Brandgans (Tadorna tadorna (L.))
Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)
"Weite Abgrenzung"
Fortpflanzungsstätte: In NRW liegen die Verbreitungszentren der Brandgans in den Flussauen des Unteren Niederrheins und der Weser. Daneben bestehen kleinere Vorkommen im Oppenweher Moor (Kreis Minden-Lübbecke), in den Rieselfeldern Münster und an weiteren Gewässern im Tiefland (GRÜNEBERG & SUDMANN et al. 2013). Die Nistplätze der Brandgans befinden sich in der Regel in Erd- (z. B. Kaninchen-, Fuchsbauten, Damm- und Uferhöhlen), Baum- oder künstlichen Höhlen (Betonrohre, unter Halbschalen oder Steinhaufen usw.), wenn diese fehlen, kann auch unter dichten Sträuchern gebrütet werden (MELTER in NWO 2002, MILDENBERGER 1982, RUTSCHKE 1990: 326). Bei erfolgreicher Brut kehren Paare in das gleiche Gebiet zurück und können sogar in der gleichen Höhle erneut brüten (RUTSCHKE 1990: 325). Das Nest kann sich in einiger Entfernung von Seen, Abgrabungsgewässern, Altarmen, Rieselfeldern oder Fließgewässern befinden (MELTER in NWO 2002). Die Jungenaufzucht erfolgt auf den Gewässern, wobei bei den Fließgewässern strömungsarme Buchten bevorzugt werden (MILDENBERGER 1982). Mitunter kann man die Bildung sogenannter „Kindergärten“ beobachten, also ein Elternpaar, das die Jungen von anderen Paaren mitführt (SUDMANN in GRÜNEBERG & SUDMANN et al. 2013). Da die Jungvögel Nestflüchter sind, ist das engere Umfeld mit den zur Jungenaufzucht notwendigen Strukturen der Fortpflanzungsstätte hinzuzurechnen. In der Konsequenz umfasst die Fortpflanzungsstätte damit den Bereich der Nestanlage und den brutzeitlichen Aufenthaltsraum bis zum Flüggewerden der Jungtiere (Gewässer mit Uferbereich).
Ruhestätte: Während der Brutzeit sind die Ruhestätten in der Fortpflanzungsstätte enthalten. Nach der Brutzeit (hauptsächlich im Juli und August) macht die Brandgans ihre Vollmauser im Wattenmeer durch und ist in dieser Zeit flugunfähig. Während dieser Zeit sind keine Vögel in NRW anwesend.
Lokalpopulation
- Vorkommen in einem Schutzgebiet; Einzelvorkommen (Gewässer).
Habitatanforderungen
- Brandgänse besiedeln Fließgewässer mit Stillwasserbuchten, Seen, Altarme, Fischteiche, Rieselfelder und Moorbereiche mit freien Wasserflächen und gut ausgebildeten Vegetationsgürteln (MELTER IN NWO 2002, MILDENBERGER 1982, RUTSCHKE 1990: 326, SUDMANN in GRÜNEBERG & SUDMANN et al. 2013).
- Der Aktionsradius reicht während der Brutzeit bis zu mehreren Kilometern weit (FLADE 1994).
- Vorteilhaft sind sehr flache Gewässer wo die Nahrung (überwiegend kleine Wirbellose) seihend oder gründelnd aufgenommen werden kann (BAUER et al. 2005: 76).
- Das Nest befindet sich meist in Erd- (z. B. Kaninchen-, Fuchsbauten, Damm- und Uferhöhlen), Baum- oder künstlichen Höhlen (Betonrohre, unter Halbschalen oder Steinhaufen usw.), wenn diese fehlen, kann auch unter dichten Sträuchern gebrütet werden (MELTER in NWO 2002, MILDENBERGER 1982, RUTSCHKE 1990: 326).
- Meist liegen Brut- und Aufzuchtort nah beieinander. Mitunter können sie aber auch weit entfernt voneinander sein, wenn sie auf dem Wasserweg zu erreichen sind. Brandentenweibchen schwammen mit ihren frisch geschlüpften Küken von der Inselgruppe Chausey etwa 30 km weit in die Bucht von Mont-Saint-Michel, wo sie
- bessere Nahrungsbedingungen vorfanden, und schon während der Brut flogen manche Weibchen zur Nahrungssuche diese Strecke (LENEVEU & DEBOUT 1994). In NRW können größere Ortsverlagerungen (wenn auch kaum in dieser Größenordnung) an Fließgewässern auftreten.