Tafelente  (Aythya ferina (Linnaeus, 1758))

EU-Code: A059

Artspezifisch geeignete Kartiermethoden (Methodensteckbriefe)

1. Bestandserfassung (Ersterhebung)

1.1. Bestandserfassung Brutvögel

1.1.1. Kartiermethode: Erfassung ortstreuer Paare

Zählung von isolierten, ortstreuen Paaren/Individuen und ortstreu sichernden Männchen bzw. scheuer ortstreuer Weibchen; Zählung verleitender bzw. Junge führender Weibchen.

1.1.2. Termine:
  • 1. Ende April bis Anfang Mai (Zählung von isolierten Paaren).
  • 2. Mitte Mai (Zählung von Paaren sowie ortstreu sichernder Männchen oder scheuer Weibchen).
  • 3. Ende Mai bis Anfang Juni (Zählung einzelner ortstreu sichernder Männchen und scheuer Weibchen, Zählung Junge führender oder verleitender Weibchen).
  • Optional 4. Ende Juni bis Mitte Juli (Zählung Junge führender oder verleitender Weibchen).
1.1.3. Günstige Tageszeit:
  • Tagsüber.
1.1.4. Auswertung der Bestandserfassung:

Wertungsgrenzen: Ende April bis Ende Juli.

  • Brutverdacht:
    • Einmalige Beobachtung eines Paares und dauf eine Feststellung eine einzelnen ortstreu sichernden Männchens oder eines scheuen Weibchens im Abstand von mindestens 7 Tagen, davon eine Feststellung Anfang Mai bis Mitte Juni.
    • Zweimalige Beobachtung eines Paares oder eines Weibchens im Abstand von 7 Tagen, davon eine Beobachtung Anfang Mai bis Mitte Juni.
  • Brutnachweis: insbesondere
    • Nest mit brütendem Weibchen (Zufallsfund).
    • Junge führende, verleitende oder warnende Weibchen.
1.1.5. Hinweise:
  • Tafelenten bilden auch in der Zeit vor der Eiablage noch Trupps bzw. Balzgemeinschaften, ohne dass Paarbildungen eindeutig zuzuordnen sind. Solche Beobachtungen sind ohne weitergehende Beobachtungen von Einzelpaaren bzw. Individuen oder Familien nicht zu werten.
  • Keine gezielte Gelegesuche durchführen, da die Weibchen sehr empfindlich sind und Nester nach Störungen schnell aufgeben.

1.2. Bestandserfassung Rastvögel (Rastplätze)

Die meisten Gewässer werden sowohl als Rastgewässer als auch zur Nahrungssuche genutzt. Es kann aber auch zu Funktionstrennungen kommen, so dass getrennte Tages- und Schlafplatzzählungen erforderlich sind. Tafelenten suchen nachts mitunter andere Gewässer zur Nahrungssuche auf.

1.2.2. Kartiermethode:
  • Auf dem Gewässer werden die Tafelenten in der Regel von günstigen Uferstellen aus mit Hilfe von Fernglas oder Spektiv einzeln, bei größeren Trupps auch in 10er oder 100er Einheiten ausgezählt (genaue Erläuterung der Methode z.B. Bergmann et al. o.J.). Bei dieser tagaktiven, tauchenden Art sind dabei Phasen abzupassen, an denen möglichst alle Individuen über der Wasseroberfläche zu sehen sind. Bei diesen Arten sind mehrere Zähldurchgänge durchzuführen (so dass der Beobachter sicher ist, dass er das Maximum erfasst hat), wobei das Maximum gewertet wird.
  • Auf Rheinabschnitten mit unzugänglichen Uferbereichen kann eine Erfassung von einem Boot aus hilfreich sein. Die anderen Fließgewässer sind meist so klein, dass man von einem Boot aus alle rastenden Wasservögel aufscheucht und eine genaue Erfassung der Rastbestände deshalb nicht möglich ist.
  • Schlafplatzzählung: Erfassung aller einfliegender Individuen von einem Ort aus mit möglichst guter Übersicht. In Einzelfällen kann die nächtliche Erfassung von Nahrungsgewässern/-flächen notwendig sein. Hierfür sind Zählungen mittels eines Nachtsichtgerätes erforderlich.
1.2.3. Termine:

Die Rastbestände unterliegen einer starken Dynamik durch Vogelzug, Witterung und ggf. Störungen, wodurch sie sich sehr schnell ändern können. Deshalb ist eine mehrmalige Erfassung der Rastbestände notwendig.

