Rohrweihe (Circus aeruginosus (L.))
EU-Code: A081
Artspezifisch geeignete Kartiermethoden (Methodensteckbriefe)
1. Bestandserfassung (Ersterhebung)
1.1. Bestandserfassung Brutvögel
Erfassung der Balzflüge und Rufe von Männchen und Weibchen (auch in großer Höhe), von Verfolgungsflügen, Abwehr von Krähenvögeln, Eintrag von Nistmaterial, Jagdflügen mit anschließender Beuteübergabe an das Weibchen, Fütterungen und bettelfliegenden Jungvögeln.
- 1. Mitte bis Ende April (Balzflüge, Nestbau).
- 2. Anfang bis Mitte Mai (Balzflüge, Nestbau, Beuteübergaben).
- 3. Anfang bis Mitte Juni (Beuteübergaben, Jungenfütterung).
- Fakultativ 4. Anfang bis Mitte Juli (Bettelflugphase der Jungen).
- Von Sonnenaufgang bis 3 Stunden danach und von 2 Stunden vor Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang.
Wertungsgrenzen: Ende März bis Ende Juli.
- Brutverdacht:
- Zweimalige Beobachtung von balzendem Altvogel im Abstand von mindestens 7 Tagen, davon eine Mitte April bis Mitte Juli.
- Einmalige Beobachtung von balzendem Altvogel und eine weitere Beobachtung eines Altvogels im Abstand von mindestens 7 Tagen, davon eine Mitte April bis Mitte Juli.
- Einmalige Beobachtung eines Paares mit Balzverhalten.
- Nestbau oder Beuteübergabe (dabei Umsiedlungen und Nachgelege beachten).
- Brutnachweis: insbesondere
- Beobachtungen von wiederholten Beuteübergaben des Männchens an das brütende bzw. fütternde Weibchen.
- Bettelfliegende Jungvögel, wenn zuvor bereits Altvögel beobachtet wurden.
- Auf Bäumen oder Büschen stehende Altvögel können Hinweis auf nahen Brutplatz geben.
- Männchen zeigen auch noch Balzflüge nach Legebeginn.
- Die Geschlechts- und Altersbestimmung kann schwierig sein, wenn abweichend gefärbte Individuen auftreten (Blanc et al. 2013). Mit der Interpretation, dass nicht geschlechtsreife Vögel an der Balz beteiligt sind, sollte man deshalb vorsichtig sein.
- Bei Nestzerstörung durch z.B. Hochwasser oder Mahd kommt es mitunter zu Umsiedlungen und Nachgelegen.
- Kolonieartiges Brüten kommt vor, so dass es in der Bettelflugphase zu schwer einschätzbaren Situationen kommen kann. In solchen Fällen ist die Bestandserfassung/-einschätzung vorher abzuschließen.
- Beuteflüge führen teilweise über große Entfernungen, was eine Lokalisierung des Brutplatzes erschwert.
- Es sind nur wenige Beuteflüge des Männchens zur Versorgung des brütenden Weibchens pro Tag notwendig.
- Wechselnde Abflugorte des Weibchens können durch weitere Plattformen in Nestnähe bedingt sein, auf denen Nahrungstiere für Fütterungen zerlegt werden.
- Schlafplatzgemeinschaften deuten auf die Anwesenheit von Nichtbrütern bzw. erfolglosen Vögeln (evtl. auch aus anderen Gebieten) hin.
- In der Hellwegbörde wird das Weihenschutzprogramm von der ABU Soest durchgeführt.
- Je nach Fragestellung kann eine Horstkartierung erforderlich sein (keine Nestersuche vor dem Ausfliegen der Jungvögel, außer zum Schutz vor Mahd oder Ernte siehe Anhang 6).
1.2. Bestandserfassung Rastvögel (Rastplätze)
Die Rohrweihe weist in NRW regelmäßig genutzte Ruhestätten auf:
- Nachbrutzeitliche nächtliche Sammelplätze und während des Abzuges genutzte Schlafplätze.
Die Schlafplätze befinden sich meist in der Nähe der Jagdgebiete. Wenn die Schlafplätze nicht genau bekannt sind, beobachtet man die Vögel am Nachmittag bis sie zielgerichtet zu ihren Schlafplätzen abfliegen. Dabei verfolgt man sie mit Spektiv und dirigiert ggf. einen Fahrer über Funk zum Schlafplatz, wo man die Anzahl der Vögel erfasst. Rohrweihen verbringen die Nacht auf dem Boden (Brachen, hohe Wiesen, Staudenfluren). Bessere Ergebnisse erzielt man morgens, wenn die Vögel vom Schlafplatz abfliegen. Die Schlafplätze der Rohrweihen in der münsterländischen Parklandschaft sind über die Verfolgung der Vogel in den Jagdgebieten jedoch kaum zu ermitteln. Hier erscheint es zielführender, geeignete Strukturen (Moor- und Heideparzellen, Brachen) 1-2 Stunden vor bis 1 Stunde nach Sonnenuntergang auf einfliegende Rohrweihen zu überprüfen.
Die Rastbestände unterliegen einer starken Dynamik durch Vogelzug, Witterung und ggf. Störungen, wodurch sie sich sehr schnell ändern können. Deshalb ist eine mehrmalige Erfassung der Rastbestände notwendig. Der Heimzug in die Brutgebiete verläuft in der Regel so schnell, dass keine regelmäßig genutzten Ruhestätten bekannt sind.
- Vom 15. Juli bis 15. September 6 Dekadenzählungen.
- Ab 3 Stunden vor Sonnenuntergang bis zur Dunkelheit (Identifizierung des Schlafplatzes).
- Ab 1 Stunde vor Sonnenaufgang bis 1 Stunde danach (Zählung abfliegender Individuen).
- Angabe der Tageszählungen (Bestandsgrafik).
- Maximalwertbetrachtung.
- Kartografische Darstellung der Ruhestätte.
- Es gibt in NRW nur wenige Ruhestätten für die Rohrweihe. Deshalb sind vorab Recherchen bei Biologischen Stationen und der AG Greifvögel der NWO sinnvoll.
1.3. Bestandserfassung Zugvögel
Nicht relevant.
Literatur
- Blanc, J.-F., Sternalski, A. u. Bretagnolle, V (2013): Plumage variability in Marsh Harriers. British Birds 106: 145–158.