Wasserfledermaus (Myotis daubentonii (Kuhl, 1817))
(Syn.: Vespertilio daubentonii, V. emarginatus et aedilis, V. volgensis, Brachyotus daubentonii)
EU-Code: 1314
FFH-Anh. IV
Rote Liste 2010 NRW: G
Rote Liste D: *
Erhaltungszustand in NRW (ATL): G
Erhaltungszustand in NRW (KON): G
- Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)
© Foto: Henning Vierhaus, Bad Sassendorf-Lohne
Mit einer Körpergröße von etwa 4,5 bis 5,5 cm gehört die Wasserfledermaus zu den eher kleinen Fledermausarten. Das Gewicht beträgt 7 bis 17 g, die Spannweite der Flügel 24 bis 28 cm. Wie bei der ähnlichen Teichfledermaus haben die Tiere verhältnismäßig kleine Ohren. Der äußere Ohrrand ist jedoch leicht eingedellt, und der kleine Ohrdeckel ist an der Spitze gerade. Das dichte, kurzhaarige Fell ist oberseits hellrotbraun bis dunkelgraubraun, zum Teil glänzend und mit bronzefarbenen Spitzen. Die grauweiß bis bräunlich gefärbte Unterseite setzt sich scharf von der Oberseite ab. Ohren und Flughäute sind dunkel graubraun gefärbt. Die Schnauze ist bräunlich und dicht behaart, in höherem Alter wirkt sie rosa. Die sehr variablen Ortungslaute erstrecken sich über eine Bandbreite von 55-95 bis 25-40 kHz. Mit dem Ultraschall-Detektor bestehen Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen, ähnlich rufenden Myotis-Arten.
Die Wasserfledermaus ist eine Waldfledermaus, die in strukturreichen Landschaften mit einem hohen Gewässer- und Waldanteil vorkommt. Als Jagdgebiete dienen offene Wasserflächen an stehenden und langsam fließenden Gewässern, bevorzugt mit Ufergehölzen. Dort jagen die Tiere in meist nur 5 bis 20 cm Höhe über der Wasseroberfläche. Bisweilen werden auch Wälder, Waldlichtungen und Wiesen aufgesucht. Die individuellen Aktionsräume sind im Durchschnitt 49 ha groß, mit Kernjagdgebieten von nur 100 bis 7.500 m². Die traditionell genutzten Jagdgebiete sind bis zu 8 km vom Quartier entfernt und werden über festgelegte Flugrouten entlang von markanten Landschaftsstrukturen erreicht. Die Sommerquartiere und Wochenstuben befinden sich fast ausschließlich in Baumhöhlen, wobei alte Fäulnis- oder Spechthöhlen in Eichen und Buchen bevorzugt werden. Seltener werden Spaltenquartiere oder Nistkästen bezogen. Ab Mitte Juni bringen die Weibchen in größeren Kolonien mit 20 bis 50 (max. 600) Tieren ihre Jungen zur Welt. Da sie oftmals mehrere Quartiere im Verbund nutzen und diese alle 2 bis 3 Tage wechseln, ist ein großes Angebot geeigneter Baumhöhlen erforderlich. Die Männchen halten sich tagsüber in Baumquartieren, Bachverrohrungen, Tunneln oder in Stollen auf und schließen sich gelegentlich zu kleineren Kolonien zusammen. Zwischen Ende August und Mitte September schwärmen Wasserfledermäuse in großer Zahl an den Winterquartieren.
Als Winterquartiere dienen vor allem großräumige Höhlen, Stollen, Felsenbrunnen und Eiskeller, mit einer hohen Luftfeuchte und Temperaturen bevorzugt zwischen 4 bis 8 °C. Wasserfledermäuse gelten als ausgesprochen quartiertreu und können in Massenquartieren mit mehreren tausend Tieren überwintern. Auch in Nordrhein-Westfalen ist ein Quartier mit über 1.000 Tieren im Kreis Coesfeld bekannt. Zwischen Mitte März und Mitte April werden die Winterquartiere wieder verlassen. Als Mittelstreckenwanderer legen die Tiere Entfernungen von bis zu 100 (max. 260) km zwischen den Sommer- und Winterquartieren zurück.
Die Wasserfledermaus ist in Nordrhein-Westfalen „gefährdet“ und kommt in allen Naturräumen vor. Landesweit sind aktuell mehr als 150 Wochenstubenkolonien sowie über 100 Winterquartiere bekannt (2015).