  • Zeitraum von Anfang August bis Ende April.
  • Kartierintensität:
    • Je eine Zählung pro Dekade (entspricht 3 Monatszählungen).
1.2.4. Günstige Tageszeit:
  • Tageszählung von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang bei guten Sichtverhältnissen (Gegenlicht im Winter beachten).
  • Schlafplatzzählung von 1 Stunde vor Sonnenuntergang bis zur absoluten Dunkelheit (um auch spät einfliegende Individuen zu erfassen).
1.2.5. Auswertung der Bestandserfassung:
  • Angabe der Tageszählungen (Bestandsgrafik).
  • Maximalwertbetrachtung.
  • Berechnung von Vogeltagen (Mittelwert der pro Zählung erfassten Individuenanzahl multipliziert mit der Anzahl der Rasttage) bezogen auf das jeweilige Gewässer.
  • Zeitraum der Anwesenheit im Rastgebiet.
1.2.6. Hinweise:
  • Auf vielen Gewässern findet von September bis März/April eine von ehrenamtlichen Zählern durchgeführte monatliche Wasservogelzählung statt. Auch wenn diese Zählungen eigene Erhebungen im Regelfall nicht ersetzen, so können diese Daten doch zur Komplettierung der Datenlage beitragen, insbesondere, wenn sie über mehrere Jahre erhoben wurden. Die Daten befinden sich im Eigentum der jeweiligen Zähler, Kontakte können durch die AG Wasservögel der NWO (http://www.nw-ornithologen.de) hergestellt werden.

1.3. Bestandserfassung Rastvögel (Pendelflüge)

Großräumige Zugbewegungen finden bei Tafelenten vorwiegend nachts und in für die meisten Planvorhaben unkritischen Höhen statt (Ausnahme Einflugschneisen an Flughäfen). So erfolgten auf Fehmarn 84 % des allgemeinen Vogelzuges im Frühjahr und 89 % im Herbst oberhalb von 200 m (BioConsult SH u. ARSU 2010), wobei sich solche Zugbewegungen nur mittels Radarmessungen verfolgen lassen (z.B. Hill u. Hüppop 2006). Planungsrelevant können dagegen Pendelflüge zwischen Rast- und Nahrungsgewässern/-flächen sein, wenn diese Flugkorridore durch Bauvorhaben beeinträchtigt werden.

1.3.1. Kartiermethode:

Die Überflüge sind hinsichtlich Anzahl und Flugrichtung zu protokollieren, wobei die Richtung in Karten, die weiteren Daten in Tabellen aufgenommen werden. Für die Beobachtung ist eine günstige Position mit möglichst weiter Rundumsicht zum Plangebiet zu wählen. Da die Flughöhe nur sehr schwer abzuschätzen ist, sollten hier nur Überflüge in großer Höhe (>200 m) unterschieden werden, die vom Planvorhaben nicht betroffen sind. Bei nächtlichen Pendelflügen ist ein Nachtsichtgerät erforderlich. Eine Korrelation von Bestandsdaten aus innerhalb von 24 h durchgeführten Tag- und Nachtzählungen gibt Hinweise auf mögliche Pendelflugrouten.

1.3.2. Termine:
  • Kartierintensität:
    • Je eine Zählung pro Dekade (entspricht 3 Monatszählungen).
1.3.3. Günstige Tageszeit:
  • Nachts jeweils 2 Stunden nach Sonnenuntergang bzw. vor Sonnenaufgang bei guten Sichtverhältnissen (z.B. Vollmond).
  • Tageszählung von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang bei guten Sichtverhältnissen (Gegenlicht im Winter beachten).
1.3.4. Auswertung der Bestandserfassung:
  • Darstellung der Flugrouten in Karten.

Literatur

  • Buchheim, A. (1998): Erfassung in Nordrhein-Westfalen rastender Kormorane – Ergebnisse landesweiter Synchronzählungen 1992 bis 1997 mit Angaben zum Brutbestand. LÖBF-Mitt. 3/1998: 59-68.
  • Hornman M., Hustings F., Koffijberg K. u. Klaassen O. (2012). Handleiding Sovon Watervogel- en slaapplaatstellingen. Sovon Vogelonderzoek Nederland, Nijmegen.
  • Krüger, T.; Ludwig, J.; Südbeck, P.; Blew, J.; Oltmanns, B. (2013): Quantitative Kriterien zur Bewertung von Gastvogellebensräumen in Niedersachsen, 3. Fassung. Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 33 (2): 70-87.
  • Wahl, J., ‚T. Keller u. C. Sudfeldt (2004): Verbreitung und Bestand des Kormorans Phalacrocorax carbo in Deutschland im Januar 2003 – Ergebnisse einer bundesweiten Schlafplatzzählung. Vogelwelt 125: 1-10.
  • Wahl, J. u. C. Sudfeldt (2005): Phänologie und Rastbestandsentwicklung der Gründelentenarten (Anas spec.) in Deutschland. Vogelwelt 126: 75-91.
  • Wahl, J., S.R. Sudmann u. C. Sudfeldt (2002): Mauser- und Rastgebiete für Wasservögel in NRW mit landesweiter, nationaler und internationaler Bedeutung gesucht! NWO-Mitt. 15: 13-18.
  • BioConsult SH GmbH u. Co.KG u. ARSU GmbH (2010): Zum Einfluss von Windenergieanlagen auf den Vogelzug auf der Insel Fehmarn. Gutachterliche Stellungnahme auf Basis der Literatur und eigener Untersuchungen im Frühjahr und Herbst 2009. Im Auftrag der Fehmarn Netz GmbH u. Co. OHG. http://www.bioconsult-sh.de/pdf/Gutachten_Fehmarn_20100310.pdf.
  • Hill, R. u. Hüppop, O (2006):Techniken zur Erfassung des „unsichtbaren Vogelzuges“ über See. Jber. Insitut für Vogelforschung 7: 21-22.