Artinformationen

Artenschutzmaßnahmen

Bestandserfassung

Verbreitungskarten

Flussuferläufer  (Actitis hypoleucos (Linnaeus, 1758))

EU-Code: A168

Artspezifisch geeignete Kartiermethoden (Methodensteckbriefe)

1. Bestandserfassung (Ersterhebung)

1.1. Bestandserfassung Brutvögel

Kein Brutvogel in NRW.

1.2. Bestandserfassung Rastvögel (Rastplätze)

Die Flussuferläufer nächtigen zumeist in Gruppen in flachen Uferbereichen oder auf überstautem Grünland (vor allem auf dem Frühjahrszug) und suchen dort auch tagsüber nach Nahrung.

1.2.1. Kartiermethode:

Schlafplatzzählung:

  • Zur Identifikation von Schlafplätzen werden in der Abenddämmerung und nachts entsprechende Habitate abgefahren und auf Ansammlungen/einfliegende Tiere bzw. artspezifische Rufe kontrolliert. Die Bestände werden dann morgens gezählt.
  • Eine andere Methode besteht darin Nahrung suchende Trupps vor Sonnenuntergang aufzusuchen und diesen bis zum Schlafplatz zu folgen (setzt eine gute Infrastruktur voraus).
  • Die Zählung findet um Sonnenaufgang statt, wobei alle abfliegenden und noch rastenden Individuen gezählt werden. Eine Artbestimmung ist bei schlechten Lichtverhältnissen oft schwierig und mitunter nur anhand der Rufe möglich.

Zählungen in den Nahrungsgebieten:

  • Hierzu werden die Nahrungsgebiete vorzugsweise mit dem Auto angefahren (geringere Störwirkung) und die Flussuferläufertrupps mittels Fernglas oder Spektiv ausgezählt (Hornman et al. 2012). Bei nicht vom Auto aus einsehbaren Bereichen ist eine vorsichtige Annäherung zu Fuß notwendig, ggf. auch die Beobachtung aus einem zuvor aufgebauten Tarnzelt.
  • Mitunter kommt es oft zu einer Vermischung mit anderen Arten. Wenn eine Art im Trupp stark dominiert, zählt man zunächst diese (dabei bekommt man schon einen Überblick über weitere vorhandene Arten) und anschließend gezielt die selteneren Arten. Wenn zwei oder mehr Arten häufig sind, kann man die Arten mit einer Mehrfachzähluhr in einem Durchgang auszählen oder nacheinander. Die Zählung sollte zur Kontrolle wiederholt werden. Weichen die Ergebnisse voneinander ab, so ist eine dritte Zählung durchzuführen.
1.2.3. Termine:

Die Rastbestände unterliegen einer starken Dynamik durch Vogelzug, Witterung und ggf. Störungen, wodurch sie sich sehr schnell ändern können. Deshalb ist eine mehrmalige Erfassung der Rastbestände notwendig, wobei der Aufwand dem jeweiligen Vorhaben angepasst wird.

  • Zeitraum: Anfang April bis Ende Mai und Mitte Juli bis Mitte September.
  • Kartierintensität: wöchentliche Zählung.
1.2.4. Günstige Tageszeit:
  • Zählung auf Äsungsflächen: von 1 Stunde nach Sonnenaufgang bis 1 Stunde vor Sonnenuntergang.
  • Schlafplatzzählung: bei Sonnenuntergang. 2 Stunden vor bis 1,5 Stunden nach Sonnenuntergang.
1.2.5. Auswertung der Bestandserfassung:
  • Angabe der Tageszählungen (Bestandsgrafik).
  • Maximalwertbetrachtung.
  • Berechnung von Vogeltagen (vereinfacht: Mittelwert der pro Zählung erfassten Individuenanzahl multipliziert mit der Anzahl der Rasttage).
  • Zeitraum der Anwesenheit im Rastgebiet.
1.2.6. Hinweise:
  • Die Verwendung von Zähluhren ist sinnvoll.
  • Die artspezifischen Rufe müssen bekannt sein.

