Schlingnatter  (Coronella austriaca Laur.,1768)

(Syn.: Glattnatter, Haselnatter)

EU-Code: 1283

Artspezifisch geeignete Kartiermethoden (Methodensteckbriefe)

1. Bestandserfassung (Ersterhebung)

1.1.1. Kartiermethode: Kontrolle von Verstecken; Sichtbeobachtung und Fang von Individuen
  • Da Schlingnattern sich sehr verborgen aufhalten, erfolgt die Kartierung in erster Linie durch Absuchen von vorher ausgebrachten künstlichen Versteckplätzen, weiterhin auch durch Kontrolle natürlicher Versteckplätze und Sichtbeobachtung und Fang von Individuen. Dazu wird die Untersuchungsfläche langsam abgegangen, schwerpunktmäßig entlang linearer Strukturen mit Kontrolle der künstlichen und natürlichen Verstecke und Strukturen wie flach aufliegende Steine und Holz. Gesichtete Individuen werden möglichst per Hand gefangen und Länge, Besonderheiten sowie ggfs. Zeichnungsmuster (s.u.) über Foto festgehaltennotiert. Bei den Begehungen ist auch auf Schlangenhemden (Häutungsreste) ist zu achten.
  • Künstliche Verstecke: Ausbringung von 6 bis 10 Schaltafeln, Förderbandmatten, Formbleche oder Dachpappen pro Hektar. Die künstlichen Verstecke werden frühzeitig (spätestens im März, besser im Herbst vor der Untersuchung) ausgebracht, damit sich unter den Brettern und Blechen die typischen Versteckstrukturen und Gerüche ausbilden können.
  • Bei Fragestellungen, wo zumindest halbquantitative Daten erforderlich sind, können die adulten Tiere mittels ihrer individuellen Zeichnungsmuster unterschieden werden. Die Oberseite des Kopfes und der ersten Rückenschilder bietet dazu einen guten Ansatz. Die Dokumentation erfolgt über Fotos der gefangenen Tiere.
1.1.2. Termine:
  • 10 Termine: Sichtbeobachtung von Mitte April bis Mitte September (Jungtiere Erfassung ab Ende August); Kontrolle der künstlichen Verstecke April bis Oktober.
  • Eine hohe Beobachtungswahrscheinlichkeit für ausgewachsene Tiere ist in den Monaten Mai und Juni gegeben.
  • Richtwert für den Zeitaufwand: 1 Stunde pro ha Untersuchungsfläche und pro Begehung.
1.1.3. Günstige Tageszeit:
  • Der Schwerpunkt der Erfassung soll von 8:00 Uhr bis 11:00 Uhr und am späten Nachmittag von 15:00 Uhr bis 18:00 Uhr gelegt werden.
  • Kontrolle der Verstecke am frühen Morgen (bis etwa 10:00 Uhr) vor intensiver Besonnung, bei kühler Witterung und/oder bedecktem Himmel ganztägig.
1.1.4. Günstige Witterungsbedingungen:
  • Ideal sind für die Kontrollen der Bleche und Bretter kühle Temperaturen bei überwiegend bedecktem Himmel mit einzelnen sonnigen Phasen. Dann weisen die künstlichen Verstecke den größten Temperaturunterschied zur Umgebung auf und sind für die Schlangen am attraktivsten.
  • Begehungen an warmen/schwülen Tagen ohne direkte Sonnenstrahlung.
  • Keine Erfassung in den sonnigen Mittagstunden.
  • Keine Erfassung an Regentagen.
  • Günstige Erfassungszeiten sind auch nach mehrtägigen Regen- oder Kälteperioden gegeben.
1.1.5. Auswertung der Bestandserfassung:
  • Eine Abschätzung der Populationsgröße auf Grundlage der erfassten Individuen (juvenil, subadult, adult) und ihrer Häutungen allein durch regelmäßige Begehungen oder Kontrollen künstlicher Versteckplätze in einem Jahr ist nicht möglich.
  • Die maximal ermittelte Zahl beobachteter Tiere ist anzugeben.
  • Bei Fang und Fotografie der Tiere ist eine Ermittlung einer Individuenzahl möglich.
  • Ggf. ist eine Schätzung der Population mittels Fang-Wiederfang möglich.
1.1.6. Hinweise:
  • Alleinige Sichtbeobachtungen im Gelände ohne Kontrolle von künstlichen Verstecken sind auch bei häufiger Begehungsfrequenz oft erfolglos.
  • Der Einsatz von künstlichen Verstecken (Schlangenbretter) hat sich bei der Schlingnatter-Kartierung bewährt, weil diese Art zum Aufwärmen den Kontakt zum erwärmten Substrat sucht und sich nur selten einmal direkt sonnt.
  • Dachpappen sollen nicht mit Bitumen beschichtet sein. Dieser löst sich bei Hitze auf und wird flüssig, was zu einer Schädigung der Tiere führt.
  • Das Hauptkriterium einer erfolgreichen Reptilienkartierung ist das richtige Einschätzen von „günstigem Reptilienwetter“. Der Kartierungserfolg hängt daher wesentlich von der Erfahrung des Erfassers ab.

Literatur

  • Bußmann, M.; Dalbeck, L.; Hachtel, M. u. Mutz, T. (2011): 4.6 Schlingnatter – Coronella austriaca. In: Arbeitskreis Amphibien und Reptilien Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Handbuch der Amphibien und Reptilien Nordrhein-Westfalens. – Bielefeld (Laurenti), 1080-1106.
  • Hachtel, M., Schlüpmann, M., Thiesmeier, B. u. Weddeling, K. 2009: Methoden der Feldherpetologie. Laurenti Verlag. Bielefeld. 424 Seiten.
  • Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV, 2010): FFH-Arten und Europäische Vogelarten; Online unter http://www.naturschutzinformationen-nrw.de/ffh-arten/de/arten/gruppe/amph_rept/liste
  • Mutz, T. u. Glandt, D. (2004): Künstliche Versteckplätze als Hilfsmittel der Freilandforschung an Reptilien unter besonderer Berücksichtigung von Kreuzotter (Vipera berus) und Schlingnatter (Coronella austriaca). – Mertensiella 15: 186–196.