Pirol (Oriolus oriolus (Linnaeus, 1758))
EU-Code: A337
Artenschutzmaßnahmen
- Nutzungsverzicht (W1.1) / Erhöhung des Erntealters in Altholzbeständen (W1.4)
- Optimierung von Gehölzhabitaten (Auflichten dichter Gehölzbestände) (W2.1)
- Fazit
Maßnahmen im Einzelnen
1. Nutzungsverzicht (W1.1) / Erhöhung des Erntealters in Altholzbeständen (W1.4)
Allgemeine Maßnahmenbeschreibung
Typische Bruthabitate vom Pirol sind aufgelockerte bis lichte, sonnenexponierte gewässernahe (Au-) Gehölze mit einem hohen Anteil von inneren und äußeren Grenzlinien, Pappelgehölze und alte Kiefern-Laubholzmischwälder mit hohem Grenzlinienanteil. Als Brutplatz optimal geeignete Gehölzbestände, werden für den Pirol gesichert, um insbesondere in baumarmen Landschaften ein Angebot an störungsarmen Fortpflanzungs- und Ruhestätten zu gewährleisten.
Maßnahme betrifft Teilhabitat und ist i.d.R. nur in Kombination mit anderen Maßnahmen wirksam: Nein
Anforderungen an den Maßnahmenstandort
- Eine ausreichende Entfernung des Maßnahmenstandorts zu potenziellen Stör- und Gefahrenquellen ist sicherzustellen (s. Einführung zum Leitfaden).
- Die Maßnahmenfläche weist eine hohe Eignung für den Pirol auf (Beschreibung s. o.). Idealerweise Südost- bis Südwestexposition bei Waldrandlage (Bevorzugung nach FEIGE 1986 S. 115), keine Windexposition (WASSMANN 1996 S. 79, 83).
Anforderungen an Qualität und Menge
- Orientierungswerte pro Paar: Maßnahmenbedarf mind. im Verhältnis 1:1 zur Beeinträchtigung. Bei Funktionsverlust des Reviers mind. im Umfang der lokal ausgeprägten Reviergröße und mind. 1,5 ha (in Anlehnung an die Definition der Fortpflanzungsstätte, s. o.)
- Der Erhalt umfasst insbesondere in baumarmen Landschaften auch (Hybrid-) Pappelbestände (MILWRIGHT 1998 S. 329) und –reihen sowie Feldgehölze (insbesondere früh austreibende Pappelklone).
- Die Maßnahmenfläche muss so gelegen sein, dass unter Einbeziehung weiterer Wald- und Waldrandbereiche die Raumansprüche des Pirols erfüllt werden (Aktionsräume bis zu 50 ha, s. o.).
- Die Maßnahmen sind eindeutig und individuell zu markieren (aus der Nutzung genommene Bäume).
Wiederkehrende Maßnahmen zur Funktionssicherung: Nein
- Bei einer Erhöhung des Erntealters (W 1.4) muss beim Zeitpunkt der Ernte gewährleistet sein, dass inzwischen andere Gehölze geeignete Strukturen ausgebildet haben. Solange geeignete Gehölze limitierender Faktor sind, dürfen bestehende Gehölze nicht eingeschlagen werden.
Weitere zu beachtende Faktoren
- Konflikte, die dem Zielzustand u. a. durch mögliche Wegesicherungspflichten entgegenstehen, sind im Vorfeld zu prüfen und bei der Flächenauswahl zu berücksichtigen. Ggf. ist eine Änderung / Aufgabe des Wegenetzes erforderlich, um Waldbereiche flächig aus der Nutzung zu nehmen und aus der erhöhten Sicherungspflicht zu entlassen.
Zeitliche Dauer bis Wirksamkeit
- Die Maßnahme ist kurz- bis mittelfristig wirksam.
Aspekte der Prognosesicherheit
- Die benötigten Strukturen stehen kurzfristig bereit. Die für den Maßnahmentyp relevanten Habitatansprüche der Art sind gut bekannt. Die Plausibilität der Wirksamkeit wird vor dem Hintergrund der Artökologie als hoch eingeschätzt. Wissenschaftlich dokumentierte Nachkontrollen liegen nicht vor und sind mit derzeitigen Methoden nur begrenzt und mit hohem Aufwand nachweisbar, da die lokale Bestandsentwicklung auch von maßnahmenunabhängigen Faktoren (z. B. Witterung, Verluste auf dem Zug und im Winterquartier, BAUER et al. 2005 S. 27) abhängt. Das Fehlen geeigneter Bruthabitate gilt jedoch als eine der Rückgangsursachen des Pirols, so dass die o. g. Maßnahmen zum Erhalt / Pflege geeigneter Bruthabitate häufig empfohlen werden (z. B. BAUER et al. 2005 S. 27, FISCHER & BERCK 1997, HÖLZINGER 1987 S. 1291, HÖLZINGER 1997 S. 240, LWF 2009 S. 19).
