Schlingnatter  (Coronella austriaca Laur.,1768)

(Syn.: Glattnatter, Haselnatter)

EU-Code: 1283

FFH-Anh. IV

Rote Liste 2010 NRW: 2
Rote Liste D: 2
Erhaltungszustand in NRW (ATL): U
Erhaltungszustand in NRW (KON): U

Schlingnatter (Coronella austriaca)
© Foto: Peter Schütz, Essen
Schlingnatter (Coronella austriaca)
© Foto: Peter Schütz, Essen

Mit einer Körperlänge von 60 bis 70 cm ist die Schlingnatter die kleinste einheimische Schlangenart. Die ungiftigen Tiere sind in ihrer Grundfärbung rotbraun bis graubraun gefärbt. Die Rückenseite ist mit einem variablen Muster aus zwei Reihen paarig oder versetzt angeordneter dunkler Flecken gezeichnet. Charakteristisch ist die Kopf- und Nackenzeichnung, die aus einem großen, dunklen, fast herzförmigen Fleck besteht. Die Bauchseite ist meist einheitlich grau, gelb, braun oder rötlich gefärbt. Von der ähnlichen Kreuzotter unterscheidet sich die Schlingnatter durch die runden (nicht schlitzförmigen) Pupillen. Die Schlingnatter ernährt sich bevorzugt von Eidechsen, Kleinsäugern und Jungvögeln. Größere Beutetiere werden von ihr umschlungen und erstickt – eine Beutefangtechnik die der Art zu ihrem deutschen Namen verholfen hat. Schlingnattern sind heimliche Tiere mit einer sehr versteckten Lebensweise.

Die Schlingnatter kommt in reich strukturierten Lebensräumen mit einem Wechsel von Einzelbäumen, lockeren Gehölzgruppen sowie grasigen und vegetationsfreien Flächen vor. Bevorzugt werden lockere und trockene Substrate wie Sandböden oder besonnte Hanglagen mit Steinschutt und Felspartien. Ursprünglich besiedelte die wärmeliebende Art ausgedehnte Binnendünenbereiche entlang von Flüssen. Heute lebt sie vor allem in Heidegebieten und trockenen Randbereichen von Mooren. Im Bereich der Mittelgebirge befinden sich die Vorkommen vor allem in wärmebegünstigten Hanglagen, wo Halbtrocken- und Trockenrasen, Geröllhalden, felsige Böschungen sowie aufgelockerte steinige Waldränder besiedelt werden. Sekundär nutzt die Art auch vom Menschen geschaffene Lebensräume wie Steinbrüche, alte Gemäuer, südexponierte Straßenböschungen und Eisenbahndämme. Einen wichtigen Ersatzlebensraum stellen die Trassen von Hochspannungsleitungen dar. Im Winter verstecken sich die Tiere meist einzeln in trockenen frostfreien Erdlöchern, Felsspalten oder in Trocken- und Lesesteinmauern. Die traditionell genutzten Winterquartiere liegen in der Regel weniger als 2 km vom übrigen Jahreslebensraum entfernt. Nach Beendigung der Winterruhe verlassen die tagaktiven Schlingnattern ab Ende März die Winterquartiere und suchen ihre Sonnplätze auf. Bis Mitte/Ende Mai finden die Paarungen statt. Von Ende Juli bis September setzen die lebend-gebärenden Weibchen ihre Nachkommen ab. Im Herbst werden ab Anfang Oktober die Winterquartiere wieder aufgesucht. Die Schlingnatter ist eine ausgesprochen standorttreue Art. Gute Winterquartiere, Sonnplätze und Tagesverstecke werden oftmals über viele Jahre genutzt. Dabei zeigt sie eine geringe Mobilität mit maximalen Aktionsdistanzen im Sommer von unter 480 m.

Die Schlingnatter ist in Nordrhein-Westfalen „stark gefährdet“ und kommt vor allem im Bergland vor. Verbreitungsschwerpunkte liegen im Bereich des Bergischen Landes sowie der Eifel. Der Gesamtbestand wird auf über 250 Vorkommen geschätzt (2015).