ä.), mindestens 4/m² (FRITZ 1987).
  • Ausreichende Vertikalstrukturen aufgrund des ausgeprägten Kletterbedürfnisses der Mauereidechse (STRIJBOSCH et al. 1980a zitiert in BITZ et al. 1996).
  • Ausreichend besonnte, grabbare und lückig bewachsene Eiablageplätze.
  • Optimal sind 20 – 30% bewachsene steile Mauern mit einer Höhe von mindestens 1,5 m (HABERBOSCH & MAY-STÜRMER 1987, SACHTELEBEBEN et al. 2010).

  • Maximaler Aktionsraum laut BENDER (1997, zitiert in AMLER et al. 1999) im Radius von 500 m.
  • Sehr hohe Isolationsgefahr einer Population aufgrund der Besiedlung von Sonderstandorten. Eine Vernetzung zweier Habitate daher oft nur schwer zu erreichen. Vernetzungen von besiedelten Habitaten finden häufig über Bahngleisen statt.
  • Die Mindesthabitatgröße ist abhängig von Standortfaktoren und der Populationsgröße. FRITZ (1987) gibt eine Mindestgröße von 200 m² bei ca. 20 Individuen an (Optimalhabitat). Bei verbuschten Habitaten werden offensichtlich größere Streifgebietsflächen benötigt. Die Aktionsraumgröße ist somit von der Habitatqualität abhängig. Lt. LAUFER (2009) sollte pro Alttier 80 m² Fläche zur Verfügung stehen.
  • Streifgebiete der Individuen befinden sich zwischen 4-10 m im Umkreis um das Versteck (DALBECK & HAESE 2011). NOPPE (1998) und DOWIDEIT (2006, zitiert in DALBECK & HAESE 2011) ermittelten Streifgebietsgrößen von etwa 50m².
  • Die Reviergröße eines adulten Tieres beläuft sich lt. ZIMMERMANN (1989) ca. auf 15m². Abhängig ist diese Größe jedoch von der Ausprägung der abiotischen Faktoren.