Gänsesäger  (Mergus merganser L.)

EU-Code: A070

Artspezifisch geeignete Kartiermethoden (Methodensteckbriefe)

1. Bestandserfassung (Ersterhebung)

1.1. Bestandserfassung Brutvögel

Kein Brutvogel in NRW oder als Brutvogel nicht planungsrelevant.

1.2. Bestandserfassung Rastvögel (Rastplätze)

Die meisten Gewässer werden sowohl als Rastgewässer als auch zur Nahrungssuche genutzt. Es kann aber auch zu Funktionstrennungen kommen, so dass getrennte Tages- und Schlafplatzzählungen erforderlich sind. Dies gilt vor allem für den fischfressenden Gänsesäger, der sich tagsüber weit verteilen kann und sich abends zu Schlafgemeinschaften zusammenfindet.

1.2.2. Kartiermethode:
  • Auf dem Gewässer werden die Gänsesäger in der Regel von günstigen Uferstellen aus mit Hilfe von Fernglas oder Spektiv einzeln, bei größeren Trupps auch in 10er oder 100er Einheiten ausgezählt (genaue Erläuterung der Methode z.B. Bergmann et al. o.J.). Bei dieser tagaktiven, tauchenden Art sind dabei Phasen abzupassen, an denen möglichst alle Individuen über der Wasseroberfläche zu sehen sind. Es sind mehrere Zähldurchgänge durchzuführen (so dass der Beobachter sicher ist, dass er das Maximum erfasst hat), wobei das Maximum gewertet wird.
  • Auf Rheinabschnitten mit unzugänglichen Uferbereichen kann eine Erfassung von einem Boot aus hilfreich sein. Die anderen Fließgewässer sind meist so klein, dass man von einem Boot aus alle rastenden Wasservögel aufscheucht und eine genaue Erfassung der Rastbestände deshalb nicht möglich ist.
  • Schlafplatzzählung: Erfassung aller einfliegender Individuen von einem Ort aus mit möglichst guter Übersicht. In Einzelfällen kann die nächtliche Erfassung von Nahrungsgewässern/-flächen notwendig sein. Hierfür sind Zählungen mittels eines Nachtsichtgerätes erforderlich.
1.2.3. Termine:

Die Rastbestände unterliegen einer starken Dynamik durch Vogelzug, Witterung und ggf. Störungen, wodurch sie sich sehr schnell ändern können. Deshalb ist eine mehrmalige Erfassung der Rastbestände notwendig.

  • Zeitraum von Anfang August bis Ende April.
  • Kartierintensität:
    • Je eine Zählung pro Dekade (entspricht 3 Monatszählungen).
1.2.4. Günstige Tageszeit:
  • Tageszählung von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang bei guten Sichtverhältnissen (Gegenlicht im Winter beachten).
  • Schlafplatzzählung von 1 Stunde vor Sonnenuntergang bis zur absoluten Dunkelheit (um auch spät einfliegende Individuen zu erfassen).
1.2.5. Auswertung der Bestandserfassung:
  • Angabe der Tageszählungen (Bestandsgrafik).
  • Maximalwertbetrachtung.
  • Berechnung von Vogeltagen (Mittelwert der pro Zählung erfassten Individuenanzahl multipliziert mit der Anzahl der Rasttage) bezogen auf das jeweilige Gewässer.
  • Zeitraum der Anwesenheit im Rastgebiet.
1.2.6. Hinweise:
  • Auf vielen Gewässern findet von September bis März/April eine von ehrenamtlichen Zählern durchgeführte monatliche Wasservogelzählung statt. Auch wenn diese Zählungen eigene Erhebungen im Regelfall nicht ersetzen, so können diese Daten doch zur Komplettierung der Datenlage beitragen, insbesondere, wenn sie über mehrere Jahre erhoben wurden. Die Daten befinden sich im Eigentum der jeweiligen Zähler, Kontakte können durch die AG Wasservögel der NWO (http://www.nw-ornithologen.de) hergestellt werden.

1.3. Bestandserfassung Rastvögel (Pendelflüge)

Planungsrelevant können vor allem Pendelflüge zwischen Rast- und Nahrungsgewässern/-flächen sein, wenn diese Flugkorridore durch Bauvorhaben beeinträchtigt werden.

1.3.1. Kartiermethode:

Die Überflüge sind hinsichtlich Anzahl und Flugrichtung zu protokollieren, wobei die Richtung in Karten, die weiteren Daten in Tabellen aufgenommen werden. Für die Beobachtung ist eine günstige Position mit möglichst weiter Rundumsicht zum Plangebiet zu wählen. Da die Flughöhe nur sehr schwer abzuschätzen ist, sollten hier nur Überflüge in großer Höhe (>200 m) unterschieden werden, die vom Planvorhaben nicht betroffen sind. Bei nächtlichen Pendelflügen ist ein Nachtsichtgerät erforderlich. Eine Korrelation von Bestandsdaten aus innerhalb von 24 h durchgeführten Tag- und Nachtzählungen gibt Hinweise auf mögliche Pendelflugrouten.

1.3.2. Termine:
  • Kartierintensität:
    • Je eine Zählung pro Dekade (entspricht 3 Monatszählungen).
1.3.3. Günstige Tageszeit:
  • Während der Morgendämmerung Erfassung der vom Schlafplatz abfliegenden Vögel.
  • Tageszählung von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang bei guten Sichtverhältnissen (Gegenlicht im Winter beachten).
1.3.4. Auswertung der Bestandserfassung:
  • Darstellung der Flugrouten in Karten.

Literatur

  • Buchheim, A. (1998): Erfassung in Nordrhein-Westfalen rastender Kormorane – Ergebnisse landesweiter Synchronzählungen 1992 bis 1997 mit Angaben zum Brutbestand. LÖBF-Mitt. 3/1998: 59-68.
  • Hornman M., Hustings F., Koffijberg K. u. Klaassen O. (2012). Handleiding Sovon Watervogel- en slaapplaatstellingen. Sovon Vogelonderzoek Nederland, Nijmegen.
  • Krüger, T.; Ludwig, J.; Südbeck, P.; Blew, J.; Oltmanns, B. (2013): Quantitative Kriterien zur Bewertung von Gastvogellebensräumen in Niedersachsen, 3. Fassung. Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 33 (2): 70-87.
  • Wahl, J., ‚T. Keller u. C. Sudfeldt (2004): Verbreitung und Bestand des Kormorans Phalacrocorax carbo in Deutschland im Januar 2003 – Ergebnisse einer bundesweiten Schlafplatzzählung. Vogelwelt 125: 1-10.
  • Wahl, J. u. C. Sudfeldt (2005): Phänologie und Rastbestandsentwicklung der Gründelentenarten (Anas spec.) in Deutschland. Vogelwelt 126: 75-91.
  • Wahl, J., S.R. Sudmann u. C. Sudfeldt (2002): Mauser- und Rastgebiete für Wasservögel in NRW mit landesweiter, nationaler und internationaler Bedeutung gesucht! NWO-Mitt. 15: 13-18.