Schlingnatter  (Coronella austriaca Laur.,1768)

(Syn.: Glattnatter, Haselnatter)

EU-Code: 1283

Biologie/Lebenszyklus

Imagines/Alttiere

Phänologie
Paarungszeit
  • Mitte April – Mitte/Ende Mai
  • manchmal eine weitere Paarungsphase in der zweiten Augusthälfte
Absetzungsphase
  • Ende Juli – September
  • Schwerpunkt: August
Bezug des Sommerquartiers
  • Ende März – Anfang April
Bezug des Winterquartiers
  • Anfang Oktober – Anfang November
Reproduktion
Anzahl Eier
  • (1) 4-8 (14) Junge/Wurf
Anzahl Zyklen
  • max. 1 Wurf pro Weibchen/Jahr
  • die Weibchen reproduzieren nur alle 2-3 Jahre
Geburt
  • Junge werden in einer durchsichtigen 20-30 x 10-15 mm großen Eihülle geboren
  • Verlassen der Eihülle nach 1-30 min
Mobilität
mobil
  • ausgesprochen standorttreu (bzgl. Winterquartiere, Sonnplätze, Tagesverstecke)
  • Männchen: 0,92-2,3 ha (Revier)
  • Weibchen: 0,18-1,7 ha (Revier)
Wanderstrecke
  • adult: 25-35 m Aktionsdistanz/Tag (in Hauptfressphase, Juli/August)
  • 200-300 m Aktionsdistanz/Tag (während Frühjahrsmigration)
  • 460-480 m max. Aktionsdistanz (während Sommeraktivität)
  • 4000-6600 m (maximale Wanderdistanzen)
  • juvenil: <150 m (maximale Wanderdistanzen)
Aktivität
Tageszeitliche Aktivität
  • überwiegend tagaktiv
  • an warmen Tagen im Hochsommer können Tiere bis 2300 Uhr aktiv angetroffen werden
Bewegungsaktivität
  • v.a. um 9:00 Uhr und 13:00 Uhr aktiv
  • im Hochsommer oft eine bimodale Aktivitätskurve mit Aktivitäten morgens und gegen Abend
Lebensdauer
  • >10 Jahre (nicht unbedeutender Anteil der Tiere)
  • max. 16 Jahre (Freiland)
Ernährung
  • räuberisch
  • hauptsächlich Eidechsen, Blindschleichen, Jungvögel sowie juvenile und adulte Kleinsäuger
  • aneben auch kleinere Schlangen einschließlich Artgenossen

Jungtiere

Entwicklungsdauer
  • Geschlechtsreife: nach 3-4 Jahren
  • Länge bei Geschlechtsreife: 40-50 cm
Ernährung
  • räuberisch
  • Beutespektrum deutlich kleiner als bei adulten Tieren
  • fast ausschließlich Reptilien (junge Waldeidechsen, Zauneidechsen, Blindschleichen, seltener andere junge Schlangen wie z.B. Kreuzottern)
Schlüpflinge
  • Länge frisch geborene Jungtiere: 14,8-16,9 cm
  • Gewicht frisch geborene Jungtiere: Ø 2,3-3,7 g

Überwinterung

Überwinterungsmodus
  • bei stark reduziertem Stoffwechsel in frostfreien Verstecken

Populationsbiologie

Populationsstruktur
  • großer Anteil Adulte (45-70 cm)
  • geringer Anteil Subadulte (bis 40 cm) und Juvenile
Populationsdichte
  • 1-3 Tieren/ha
Geschlechterverhältnis
  • 1:1 (Weibchen:Männchen) (Donautal, Bayern)
  • 1,3:1 (Weibchen:Männchen) (Nordostbayern)
  • kann stark schwanken
  • in manchen Populationen deutlich zugunsten der Männchen, in anderen zugunsten der Weibchen verschoben
Mortalität
  • Juvenile: wie adulte Tiere, ein erheblicher Prädationsdruck geht besonders von größeren Artgenossen aus, in der Phase nach der Geburt und der ersten Überwinterung sehr hohe Mortalitätsraten bis zu 80 %
  • hohe Jungensterblichkeit wird durch die im Schnitt recht hohe Lebenserwartung der adulten Tiere von über 10 Jahren kompensiert
  • Adulte: Vogelarten wie Mäusebussard und Rabenvögel, außerdem Raubsäuger wie Iltis und Steinmarder, auch Kannibalismus spielt bei dieser Art eine Rolle

Biogeografie

Lebensraum

Primärstandorte
  • ursprünglich Binnendünen entlang von Flüssen
  • Flachland: heute v.a. Heidegebiete, trockene Randbereiche von Mooren
  • Mittelgebirge: heute v.a. wärmebegünstigte Hanglagen, Halbtrocken- und Trockenrasen, Geröllhalden, felsige Böschungen, aufgelockerte steinige Waldränder
  • alle Standorte sonnenexponiert und wärmebegünstigt
Sekundärstandorte
  • Steinbrüche, alte Gemäuer, südexponierte Straßenböschungen und Eisenbahndämme, Trassen von Hochspannungsleitungen
Winterlebensraum
  • überwintern meist einzeln, nur selten zu mehreren in trockenen, frostfreien Verstecken
  • in Erdlöchern, Felsspalten, selten in Trocken- und Legesteinmauern
Sommerlebensraum
  • s. Primär- bzw. Sekundärstandorte
Wanderkorridore
  • entlang von Straßenböschungen, Eisenbahndämmen, Trassen von Hochspannungsleitungen und Flussläufen
Sonstiges
  • da die Jungtiere auf Reptilien als Nahrung angewiesen sind, ist der Erhalt von strukturreichen Lebensräumen mit reichen Vorkommen von Waldeidechsen, Zauneidechsen und Blindschleichen für die Schlingnatter von besonderer Bedeutung

Verbreitung

Gesamtverbreitung
  • Eurasisch
  • in Asien werden im Osten Kasachstan und über den Kaukasus hinweg die Nordtürkei und der Nordiran erreicht
(Mittel-)europa
  • fast ganz Europa
  • nicht besiedelt werden lediglich Irland, der größte Teil Großbritanniens, Nordskandinavien, die südlichen Zweidrittel der Iberischen Halbinsel und die meisten Mittelmeerinseln
Deutschland
  • in Deutschland weit verbreitet, mit einem Schwerpunkt in den klimatisch begünstigten Mittelgebirgen im Südwesten und Süden
  • nach Norden dünnen die Vorkommen zunehmend aus und es gibt nur noch isolierte Einzelpopulationen
Nordrhein-Westfalen
  • hauptsächlich in den höheren Landesteilen verbreitet, in den flachen Lagen nur sporadische Vorkommen am Niederrhein, der unteren Lippe und an der Grenze zu den Niederlanden
  • D35a: +, D35b: +, D30, D31 & D34: +, D36 & D46: ++, D44 & D45: ++, D38 & D39: ++
Historische Aufzeichnungen aus NRW
  • k.A.