- Es besteht nach Bewertung im Expertenworkshop (LANUV Recklinghausen 9.11.2011) eine mittlere Eignung als CEF-Maßnahme.
Risikomanagement / Monitoring
- erforderlich (maßnahmenbezogen): Ja
- erforderlich (populationsbezogen): Nein
- bei allen Vorkommen: Nein
- bei landesweit bedeutsamen Vorkommen: Nein
- bei umfangreichen Maßnahmenkonzepten: Nein
Bewertung (Eignung als vorgezogene Ausgleichsmaßnahme)
- Kenntnisstand zur Ökologie der Art: hoch
- Entwickelbarkeit der Strukturen: kurzfristig
- Belege / Plausibilität: mittel
Fazit Eignung: mittel
2. Optimierung von Gehölzhabitaten (Auflichten dichter Gehölzbestände) (W2.1)
Allgemeine Maßnahmenbeschreibung
Typische Bruthabitate vom Pirol sind aufgelockerte bis lichte, sonnenexponierte gewässernahe (Au-) Gehölze mit einem hohen Anteil von inneren und äußeren Grenzlinien. In der Maßnahme werden als Brutplatz z. B. aufgrund von dichtem Gehölzwuchs suboptimal geeignete Gehölzbestände für den Pirol optimiert.
Maßnahme betrifft Teilhabitat und ist i.d.R. nur in Kombination mit anderen Maßnahmen wirksam: Nein
Anforderungen an den Maßnahmenstandort
- Grundsätzliche Habitateignung vorhanden (s. o.), aber aufgrund von dichtem Gehölzwuchs z. B. durch Nadelhölzer oder Lichtholzarten suboptimale Ausprägung.
- vgl. Nutzungsverzicht / Erhöhung des Erntealters in Altholzbeständen
Anforderungen an Qualität und Menge
- Siehe Nutzungsverzicht / Erhöhung des Erntealters in Altholzbeständen
- Auflichten aktuell dichter Bestände: Entnahme von Fichten, Durchforstung dichter Bestände in den vom Pirol bevorzugten Baumarten (RÜCKRIEM et al. 2009 S. 187).
Wiederkehrende Maßnahmen zur Funktionssicherung: Ja
Zeitliche Dauer bis Wirksamkeit
- Wirksamkeit innerhalb von 2 Jahren (Etablierung einer krautigen Vegetation und Erhöhung des Insektenreichtums)
Aspekte der Prognosesicherheit
- Die Habitatansprüche der Art sind grundsätzlich gut bekannt, allerdings sind die konkreten Rückgangsursachen in NRW unklar, und es besteht Forschungsbedarf zu den Habitatbedingungen in den aktuell noch besiedelten Bereichen im Vergleich zu den unbesiedelten (SUDMANN et al. 2008 S. 174). Der Maßnahmentyp (Auflichtung) wird von RÜCKRIEM et al. (2009 S. 187) vorgeschlagen. Wissenschaftlich dokumentierte Nachkontrollen liegen nicht vor. Ggf. bestehen Unsicherheiten bezüglich der Wirksamkeit, da sich ein Auflichten nicht direkt auf das Angebot von Insekten in den Baumkronen, in denen Pirole überwiegend Nahrung suchen, auswirken muss.
- Aufgrund der genannten Unsicherheiten besteht nach Bewertung im Expertenworkshop (LANUV Recklinghausen 9.11.2011) eine mittlere Eignung als CEF-Maßnahme.
Risikomanagement / Monitoring
- erforderlich (maßnahmenbezogen): Ja
- erforderlich (populationsbezogen): Nein
- bei allen Vorkommen: Nein
- bei landesweit bedeutsamen Vorkommen: Nein
- bei umfangreichen Maßnahmenkonzepten: Nein
Bewertung (Eignung als vorgezogene Ausgleichsmaßnahme)
- Kenntnisstand zur Ökologie der Art: mittel
- Entwickelbarkeit der Strukturen: kurzfristig
- Belege / Plausibilität: mittel
Fazit Eignung: mittel
3. Fazit
Außer dem Erhalt aktuell geeigneter Habitate bestehen nur eingeschränkt Möglichkeiten zur Aufwertung in Pirolhabitaten. Auch Neupflanzung von (Hybrid) Pappeln (MILWRIGHT 1998 S. 329 für England) ist nicht innerhalb einer für vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen relevanten Zeitspanne (bis zu 10 Jahre) möglich (BEZZEL 1989 S. 145) und kann je nach Standort Zielkonflikte mit anderen Naturschutzaspekten aufweisen.