Saatkrähe (Corvus frugilegus Linnaeus, 1758)
EU-Code: A348
Artspezifisch geeignete Kartiermethoden (Methodensteckbriefe)
1. Bestandserfassung (Ersterhebung)
1.1. Bestandserfassung Brutvögel
Zählung besetzter Nester (am Nest wachende, nestgebundene Altvögel, Nest bauende Paare, im Nest sitzende Weibchen) einer Kolonie (zur Erfassung von Schlafplätzen siehe unten).
- 1. Anfang bis Mitte April (wachende, Nest bauende Altvögel, im Nest sitzende Weibchen). Zur Erfassung des Brutbestandes einer Kolonie reicht eine Zählung der besetzten Nester am Ende der Nestbauperiode möglichst kurz vor dem Laubaustrieb aus. Je nach Standort und Baumart kann der Laubaustrieb zu unterschiedlichen Zeiten erfolgen. Bei Störungen oder ungünstigen Zählbedingungen ist die Zählung an einem anderen Termin zu wiederholen.
- Über den ganzen Tag mehr oder weniger gleichbleibend.
Wertungsgrenzen: Anfang April bis Ende Mai.
- Brutverdacht:
- Wachende, oder Nest bauende Altvögel bzw. Altvögel mit Nestbindung.
- Einen möglichen Koloniestandort anfliegende Altvögel ab Anfang April.
- Brutnachweis: insbesondere
- Nest mit brütendem Weibchen.
- Auffallende Kotflecken unter bereits leerem Nest.
- Bestandsangabe:
- Brutpaare, nach Möglichkeit als Ergebnis von Synchronzählungen gleichzeitig besetzter Nester.
- Bestandserfassung nur über Nesterzählung möglich (Zählung 2-3mal durchführen, um sicher zu gehen, dass man keine Nester übersehen hat).
- Schon ab Beginn des Nestbaues bleibt ein Partner am Nest als Wache. Während der Brutzeit übernachten Altvögel in der zugehörigen Kolonie.
- Synchronzählungen an Stichtagen in räumlich zusammenhängenden Gebieten erforderlich.
1.2. Bestandserfassung Rastvögel
Zur Ruhestätte der Saatkrähe gehörten die traditionell genutzten Hauptschlafplätze und die Hauptsammelplätze. In Städten oder an anderen störungsreichen Plätzen ist die zusätzliche Abgrenzung eines störungsarmen Puffers nicht erforderlich.
Saatkrähen ruhen / nächtigen gruppenweise in Baumgruppen / Gehölzen, die einen freien Rundumblick gewährleisten (teilweise in den Brutkolonien). Das Ruheverhalten ist differenziert ausgebildet: Innerhalb eines Schlafplatzsystems besteht eine hierarchische Ordnung in
- Hauptschlafplätze, die oft jahre- oder jahrzehntelang den ganzen Winter hindurch oder wenigstens über viele Wochen täglich benutzt werden.
- Nebenschlafplätze, die nur unregelmäßig je nach mit Störungen an den Hauptschlafplätzen, ungünstiger Witterung oder der Ausbeutung temporärer Nahrungsquellen genutzt werden.
Ziehende Scharen besetzen mehrere Tage bis zu zwei Wochen lang eigene Zugschlafplätze, und mitteleuropäische Brutvögel nach der Ankunft bis Ende Februar/Anfang März vorübergehend einen Vorbrutzeitschlafplatz. Weiterhin bestehen Vor-, Zwischen- und Hauptsammelplätze. Wie die Schlafplätze können auch die Hauptsammelplätze mit ihren Einflugskorridoren über Jahre oder Jahrzehnte konstant bleiben, während die Vor- und die Zwischensammelplätze mit der Tagesverteilung und Witterung ständig wechseln (Glutz von Blotzheim u. Bauer 1993: 1807 ff.).
Erfassung von Haupt- und Nebenschlafplätzen durch abendliche Beobachtung einfliegender Tiere, ggf. auch der Einflugrouten sowie im Einzelfall weiterhin Erfassung der Sammelplätze. Geeignete Beobachtungsstandorte sind in Voruntersuchungen festzulegen und ggf. im Laufe der Untersuchung zu variieren, wenn sich die Flugrouten ändern. Im Regelfall ist der Einsatz mehrere Beobachter erforderlich, die um die bekannten Schlafareale postiert werden und durch ein- und ausfliegende Saatkrähen protokollieren (z. B. Krenn 1991, Krenn u. Gereben-Krenn 1999: 50).
- Wöchentliche Zählung von Ende Oktober bis Anfang März (in Anpassung an die lokale Situation).
- Beginn nachmittags ca. 2 Stunden vor Sonnenuntergang bis zur Dunkelheit (bis keine Saatkrähen mehr fliegen, mind. 0,5 Stunden nach Sonnenuntergang. Falls auch Vorsammelplätze in die Erfassung einbezogen werden sollen, ist zu beachten, dass diese bereits ab Mittag / den frühen Nachmittagsstunden angeflogen werden können (Glutz von Blotzheim u. Bauer 1993: 1809).
- Günstig ist wenig windiges Wetter, da der abendliche Einflug dann relativ ruhig und geradlinig verläuft, bei windigem Wetter können die Krähen auch schon während des Einflugs kreisen, was die Erfassung deutlich erschwert (Krenn 1991: 3).
- Angaben zum Besatz der Schlafplätze und zu den Einflugrichtungen.
- Der Schlafplatz / Sammelplatz ist vor Beginn der Zählung auf ggf. bereits anwesende Saatkrähen zu prüfen.
- Die Erfassung einfliegender Saatkrähen ist zeit- und personalaufwändig. Im Regelfall mehrere Bearbeiter synchron einzusetzen.
- Die Erfassung der Größe eines Schlaf- oder Sammelplatzes durch Zählung der Bäume und Multiplikation mit einer durchschnittlichen Zahl von Saatkrähen, die einen Baum besetzen, erwies sich in einer Untersuchung als nicht durchführbar (Krenn 1991: 3).
1.3. Bestandserfassung Zugvögel
Nicht relevant.
Literatur
- Fankhauser, T. (1994): Raumnutzung und Nahrungserwerb von seßhaften Saatkrähen Corvus frugilegus bei Bern im Winter. Der Ornithologische Beobachter 91(3): 173-193.
- Glutz von Blotzheim, U. N.; Bauer, K. M.; (Bearb., 1993): Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 13 / 3. Passeriformes (4. Teil): Corvidae – Sturnidae. Rabenvögel, Starenvögel. Aula-Verlag, Wiesbaden, S. 1366-2178.
- Krenn, H. W. (1991): Der Winterschlafplatz der Saatkrähen (Corvus frugilegus) auf der „Baumgartner Höhe“ in Wien. Vogelkundl. Nachr. Ostösterreich 2 (3): 1-7.
- Krenn, H.-W.; Gereben-Krenn, B.-A. (1999): Satkrähen (Corvus frugilegus L.) im Winter 1998/99 in Wien. Vogelkundliche Nachrichten aus Ostösterreich 10 (3): 49-51.