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Turteltaube  (Streptopelia turtur (L.))

EU-Code: A210

Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)

„Weite Abgrenzung“

Fortpflanzungsstätte: Die Turteltaube brütet in lichten und kleinklimatisch begünstigten hohen Sträuchern oder Bäumen. Das Nest wird jedes Jahr neu gebaut. Fremde Bauten, etwa von Sperber, Ringeltaube, Amsel oder Rabenvögeln dienen gelegentlich als Unterlage oder werden im vorgefundenen Zustand benutzt (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1994 S. 155). Es werden keine Reviere verteidigt, die Nestabstände können mitunter sehr gering sein (ebd. S. 158). Eine Ortstreue kann offenbar besonders dann auftreten, wenn günstige Bedingungen konstant bestehen bleiben, daneben gibt es auch „nomadisierende“ Populationen / Individuen, die regelmäßiger (u. U. sogar in derselben Fortpflanzungsperiode) den Standort wechseln (ebd. S. 149). Als Fortpflanzungsstätte werden die zu Nestanlage geeigneten Strukturen im Umfang von bis zu 1 ha um den Niststandort / das Aktionsraumzentrum abgegrenzt.

Ruhestätte: Turteltauben ruhen in Gehölzen. Die Abgrenzung der Ruhestätte von Brutvögeln ist in der Abgrenzung der Fortpflanzungsstätte enthalten. Außerhalb der Brutzeit und zur Nahrungssuche ist die Turteltaube gesellig (auch mit Türken- und Hohltaube), es können Trupps von > 100 Individuen auftreten (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1994 S. 158). Die Nutzung dieser Flächen erfolgt dynamisch in Abhängigkeit von der landwirtschaftlichen Tätigkeit, insbesondere der Ernte. Die Abgrenzung einer konkreten Ruhestätte ist daher im Regelfall nicht möglich.

Lokalpopulation

  • Vorkommen im Gemeindegebiet

Habitatanforderungen

  • Die Turteltaube ist Brutvogel der halboffenen Kulturlandschaft in warm-trockener Lage (16°C-Juli-Isotherme, Juni/Juli lt; 100mm Niederschlag). Nisthabitate sind dichte Gebüsche, Feldgehölze, Waldränder oder Wälder, wenn Lichtungen vorhanden sind. Oft wird Gewässernähe bevorzugt (Auwälder, Ufergehölze; tägliches Trinken notwendig), weiterhin auch große Gärten, Parkanlagen o. a., BAUER et al. 2005 S. 673). Die Turteltaube kann jedoch auch in Einzelbäumen oder –büschen brüten (CALLADINE et al. 1997 S. 12). HEIMER (1997 S. 1, Hessen) konnte keine Bevorzugung bestimmter Baum- oder Straucharten feststellen, die Gehölze wurden entsprechend ihrer Häufigkeit im Bestand genutzt.
  • In NRW haben lichte Kiefernwälder auf Sandböden, insbesondere wenn sie an Areale mit Rohbodenanteilen (Heiden, Trockenabgrabungen) angrenzen, an Bedeutung gewonnen, da in solchen Bereichen im Gegensatz zur Kulturlandschaft noch relativ hohe Siedlungsdichten erreicht werden (KRETZSCHMAR in SUDMANN et al. 2012)).
  • Nahrungshabitate mit reichem Angebot an Früchten und Sämereien liegen v. a. auf Ackerland, Grünland und anderen Krautfluren, gelegentlich auch im Wald (Kiefern- und Fichtensamen) oder an Getreidelagerplätzen (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1994 S. 157, BAUER et al. 2005, S. 673).
  • Wichtige Habitatelemente könnten Rohbodenanteile sein: Ruderalflora als Nahrung, Magensteinchen, Staubbäder (Ergebnis Workshop LANUV 9.11.2011).

  • Turteltauben können zur Nahrungssuche einen Aktionsradius von 3 bis 6 km (in Einzelfällen auch weiter) befliegen (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1994 S. 158; BROWNE & AEBISCHER 2004), so dass die Art von den Nahrungshabitaten im engen Umfeld zum Brutplatz weitgehend unabhängig ist (BROWNE & AEBISCHER 2003, KARNER-RANNER et al. 2008 S. 29). Weit zum Brutplatz entfernte Nahrungshabitate sind jedoch aus energetischer Sicht suboptimal, geeignete Nahrungsquellen im nahen Umfeld der Brutplätze werden bei Vorhandensein bevorzugt aufgesucht (CALLADINE et al. 1997 S. 25, BROWNE & AEBISCHER 2003).