Kleine Bartfledermaus  (Myotis mystacinus (Kuhl,1817))

(Syn.: Vespertilio mystacinus Leisleri)

EU-Code: 1330

FFH-Anh. IV

Rote Liste 2010 NRW: 3
Rote Liste D: 3
Erhaltungszustand in NRW (ATL): G
Erhaltungszustand in NRW (KON): G

Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus)
© Foto: Henning Vierhaus, Bad Sassendorf-Lohne

Mit einer Körperlänge von 3,5 bis 5 cm ist die Kleine Bartfledermaus eine der kleinsten europäischen Fledermausarten. Die Tiere werden nur 3 bis 9 g schwer und erreichen eine Flügelspannweite von 19 bis 23 cm. Sie besitzen ein langes, etwas krauses Fell, das auf der Oberseite nussbraun bis graubraun gefärbt ist. Die Unterseite ist dunkel- bis hellgrau, Schnauze, Ohren und Flughäute sind schwarzbraun. Die Kleine Bartfledermaus ist in der Regel etwas dunkler als die ähnliche Große Bartfledermaus. Eine sichere Unterscheidung der beiden Schwesterarten erfolgt anhand morphologischer Merkmale. Mit dem Ultraschalldetektor ist sie gut um 44 kHz zu hören, anhand des Rufes aber nicht sicher von der Großen Bartfledermaus zu unterscheiden.

Die im Sommer meist Gebäude bewohnende Kleine Bartfledermaus ist in strukturreichen Landschaften mit kleineren Fließgewässern in der Nähe von Siedlungsbereichen zu finden. Bevorzugte Jagdgebiete sind linienhafte Strukturelemente wie Bachläufe, Waldränder, Feldgehölze und Hecken. Seltener jagen die Tiere in Laub- und Mischwäldern mit Kleingewässern sowie im Siedlungsbereich in Parks, Gärten, Viehställen und unter Straßenlaternen. Die Beutejagd erfolgt in niedriger Höhe (1-6 m) entlang der Vegetation. Die individuellen Jagdreviere sind etwa 20 ha groß und liegen in einem Radius von bis zu 650 m (max. 2,8 km) um die Quartiere. Sommerquartiere und Fortpflanzungsgemeinschaften von meist 20 bis 70 Weibchen befinden sich in warmen Spaltenquartieren und Hohlräumen an und in Gebäuden. Genutzt werden enge Spalten zwischen Balken und Mauerwerk, Verschalungen, Dachböden. Seltener werden Baumquartiere (z.B. Höhlen, abstehende Borke) oder Nistkästen bewohnt. Die Weibchen bringen Im Juni kommen die Jungen zur Welt. Ab Mitte/Ende August lösen sich die Wochenstuben wieder auf.

Kleine Bartfledermäuse überwintern von Oktober/November bis März/April meist unterirdisch in spaltenreichen Höhlen, Stollen, Felsenbrunnen oder Kellern. Bisweilen werden auch Bachverrohrungen oder Brückenbauwerke aufgesucht. Bevorzugt werden frostfreie Bereiche mit einer hohen Luftfeuchte und einer Temperatur zwischen 2 bis 8 °C. Bei den Wanderungen zwischen Sommer- und Winterquartier werden meist geringe Entfernungen unter 50 (max. 240) km zurückgelegt.

Die Kleine Bartfledermaus ist in Nordrhein-Westfalen „gefährdet“ und kommt vor allem im Bergland verbreitet vor. Große Verbreitungslücken bestehen dagegen am Niederrhein, im westlichen Münsterland und in der Kölner Bucht. Aktuell sind landesweit mehr als 15 Wochenstubenkolonien sowie über 30 Winterquartiere vor allem aus Westfalen und der Eifel bekannt. Das bedeutendste Winterquartier mit mehr als 100 Tieren befindet sich im Kreis Olpe (2015).