Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis (Pall.))
Brutvögel und Rastvogel
Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)
„Weite Abgrenzung“
Fortpflanzungsstätte: Der Zwergtaucher legt sein Nest meist freischwimmend auf Pflanzenmaterial an, teilweise auch auf festem Boden, direkt am Wasser innerhalb von dichter Ufervegetation. Das Nest wird jedes Jahr neu gebaut, die Brutplatztreue kann bei gleichbleibend günstigen Standortsbedingungen hoch ausgeprägt sein (KONTER & KONTER 2006). Oft finden sich Zwergtauchernester Jahre hindurch regelmäßig am selben Standort, wobei es sich aber nicht immer um die Nester desselben Paares handeln muss (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1987: 152). Flachgewässer sind mitunter von Revieren vollständig ausgefüllt (kolonieartiges Brüten), vor allem größere Gewässer mit offener Wasserfläche haben einen mehr oder weniger großen, nicht revierbesetzten neutralen Teil, in dem sich nichtbrütende oder eben brutfreie Altvögel und selbständige Jungtaucher ungestört aufhalten können (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1987: 157). Bei Kleingewässern ist daher das gesamte Gewässer als Fortpflanzungsstätte abzugrenzen, bei größeren Gewässern (Seen) der zur Nestanlage genutzte Uferabschnitt mit einer Größe von > 1000 qm (in Anlehnung an besiedelte Kleingewässer bei IKEMEYER & SCHOMAKER 1996: 36).
Lokalpopulation
- Vorkommen im Gemeindegebiet
Habitatanforderungen
- Der Brutbiotop zeichnet sich meist aus durch dichte Pflanzenbestände der Verlandungsgesellschaften (Röhricht, Binsen, Weiden) mit kleinen offenen Wasserflächen, geringer Wassertiefe, mäßig verkrauteten bzw. schlammigen Untergrund und klarem Wasser. Bevorzugt werden kleinere verlandende Kolke, Teiche und Weiher, Moor- und Feuchtwiesenblänken, Rieselfelder, Klär- und Schönungsteiche, Bergsenkungsgewässer und entsprechende Uferzonen größerer Gewässer sowie ruhige Abschnitte von Fließgewässern (MILDENBERGER 1982, SCHMITZ in NWO 2002, SUDMANN in GRÜNEBERG & SUDMANN 2013). Da der Zwergtaucher nicht so tief tauchen kann wie andere Taucherarten, sind nur Flachgewässer mit maximal 2 m Wassertiefe geeignet (MILDENBERGER 1982, nach WESTERMANN 1987: 758 werden 0,6 bis 1,2 m bevorzugt), zumindest im Winterhalbjahr werden auch tiefere Gewässer genutzt (WESTERMANN 1987: 758, nach VLUG 2007: 14 mit 2-3 m Tiefe).
Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)
„Weite Abgrenzung“
Ruhestätte: Der Zwergtaucher rastet während des Frühjahrs- und Herbstzuges bzw. der Überwinterung z. B. an deckungsreichen Fließgewässern, Feuchtgebieten mit Verlandungsvegetation, Rieselfeldern, Abgrabungsgewässern und Stauseen. Traditionell genutzte Rast- und Schlafplätze sind jeweils als Ruhestätte abzugrenzen. Die Ruhestätte besteht aus den Schlafplätzen sowie den in räumlich-funktionalem Zusammenhang stehenden Nahrungsflächen.
Lokalpopulation
- Vorkommen in einem Schutzgebiet, Vorkommen in einem Gemeindegebiet
Habitatanforderungen
- Deckungsreiche Fließgewässer (selten auch deckungsarme), Feuchtgebiete mit ausgeprägter Verlandungsvegetation, Rieselfelder, Abgrabungsgewässer mit submerser Vegetation, Stauseen mit ausreichendem Nahrungsangebot (BURKHARDT 1995, DIETZEN in DIETZEN et al. 2015, LANUV 2010, MILDENBERGER 1982). In NRW tritt er oft auf kleinen Flüssen und Bächen auf (MILDENBERGER 1982).
- Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Insekten und deren Larven, weiterhin Muscheln, Kleinkrebsen, Kaulquappen und Kleinfischen (BAUER et al. 2005: 184). Der Zwergtaucher taucht meist in der Uferzone in Flachwasserbereichen von ca. 0,2 bis 2 m (FOX 1994, GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1987: 155).
- Im Winterhalbjahr (Oktober bis März, im September gelegentlich auch noch an den Brutgewässern) besitzen die Zwergtaucher eines Gewässers einen oder mehrere Schlafplätze, die über Jahre hinweg stets am selben Ort liegen. Der Schlafplatz wird um Sonnenuntergang einzeln oder in kleinen Gruppen von 2–6 Exemplaren schwimmend oder tauchend aufgesucht (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1987:156).
- Nahrungs- und Ruhegewässer können lokal identisch oder räumlich getrennt sein.
- Bei Vereisung von Stillgewässern erfolgt eine Bestandsverlagerung auf benachbarte Fließgewässerabschnitte (z. B. EIDNER 1992).