Raubwürger (Lanius excubitor Linnaeus, 1758)
Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)
„Enge Abgrenzung“
Fortpflanzungsstätte: Raubwürger bauen Nester in (Dorn-) Sträuchern, Gebüschen und in Bäumen. Das Nest wird in der Regel jedes Jahr neu gebaut, allerdings besteht eine hohe Revier- und Nistplatztreue (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1993: 1295). Der Aktionsraum ist mit > 20 ha für einen Singvogel sehr groß. Als Fortpflanzungsstätte wird der Bereich in einem Umkreis von bis zu 150 m (planerisch zu berücksichtigende Fluchtdistanz nach GASSNER et al. 2010: 193) zum Revierzentrum abgegrenzt. Weitere essenzielle Habitatbestandteile sind geeignete Nahrungshabitate im Umkreis bis zu 250 m zum Revierzentrum (entspricht Kreisfläche mit Radius 20 ha).
Ruhestätte: In Raubwürger-Revieren gibt es mehrere „Hauptplätze“ in exponierter Lage (Nutzung als Fress-, Ruhe-, Übersichts-, Schlaf und Mauserplatz: SCHÖN 1994: 262). Die als „Hauptplätze“ geeigneten Strukturen (dichte, große Dornstrauchgebüsche) werden als Ruhestätte abgegrenzt und sind in der Regel in der Abgrenzung der Fortpflanzungsstätte enthalten.
Lokalpopulation
- Einzelvorkommen; Vorkommen in einem Schutzgebiet
Habitatanforderungen
- Bruthabitat: Das Nest wird in hohen dichten Büschen und Bäumen gebaut, z.B. in großen Dorngebüschen, Obstbäumen, Pappeln, Fichten oder Kiefern mit freier Übersicht über das Revier. Die Art bevorzugt Kuppen oder Höhenrücken (BAUER et al. 2005: 46, HÖLKER 2002).
- Nahrungshabitat: Der Raubwürger bevorzugt übersichtliches, lückiges und niedrigwüchsiges Gelände in sonnenexponierter Lage mit Sitzwarten (z.B. exponierte Äste von Dornsträuchern und Einzelbäumen, Zaunpfähle, Freileitungen, bevorzugt in 3-10m Höhe, ROTHHAUPT 1997: 33) für die Nahrungssuche und mit Sichtkontakt zu Reviernachbarn. Typische Habitate sind halboffene, grenzlinienreiche Landschaften wie Wiesen-, Weide-, Moor- und Riedgebiete, Zwergstrauchheiden, extensiv genutzte Mager- und Streuobstwiesen, Windwürfe, Kahlschlagflächen und Aufforstungen im Wald (SCHÖN 1994, HÖLKER 1993, 2002). Die Nahrung wird in der Brutzeit in Nestnähe gespeichert, im Winter aufgespießt (z.B. an Dornsträuchern) oder eingeklemmt. Wichtige Nahrungstiere sind Insekten und kleine Wirbeltiere (Frösche, Eidechsen, Kleinvögel, Kleinsäuger, BAUER et al. 2005: 46).
- In NRW und im angrenzenden Westerwald wurden und werden Kalamitätsflächen und Windwürfe bevorzugt besiedelt, wobei auch Umsiedlungen traditioneller Grünlandreviere in nahe gelegene Windwürfe stattfanden. Sie suchen dabei den Kontakt zu besetzten Revieren (SCHÖN 2000, Jöbges & Sudmann 2015). Mit fortschreitender Sukzession verschlechtert sich die Habitateignung durch zunehmenden Dichtwuchs wieder (FISCHER & FAHL 2001: 894).