1.3. Bestandserfassung Zugvögel (Zugbewegungen, Pendelflüge)

Großräumige Zugbewegungen finden bei Flussuferläufern vorwiegend nachts und in für die meisten Planvorhaben unkritischen Höhen statt. So erfolgten auf Fehmarn 84 % des allgemeinen Vogelzuges im Frühjahr und 89 % im Herbst oberhalb von 200 m (BioConsult SH u. ARSU 2010), wobei sich solche Zugbewegungen nur mittels Radarmessungen verfolgen lassen (z.B. Hill u. Hüppop 2006). Planungsrelevant können dagegen tagsüber durchgeführte Pendelflüge zwischen Rast- und Nahrungsgewässern/-flächen sein, wenn diese Flugkorridore durch Bauvorhaben beeinträchtigt werden. Darüber hinaus ist der An-/Abflugbereich von Rastgewässern/-flächen auch in Bezug auf ankommende/abziehende Zugvögel relevant.

1.3.1. Kartiermethode:

Direktbeobachtung und Protokollierung von Flugbewegungen (An-, Ab-, Überflug). Eine Korrelation von Bestandsdaten aus Schlafplatzzählungen und Erfassungen auf den Äsungsflächen gibt Hinweise auf mögliche Pendelflugrouten.

1.3.2. Termine:
  • Kartierintensität:
    • Bei hoher zu erwartender Eingriffsintensität oder bei Betroffenheit landesweit bedeutsamer Vorkommen wöchentliche Zählungen.
    • Bei mittlerer zu erwartender Eingriffsintensität Halbmonatszählung (entspricht 2 Monatszählungen).
    • Bei geringer zu erwartender Eingriffsintensität Monatszählung (entspricht 1 Zählung pro Monat).
1.3.3. Günstige Tageszeit:
  • Pendelflüge zwischen Gewässern und Äsungsgebieten erfolgen insbesondere um Sonnenauf- und -untergang. Diese Zeiten sind auch günstig für die Erfassung ankommender/abziehender Zugvögel.
1.3.4. Auswertung der Bestandserfassung:
  • Darstellung der Flugrouten in Karten.
1.3.5. Hinweise:
  • Die artspezifischen Rufe müssen bekannt sein.

Literatur

  • Anthes N. (2000): Jahreszeitliches Auftreten ausgewählter Vogelarten in den Rieselfeldern Münster 2000. Jahresber. 2000 Biol. Stat. „Rieselfelder Münster“: 9-31.
  • Hornman M., Hustings F., Koffijberg K. u. Klaassen O. (2012). Handleiding Sovon Watervogel- en slaapplaatstellingen. Sovon Vogelonderzoek Nederland, Nijmegen.
  • Wahl J., Anthes N. u. Müller A. (2001): Jahreszeitliches Auftreten ausgewählter Vogelarten in den Rieselfeldern Münster 2001. Jahresber. 2001 Biol. Stat. „Rieselfelder Münster“: 11-28.
  • www.sovon.nl: Vogelinfo – Soorten – [Artname] – Telrichtlijnen.
  • BioConsult SH GmbH u. Co.KG u. ARSU GmbH (2010): Zum Einfluss von Windenergieanlagen auf den Vogelzug auf der Insel Fehmarn. Gutachterliche Stellungnahme auf Basis der Literatur und eigener Untersuchungen im Frühjahr und Herbst 2009. Im Auftrag der Fehmarn Netz GmbH u. Co. OHG. http://www.bioconsult-sh.de/pdf/Gutachten_Fehmarn_20100310.pdf.
  • Hill, R. u. Hüppop, O (2006):Techniken zur Erfassung des „unsichtbaren Vogelzuges“ über See. Jber. Insitut für Vogelforschung 7: 21-22.