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Verbreitungskarten

Mittelspecht  (Dendrocopos medius (Linnaeus, 1758))

(Syn.: Picoides medius)

EU-Code: A238

Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)

„Weite Abgrenzung“

Fortpflanzungsstätte: Der Mittelspecht brütet in selbstgebauten Höhlen, wobei in der Regel jährlich neue Höhlen in weichholzige Stellen angelegt werden. Da sich Brut- und Nahrungshabitate räumlich und strukturell nur wenig unterscheiden und der Mittelspecht eine kleinräumig agierende Spechtart ist, wird das ganze Revier als Fortpflanzungsstätte abgegrenzt.

Ruhestätte: Mittelspechte nächtigen in der Regel in Baumhöhlen. Die Ruhestätte von Brutvögeln ist in der Abgrenzung der Fortpflanzungsstätte enthalten. Außerhalb der Fortpflanzungszeit besetzt der Mittelspecht einen Aktionsraum, der meist deutlich größer als das Brutrevier ist. Eine besondere Höhlentreue ist für Schlafhöhlen nicht bekannt. Die Ruhestätte ist in der Abgrenzung der Fortpflanzungsstätte enthalten. Darüber hinaus ist die Ruhestätte einzelner Tiere nicht konkret abgrenzbar.

Lokalpopulation

  • Vorkommen im Gemeindegebiet

Habitatanforderungen

  • Vorhandensein geeigneter Brutbäume: Laubbäume mit weichen (morschen) Stellen mit Brusthöhendurchmesser (BHD) > 20 cm (PASINELLI 2000) in einer Höhe von 5-15 m oder entsprechendes stehendes Totholz.
  • Vorhandensein geeigneter Nahrungsbäume: Die Waldbestände weisen > 10 (großkronige) Alteichen (Quercus robur und Q. petraea) / ha mit > 35 cm BHD auf (BÜHLMANN 1993, MIRANDA et al. 2006, PASINELLI et al. 2008, NLWKN 2010, WERNER & STÜBING 2011 S. 318) oder entsprechende andere, rauborkige Laubbäume (z. B. Erle, WIRTHMÜLLER 2002; sehr alte Buchen, die in NRW nur punktuell vorkommen, KÖNIG 1998, JÖBGES & KÖNIG 2001).
  • Grundsätzlich reichen bereits einzelne Alteichen auch in ansonsten jüngeren Beständen aus, um den Bestand als potenzielles Mittelspecht-Revier zu qualifizieren (WERNER & STÜBING 2011 S. 316 für Hessen; weiterhin bei hohem Totholzanteil auch SCHINDLER 1996 zit. bei RICHTER 1997, WICHMANN & FRANK 2003). In Obstbaumwiesen als „Waldsavanne“ kann der Mittelspecht Dichten wie in optimalen Eichenwäldern erreichen, obwohl im Vergleich zu Wäldern hier nur etwa ein Zehntel der Holzmasse vorhanden ist (GATTER & MATTHES 2008). Flächen mit Bäumen ohne Baumholzqualität sind ungeeignet (lt; 20 cm BHD).
  • Die oft beobachtete Vorliebe für Eichenwälder ist vermutlich insofern durch die Forstwirtschaft bedingt, als die grobe Borke der Eiche schon in einem relativ jungen Alter (ab 80-100 Jahre) genug Nahrungsmöglichkeiten bietet, während z. B. Buchenwälder erst ab einem Alter von ca. 200 Jahren geeignet sind (FLADE et al. 2004). Auch alte Erlenwälder mit hohem Angebot an stehendem Totholz können in hoher Dichte besiedelt werden (WEISS 2003, WIRTHMÜLLER 2002). Weiterhin kommt die Art auch in (Au-)Wäldern mit Weiden, Erlen und Esche vor (WICHMANN & FRANK 2003, 2005). Daneben können auch die schnellwachsenden Weiden, Eschen und verschiedene Pappelarten (Schwarz- sowie Hybridpappel) vom Mittelspecht genutzt werden (FOLZ 2008, HOHFELD 2003, WICHMANN & FRANK 2003). Wahrscheinlich ist die Laubbaumart grundsätzlich von untergeordneter Bedeutung, solange eine raue Borke (Nahrungssuche) und weiche Stellen (Höhlenanlage) vorhanden sind.

  • Der Mittelspecht ist eine eher sesshafte Art mit geringem Ausbreitungsvermögen. Er besiedelt bevorzugt große, zusammenhängende Waldflächen ab 30-40 ha. Maßnahmenflächen sollen möglichst unmittelbar an bestehende, größere Mittelspechtvorkommen anknüpfen bzw. nicht weiter als 3-5 km von bestehenden (möglichst großen) Vorkommen liegen. Anzustreben sind Waldflächen, die für mind. 5-10 Paare Platz bieten (d. h. 50-100 ha, PASINELLI et al. 2008). Ungeeignet sind Maßnahmenflächen in isolierter Lage für nur 1 Paar.