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Pirol  (Oriolus oriolus (Linnaeus, 1758))

EU-Code: A337

Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)

„Enge Abgrenzung“

Fortpflanzungsstätte: Der Pirol legt sein jedes Jahr neu gebautes Nest in Bäumen an. Die Brutortstreue ist hoch ausgeprägt bis hin zur Nistplatztreue (FEIGE 1986 S. 76, GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1993). Das Fortpflanzungsverhalten ist kompliziert, es können sich auch „Helfer-Pirole“ an einer Brut beteiligen (BAUMANN 1999). Pirole können für einen Singvogel hohe Aktionsradien von bis zu > 2 km aufweisen. Der gegenüber Artgenossen verteidigte Raum ist jedoch deutlich kleiner (durchschnittlich 1,3 ha bei einer Untersuchung in Schleswig-Holstein, BAUMANN 1999 S. 79). Als Fortpflanzungsstätte wird der gegenüber Artgenossen verteidigte Raum mit einer Flächengröße von bis zu 1,5 ha abgegrenzt, bei Bruten in kleineren Feldgehölzen der gesamte Baumbestand.

Ruhestätte: Pirole ruhen in Gehölzen. Die Abgrenzung der Ruhestätte von Brutvögeln ist in der Abgrenzung der Fortpflanzungsstätte enthalten. Darüber hinaus ist die Ruhestätte einzelner Tiere nicht konkret abgrenzbar.

Lokalpopulation

  • Einzelvorkommen; Vorkommen in einem Schutzgebiet

Habitatanforderungen

  • Der Pirol brütet in Mitteleuropa meist in aufgelockerten bis lichten, gewässernahen Gehölzen mit Unterholz, auch in Dörfern und Städten – vorwiegend an deren Peripherie. Mit zunehmender Höhe über dem Meeresspiegel zeigt sich deutlich die allgemeine Bevorzugung klimatisch günstiger, d.h. windstiller, sonniger und niederschlagsarmer Täler oder südexponierter Lagen. Vorzugsbiotope sind lichte Auwälder, Ufergehölze, Pappelbestände, Bruchwälder und feuchte Feldgehölze. Besiedelt werden ferner wärmeliebende Laubmischwälder, Friedhöfe, Parkanlagen, große Gärten, Streuobstwiesen, Obstplantagen, Windschutzgürtel und Alleen. Ausgedehnte dicht geschlossene Formationen, baumlose Gebiete, Trockenzonen ohne Feuchtflächenanteile sowie klimatisch ungünstige (höhere) Lagen werden zur Brutzeit normalerweise nicht bewohnt. Zur Nahrungssuche hält sich der Pirol überwiegend in den Baumkronen auf (FEIGE 1986 S. 53, GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1993 S. 1097).
  • In NRW werden Habitate im Siedlungsbereich und Streuobstwiesen mittlerweile kaum noch oder gar nicht mehr besiedelt.
  • Die Ergebnisse der Untersuchungen von WASSMANN (1996, S. 79) bei Salzgitter belegen die eine Brutansiedlung fördernde Wirkung von langen Gehölzrändern und unterholzreichen Gehölzen (hoher Grenzlinienanteil). Teilweise brauchen diese Elemente auch nur sehr reduziert vorhanden sein (z. B. langjährig besetzte Pirolreviere in Beständen fast ohne Strauchschicht, ebd.). Die oft beobachtete Vorliebe für Au- und Bruchwälder hängt nach WASSMANN (1996 S. 80) wahrscheinlich damit zusammen, dass diese Habitate stabiler sind hinsichtlich Witterung (Nahrungsangebot: Insektenanteil) und Habitatstruktur als andere Gehölzbiotope.
  • Bei einer Telemetrie-Untersuchung in Schleswig-Holstein (BAUMANN 1999, 2000) ergab sich, dass die Bruthabitate eine starke Dominanz einzelner Baumarten aufwiesen: Eichenwälder, Birkenmoorwälder, Erlenbruchwälder, Pappelplantagen und andere Aufforstungsflächen (Altersklasse bis 30 Jahre) mit den genannten Arten. Eine wichtige Rolle als Nahrungsressource für den Pirol spielen Raupen, die vor allem in artenarmen Beständen dieser Baumarten vermehrt auftreten können (BAUMANN 2000). Ähnliche Ergebnisse liegen aus England vor, wo sich das Vorkommen der Pirole mit dem Vorhandensein von Pappelplantagen deckt. Dabei besiedeln sie bevorzugt Bestände derjenigen Pappelhybriden, die am frühesten austreiben und am stärksten von Raupen befallen werden (PRATER 1983 und DAGLEY 1994 zit. bei BAUMANN 1999, MILWRIGHT 1998 S. 329).

  • Die Aktionsraumgrößen schwankten bei einer Untersuchung in Mecklenburg (FEIGE 1986 S. 112) zwischen 6 und 37 (50) ha bei einem Mittelwert von 17 ha, können jedoch auch deutlich darüber liegen (bis > 100 ha im Einzelfall). WASSMANN (1996 S. 81) gibt für den Raum Salzgitter eine Spanne von 5-50 ha an. Große Reviere haben oft einen baumlosen Anteil. (Feuchte) Feldgehölze werden ab 0,5 ha Größe besiedelt. Minimalareale in rheinländischen Feldgehölzen betrugen 4,2 ha sowie 5 ha in Südost-Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern (BAUER et al. 2005 S. 27, GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1993 S. 1097). Unter Optimalbedingungen kann die Siedlungsdichte kleinflächig sehr hoch sein (z. B. 3 Paare in einem 1 ha großen Feldgehölz; 2 Paare in einem 2,5 ha großen Feldgehölz: WASSMANN 1990 S. 156). BAUMANN (1999) stellte in Schleswig-Holstein fest, dass die Nestumgebung bis zu 200 m Entfernung zum Neststandort für die Nahrungssuche bevorzugt wurde.