Kreuzkröte  (Bufo calamita Laur.,1768)

(Syn.: Rana fetidissima,, R. ecaudata, R. portentosa, R. cruciata, Bufo portentosus)

EU-Code: 1202

Biologie/Lebenszyklus

Imagines/Alttiere

Phänologie
Wanderphase zum Laichgewässer
  • (März) April – Juli
Laichperiode
  • 1-3 zeitlich getrennte Laichphasen mit Temporalpopulationen
  • Weibchen: verweilen nur wenige Tage am Laichgewässer
Fortpflanzungszeit
  • (Ende März) Mitte April – Mitte August
Wanderphase/Zugzeit zum Sommerlebensraum
  • Ende April – August (je nach Zugehörigkeit zu den Temporalpopulationen)
Wanderphase/Zugzeit zum Winterlebensraum
  • Mitte September – Ende Oktober
Reproduktion
Anzahl Eier
  • Ø 3500 Eier/Laichschnur
  • 1000-9000 Eier/Laichschnur
  • Laichschnur 1-2 m lang
Eiablageplatz
  • Flachwasserzonen mit 5-10 cm Wassertiefe
Anzahl Zyklen
  • 1 Laichabgabe pro Weibchen/Jahr (Mitteleuropa)
Mobilität
mobil
  • Jungtiere: <3 km Erstbesiedlung entfernter Habitate fast ausschließlich durch hochmobile juvenile und subadulte Tiere
Wanderstrecke
  • <1000 m, max. >5km (Aktionsradius)
  • bis 300 m/Nacht
  • Tiere laufen sehr schnell
Aktivität
Tageszeitliche Aktivität
  • Alttiere: überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv
  • Juvenile und Subadulte: auch tagaktiv
Rufaktivität
  • überwiegend dämmerungs- u. nachtaktiv
  • vereinzelt aber auch tagsüber
Bewegungsaktivität
  • Alttiere: überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv
  • Juvenile und Subadulte: auch tagaktiv
Lebensdauer
  • max. 7 Jahre (Freiland, Mitteleuropa)
  • max. 17 Jahre (Gefangenschaft)
  • Weibchen: < 18 Jahre (England)
  • Männchen: < 9 Jahre (England)
Geschlechtsreife
  • nach 2 Jahren
Ernährung
  • räuberisch
  • terrestrische Arthropoden, insbes. Coleoptera und Hymenoptera Mollusken

Eientwicklung

Entwicklungsdauer
  • 2-14 Tage
  • stark temperaturabhängig

Larvalentwicklung

Entwicklungsdauer
  • 3-12 Wochen
  • stark temperaturabhängig
Aufenthaltsort
  • sonnenexponierte Flachwasserzonen
Ernährung
  • omnivor
  • Algen, Pflanzen, organischer Detritus, Aas, kannibalisch (Laich, frühe Larvenstadien)
Landgang
  • Ende Mai/Anfang Juni – Ende September
  • Larven im Oktober und November kommen nicht mehr zur Entwicklung

Überwinterung

Überwinterungsmodus
  • ausschließlich terrestrisch
  • keine Larvalüberwinterung (s.o.)

Populationsbiologie

Populationsstruktur
  • Ausbildung von Metapopulationen
  • beträchtliche Bestandsschwankungen mit hohen Aussterbe- und Neugründungsraten
Populationsdichte
  • mehrere 100 - > 1000 Alttiere/Vorkommen (in geeigneten Habitaten)
Geschlechterverhältnis
  • ca. 1:1 (Weibchen:Männchen)
  • evtl. leicht zu Gunsten der Männchen verschoben
  • Vermeintlicher Männchenüberschuss an Laichgewässern ist methodisch bedingt
Mortalität
  • Alttiere: Waldkauz, Rabenvögel, Möven, Marderartige
  • Laich und Larven: Fische, Libellenlarven, Wasserkäfer und andere Wasserinsekten, Teich- u. Kammmolch, arteigene und -fremde Quappen, temporäre Larvalgewässer oft arm an Prädatoren
  • Larvenmortalität wg. frühzeitiger Austrockung oft bis 99%, Jungtiere bis 95%, Alttiere ca. 15%

Biogeografie

Lebensraum

Winterlebensraum
  • grabbare Sandböden, Böschungen, Blockschutthalden, Steinhaufen, Kleinsäugerbauten und Spaltenquartiere oberhalb der Hochwasserlinie
Sommerlebensraum
  • trocken-warme Offenlandhabitate mit sandigen Böden (Flussauen, Binnendünen, Heiden) sowie Abgrabungsflächen (Braunkohle, Locker- u. Festgesteine), Truppenübungsplätze, Bergehalden Industriebrachen und Großbaustellen mit vegetationsarmen, wärmebegünstigten Standorten
Wanderkorridore
  • Offenlandhabitate wie z.B. Acker- und Brachflächen werden zügig durchwandert
Sonstiges
  • k.A.
Fortpflanzungsgewässer
Gewässertyp
  • sonnenexponierte oft temporäre Flach- und Kleingewässer
  • Überschwemmungstümpel, Pfützen, Lachen, Heideweiher
Temperatur
  • bevorzugt thermisch begünstigte Flachgewässer mit bis zu 35°C
Sediment
  • Regenwasser-gespeiste Flachgewässer sind oft relativ nährstoffarm
  • es werden aber auch deutlich nährstoffreichere Gewässer besiedelt
Fischbesatz
  • temporäre Gewässer sind i.d.R. fischfrei
Vegetationsstruktur
  • oft vegetationsfrei bzw. –arm oder auf Characeenrasen beschränkt
Chemismus des Gewässers
Allgemein
  • pH-Wert: (4) 4,5-9,8
  • Carbonathärte: 0-36 °dH
  • Salzgehalt: toleriert Salzbelastung bis 0,5%
  • Ammoniumgehalt: toleriert relativ hohe Ammoniumkonzentration

Verbreitung

Gesamtverbreitung
  • Europäisch
(Mittel-)europa
  • weite Teile West-, Mittel- und Nordosteuropas, von der Iberischen Halbinsel über Frankreich, die Schweiz, die Beneluxländer, Deutschland, Polen bis in die baltischen Staaten, das westliche Weißrussland und in die Ukraine. Nördliche Randvorkommen in Irland, auf den Britischen Inseln, in Dänemark und in Süd-Schweden
Deutschland
  • in allen Flächen-Bundesländern
  • großräumige und z.T. annähernd flächige Verbreitung in den tieferen Landesteilen
  • größere Verbreitungslücken in den Mittelgebirgs- und Hochlagen (z.B. Südwestfälisches Bergland, Thüringer Wald, Bayrischer Wald, Voralpen)
  • wird im Nordosten teilweise von der Wechselkröte ersetzt
Nordrhein-Westfalen
  • Verbreitungsschwerpunkte liegen in den Abgrabungsflächen der Niederrheinischen Bucht, am Niederrhein, im Südwesten der Westfälischen Bucht sowie in den Ballungsräumen an Rhein und Ruhr. Die Mittelgebirgslagen von Eifel, Süder- und Weserbergland sind bis auf Randvorkommen inzwischen weitgehend fundfrei
  • D35a: ++, D35b: ++, D30, D31 & D34: ++, D36 & D46: +, D44 & D45: +, D38 & D39: +
Historische Aufzeichnungen aus NRW
  • ältere Nachweise sind insbesondere vom Nordostrand des Süderberglandes sowie aus dem südwestlichen und nördlichen Weserbergland belegt, wo die Art heute großräumig zu fehlen scheint

Artenschutzprojekte

Projekte in Nordrhein-Westfalen
  • k.A.