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Artenschutzmaßnahmen

Bestandserfassung

Verbreitungskarten

Mittelspecht  (Dendrocopos medius (Linnaeus, 1758))

(Syn.: Picoides medius)

EU-Code: A238

Artspezifisch geeignete Kartiermethoden (Methodensteckbriefe)

1. Bestandserfassung (Ersterhebung)

1.1. Bestandserfassung Brutvögel

1.1.1. Kartiermethode: Revierkartierung

Überwiegend Kartierung rufender Vögel unter Verwendung einer Klangattrappe. An Beobachtungspunkten Klangattrappe mit 3 bis 4 Sequenzen abspielen, 3 Minuten warten, ggf. erneut versuchen, bei Reaktion abbrechen. Beobachtung von Männchen und Weibchen, Verhalten und Richtungsbewegung für Zuordnung zu Revieren wichtig. Bei Nachweis erst wieder in ca. 300m Entfernung abspielen, dabei auf Nachzieheffekte achten. Bei ausbleibender Reaktion bereits nach 150m erneuter Versuch (ggf. früher, wenn Lärmquellen wie z. B. Straßen die Kartierung beeinträchtigen). Auch wenn vor Benutzung der Klangattrappe bereits ein Vogel ruft, ist es sinnvoll, durch Einsatz der Klangattrappe zu prüfen, ob weitere Vögel antworten. Ansonsten kann der Bestand unterschätzt werden.

1.1.2. Termine:
  • 1. Anfang März bis Ende März (Rufe).
  • 2. Ende März bis Anfang April (Rufe).
  • 3. Mitte April bis Ende April (Rufe, Höhlenbau).
  • (Der Mittelspecht ist Standvogel mit hoher Ortstreue. Daher können auch Einzelnachweise mit revieranzeigendem Verhalten innerhalb der genannten Zeitspanne als Reviernachweis gelten. Weitere Kontrollen können dann an dieser Stelle entfallen.)
1.1.3. Günstige Tageszeit:
  • Ab Sonnenaufgang bis Mittag. Nicht bei kleiner 0 °C oder Windstärke größer 4.
  • Kartierzeit Anfang März etwa ab 10 Uhr (vorher im Regelfall wegen zu geringer Temperatur geringe Rufbereitschaft) und auch über die Mittagszeit hinaus. Ab Mitte März mit fortschreitendem Frühjahr kann der Kartierbeginn nach vorne verlegt werden und soll ab Mitte April die Mittagszeit nicht überschreiten (Berndt 2009).
1.1.4. Auswertung der Bestandserfassung:

Wertungsgrenze Anfang Februar bis Ende Juni.

  • Brutverdacht:
    • Zweimalige Feststellung von Reviermarkierung im Abstand von mindestens 7 Tagen, eine davon Anfang März bis Ende April.
    • Einmalige Feststellung von Reviermarkierung und Feststellung eines Altvogels im Abstand von mindestens 7 Tagen, eine davon Anfang März bis Ende April.
    • Einmalige Beobachtung eines Paares.
    • Höhlenbau.
  • Brutnachweis: insbesondere
    • Fütternde Altvögel.
    • Bettelrufende Jungvögel.
1.1.5. Hinweise:
  • Mittelspechte sind wenig scheu und reagieren im Regelfall gut auf die Klangattrappe, oft durch „kik“-Rufe, die daher neben dem „Quäken“ bekannt sein müssen. Unverpaarte Männchen quäken noch nach Ende April anhaltend.
  • Manche Vögel antworten nicht oder sehr spät auf die Klangattrappe, daher auch auf anfliegende, stumme Vögel achten.
  • Beide Geschlechter verfügen über das gleiche Rufrepertoire und sind auch optisch kaum zu unterscheiden.
  • Bei hohen Dichten ist besondere Erfahrung bei der Kartierung mit der Klangattrappe erforderlich. Die Dichte wird dann häufig unter- oder überschätzt (Berndt et al. 2013, Werner u. Stübing 2011), ggf. ist eine Zählung mit mehreren Bearbeitern sinnvoll.
  • Mittelspechte besitzen vermutlich eine höhere Flexibilität in ihrer Habitatnutzung als bisher angenommen (Nutzung auch von Altbuchen-, Hybridpappel- und anderen Beständen).

1.2. Bestandserfassung Rastvögel

Nicht relevant.

1.3. Bestandserfassung Zugvögel

Nicht relevant.

Literatur

  • Berndt, R. K. (2009): Reaktionen des Mittelspechts Dendrocopos medius auf den Einsatz von Klangattrappen bei Bestandsaufnahmen in Schleswig-Holstein. Vogelwelt 130: 91-98.
  • Berndt, R. K.; Struwe-Juhl, B.; Koop, B. (2013): Der Mittelspecht Dendrocopos medius in Schleswig-Holstein – Brutbestand, Bestandsentwicklung und Habitatwahl. Ergebnisse der gezielten Nachsuche seit dem Jahr 2000. Corax 22: 251-292.
  • Bühlmann, J.; Eggenberg, H.; Müller, M.; Pasinelli, G. (2007): Bestandssituation des Mittelspechts Dendrocopos medius im Kanton Thurgau 1976-2005: Grundlagen für den nachhaltigen Schutz einer gefährdeten Vogelart. Der Ornithologische Beobachter 104 (4), S. 301-315.
  • Bühlmann, J.; Pasinelli, G. (2012): Analyse des Bestandsrückgangs beim Mittelspecht Dednrocopos medius von 1978-2002 im Kanton Zürich: Grundlagen für den nachhaltigen Schutz einer gefährdeten Waldvogelart. Ornithologischer Beobachter 109 (2): 73-94.
  • Felgenhauer, F. (2007): Fehlerabschätzung beim Vogelmonitoring am Beispiel einer Bestandsuntersuchung des Mittelspechtes (Dendrocopos medius) in Hessen. In Deutsche Ornithologen-Gesellschaft (Hrsg.): Tagungsband zur 140. Jahresversammlung der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft, 28. September – 3. Oktober 2007 in Gießen, S. 132.
  • Folz, H.-G. (2008): Bericht aus dem Vogelschutzgebiet „Rheinauen Bingen-Ingelheim“ – Zur Nutzung alter Hybridpappeln durch geschützte Vogelarten am Beispiel von Schwarzmilan (Milvus migrans) und Mittelspecht (Dencrocopos medius). Fauna Flora Rheinland-Pfalz 10 (4): 569-580.
  • Froehlich-Schmitt, B. (2013): Pilotstudie Mittelspecht Dendrocopos medius 2012 im Saarland. Lanius 34: 7-25.
  • Froehlich-Schmitt, B. (2013): Das Keckern des Mittelspechts Dendrocopos medius und seine Bedeutung für Bestandserfassungen. Lanius 34: 26-34.
  • Hennes, R. (2012): Fehlermöglichkeiten bei der Kartierung von Bunt- und Mittelspecht Dendrocopos major, D. medius – Erfahrungen mit einer farbberingten Population. Vogelwelt 133: 109-119.
  • Müller, J. (2013): Schwarzspecht Dryocopus martius und Mittelspecht Dendrocopos medius als Leitarten für den Waldnaturschutz in der Vorbergzone des Nordschwarzwaldes. Ornithol. Jh. Bad.-Württ. 29: 29-50.
  • Werner, M.; Stübing, S. (2011): Hohe Verantwortung für den Mittelspecht. Der Falke 58 (8): 315-318.