Heidelerche  (Lullula arborea (Linnaeus, 1758))

EU-Code: A246

Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)

„Weite Abgrenzung“

Fortpflanzungsstätte: Die Heidelerche legt ihr Nest meist in kleinen Mulden am Boden zwischen vorjährigen Grasbüscheln an. Das Nest wird jedes Jahr neu gebaut. Die Ortstreue ist v. a. bei den Männchen und bei Optimalbiotopen hoch ausgeprägt (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985 S. 215., Pätzold 1986 S. 56), wegen natürlicher Habitatveränderungen (Sukzession) kann es jedoch auch zu kurzfristigen Umsiedlungen kommen (ROTHAUPT & VOGEL 1996). Als Fortpflanzungsstätte wird das gesamte Revier abgegrenzt.

Ruhestätte: Die Heidelerche schläft zur Brutzeit in den Zweigen kleiner Gehölze oder im Gras. Ab August beginnen sich Kleintrupps zu bilden. Im September sind neben Einzelpaaren an Brutplätzen auch nahrungsuchende Trupps bis zu 50, Ende September/Oktober sogar Ansammlungen bis > 200 Exemplare zu beobachten, auch mit anderen Kleinvögeln zusammen (z. B. Feldlerchen, GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985 S 222). – Die Abgrenzung der Ruhestätte von Brutvögeln ist in der Abgrenzung der Fortpflanzungsstätte enthalten. Darüber hinaus ist die Ruhestätte einzelner Tiere nicht konkret abgrenzbar (Rastvögel: räumlich dynamische Nutzung in Abhängigkeit von den angebauten Kulturen).

Lokalpopulation

  • Vorkommen im Gemeindegebiet

Habitatanforderungen

  • Die Heidelerche bevorzugt eine halboffene, strukturierte Landschaft mit sonnenexponierten, trockensandigen, vegetationsarmen Flächen (JÖBGES & WEBER in NWO 2002 S. 168). Typische Beispiele sind durch Beweidung, Brand, Kahlschlag oder Blößen (Windwurf, Schneisen usw.) geöffnete lichte Wälder mit mehrjährig gleichbleibender Kraut- und Strauchschicht (z. B. Heide, Trockenrasen). Die besiedelten Habitate können lokal unterschiedlich sein (z. B. KIECKBUSCH et al. 2000 in Schleswig-Holstein: nordwestlich Rendsburg v. a. Waldrand-Heide-Habitate und Aufforstungsflächen, bei Bad Segeberg Aufforstungsflächen und im südöstlichen Herzogtum Lauenburg Waldrand-Brache- und Waldrand-Acker – Habitate; LEGGE 2009 im Sauerland: Besiedlung von Weihnachtsbaumkulturen). In NRW sind die wichtigsten Lebensräume Heidegebiete und lockere Kiefern- und Eichen-Birken-Mischwälder mit offenen Pionierflächen (MILDENBERGER 1984 S. 140, JÖBGES & WEBER in NWO 2002 S. 168). Wichtige Habitatelemente sind (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985 S. 213):
  • Warme, sonnige Hanglage, meist mit NE- bis Südexposition oder zumindest Windschutz und warmer Luftschicht in Bodennähe, günstig sind sandige (wasserdurchlässige und leicht erwärmbare), nährstoffarme Böden (BAUER et al. 2005 S. 137)
  • Vorhandensein von Sing- und Beobachtungswarten (einzeln oder in Gruppen stehende, am liebsten niedrige blattlose Bäume mit horizontalen Zweigen, Sträucher, Reb- oder Zaunpfähle, Leitungsdrähte), der Verbuschungsgrad soll lt; 20 % betragen (SITTERS et al. 1996).
  • Waldrandnähe: Waldränder als notwendiger Habitatbestandteil mit Funktion Fluchtraum (SCHAEFER & VOGEL 2000) und / oder Windschutz (DAUNICHT 1985 zit. bei RAGGER 2000). LEGGE (2009) fand im Sauerland jedoch auch waldrandferne Heidelerchenreviere. Vermutlich stellt der Waldrand ein besonderes Habitatelement für die Heidelerche dar, das ihre Ansiedlung begünstigt. An seine Stelle können jedoch lokal auch licht stehende Bäume, eine einzelne, hochgewachsene Baumreihe, ein Knick (ab 2-3 m Höhe) oder sogar eine Kiesgrubensteilwand treten (DAUNICHT 1985 für Schleswig-Holstein, zit. bei RAGGER 2000).
  • Offenland (z. B. Heide, Halbtrockenrasen) mit niedrigwüchsiger Vegetation und freien Bodenflächen:
  • Vegetationsfreie Flächen oder zumindest eine lückige bis schüttere Grasflur für den Nahrungserwerb (bis ca. 5 cm, BOWDEN 1990), mit 10–30 cm hohen (Gras-) Büscheln in der Nähe offener Stellen als Neststandort und Schlechtwetterunterschlupf (BORNHOLDT & LUCAN 1993). Der Anteil an lückiger Vegetation in den Revieren liegt durchschnittlich zwischen 40 % (Vogel 1998 zit. bei RAGGER 2000) 45 % ( MEßLINGER, 1999 S. 210, Bayern) und 55 % (ARLETTAZ et al. 2012, Weinberge in der Schweiz).
  • Nach VOGEL (1999 S. 100) benötigen Heidelerchen mind. 5-10 % freie Bodenfläche innerhalb ihres Revieres (danach werden vermutlich andere Faktoren limitierend). Bis ca. 40-50 % vegetationsfreier Bodenflächen verringerte sich die Größe der Reviere (ebd. S. 101). PÄTZOLD (1986) gibt für sächsische Heidelerchenreviere (Kiefernaufforstungen) durchschnittlich 10 % sandige Bereiche an (weitere Flächen nur mit Moosen), RAGGER (2000) für Weinberge südlich Wien 8 %, MEßLINGER (1999, Bayern) 6 %.
  • Günstig ist terrassiertes, hügeliges oder kleinkuppiges Gelände vor Talböden oder einförmigen weiten Ebenen (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985 S. 213, PÄTZOLD 1986 S. 42). Bei RAGGER. (2000, Österreich) wurden große flache Bereiche trotz ansonsten vorhandener Habitateignung nicht besiedelt.

  • Maßnahmenumsetzung idealerweise in unmittelbarer Nähe zu bestehenden Vorkommen (je näher desto besser)