Schlingnatter  (Coronella austriaca Laur.,1768)

(Syn.: Glattnatter, Haselnatter)

EU-Code: 1283

Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)

„Weite Abgrenzung“

Fortpflanzungsstätte: Die Fortpflanzungsstätte umfasst den gesamten Habitatkomplex, da Paarung und Geburt in der Umgebung der Überwinterungsgebiete bzw. Jagdgebiete erfolgen. Diese können einige hundert Meter voneinander entfernt liegen, so dass hindernisfreie Wanderkorridore essenzielle Teilhabitate darstellen. Die genaue Abgrenzung muss im Einzelfall ermittelt werden.

Ruhestätte: Da sich Winterquartiere und Tagesverstecke über den gesamten Habitatkomplex verteilen, ist dieser insgesamt als Ruhestätte anzusehen.

Lokalpopulation

  • Alle Schlingnattern eines nach Geländebeschaffenheit und Strukturierung räumlich klar abgegrenzten Gebietes.
  • Getrennte lokale Populationen liegen räumlich mehr als 500 m voneinander entfernt und sind durch schwer überwindbare Strukturen (Intensives Ackerland, Straßen u. ä.) getrennt (GRODDECK 2006, zitiert in RUNGE et al. 2009).

Habitatanforderungen

  • Bevorzugung offener bis halboffener Lebensräume mit mosaikartiger heterogener Vegetationsstruktur und steiniger bis felsiger, schnell austrocknender Standorte (Bahndämme, Steinbrüche, Halbtrockenrasen, Abgrabungen, Schonungen, Kiefernwälder, Waldränder, Wegböschungen, Magerrasen und im Tiefland Moor- und Heidegebiete). (GÜNTHER & VÖLKL 1996, SCHAARSCHMIDT & WACHLIN 2004, NICOLAY & ALFERMANN 2003, SCHLÜPMANN et al. 2006, BUßMANN et al. 2011).
  • Mikroklimatisch begünstigte Flächen (Südlagen).
  • Wärmespeichernde, nährstoffarme Substrate (offenes Gestein, offener Fels, Rohboden, offene Sandflächen, aber auch dunkle Rohhumusflächen z.B. an Moorrändern).
  • Sonnenplätze aus Gründen der Thermoregulation in Verzahnung mit halbschattigen Gebüschen bzw. Schattenplätzen (BUßMANN et al. 2011).
  • Ausreichende Anzahl an Beutetieren wie Kleinsäugern (Spitzmaus, Wühlmaus u.ä.) sowie Blindschleichen, Wald-Zaun- und Mauereidechsen (SCHLÜPMANN et al. 2006).
  • Sonnige, spaltenreiche Stein- oder Felsstrukturen als Winterquartier.
  • Altgrasbestände
  • Liegendes Totholz und Baumstubben

  • Die Schlingnatter ist eher als ortstreu einzustufen (BUßMANN et al. 2011). Eine gute Vernetzung ist bei einer räumlichen Entfernung zum nächsten Schlingnattervorkommen von weniger als 200 m gegeben (PAN & ILÖK 2010). GRODDECK (2006, zitiert in RUNGE et al. 2009) spricht von einer schlechten Vernetzung und somit getrennten lokalen Individuengemeinschaften bei einer Entfernung von mehr als 500 m von dem nächsten besiedelten Bereich.
  • Von insgesamt 29 Schlingnattern, die bei Beobachtungen im Recker Moor und Wiethmarscher Venn wieder gefunden wurden, hatten nur wenige Individuen Ortswechsel vorgenommen, die aber alle eine Entfernung von etwa 50m nicht überschritten (BUßMANN et al. 2011).
  • Günstig sind deckungsreiche und hindernisfreie Wanderkorridore zur optimalen Vernetzung der Lebensräume (z.B. naturnahe, offene Waldsäume von ca. 10 - 20 m Breite (BfN 2011)).
  • Die Mindestgröße eines Schlingnatter-Lebensraums ist nicht exakt anzugeben, da die Habitatqualität die Besiedlungsdichte mitbestimmt (VÖLKL 1991). Für den nordeuropäischen Raum werden Reviergrößen von bis zu 2,3 ha für Männchen und 1,7 ha für Weibchen angegeben (vgl. STRIJBOSCH & VAN GELDER 1993, KÄSEWIETER 2002). Eine gesunde Schlingnatterpopulation braucht Lebensraumkomplexe von vermutlich 50 ha an aufwärts (DUSEJ & MÜLLER 2004). Die Reviergröße schwankt jedoch beträchtlich da sie stark von der Größe der genutzten Teillebensräume und der Beutetierdichte abhängig ist (VÖKL & KÄSEWIETER 2003).
  • Die von VÖKL & KÄSEWIETER 2003 (S.101) am häufigsten ermittelten Abundanzen bewegten sich zwischen 1-3 Tieren / ha. Laut VÖLKL (1991) beträgt die Mindestgröße einer gesunden Population 50 Tiere. Lt. PAN & ILÖK (2010) ist bei einem Vorkommen von mehr als 5 Tieren in einem Habitatkomplex von einem hervorragenden Populationszustand auszugehen.