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Bestandserfassung

Verbreitungskarten

Mornellregenpfeifer  (Charadrius morinellus (Linnaeus, 1758))

(Syn.: Eudromias morinellus)

EU-Code: A139

Artspezifisch geeignete Kartiermethoden (Methodensteckbriefe)

1. Bestandserfassung (Ersterhebung)

1.1. Bestandserfassung Brutvögel

Nicht relevant.

1.2. Bestandserfassung Rastvögel

Mornellregenpfeifer überqueren Europa auf dem Zug in sehr engen Zeitfenstern, wobei die meisten Individuen während des Herbstzuges im Zeitraum 15. August bis 15. September beobachtet werden. Der Frühjahrszug findet fast ausschließlich im Mai statt und die Verweildauern sind hier in der Regel noch kürzer als auf dem Herbstzug. Ebenso ist die Anzahl der Vögel geringer, da die vorjährigen Individuen meist in den Winterquartieren bleiben (Glutz von Blotzheim et al. 1975, Bauer et al. 2005). Die in Mitteldeutschland gelegenen Rastgebiete befinden sich ungefähr auf halber Distanz zwischen den nordeuropäischen Brut- und den nordafrikanischen Überwinterungsgebieten. Die Rastgebiete werden allgemein als exponierte Flächen mit kurzer Vegetation, Heide, Brachland oder abgeernteten Feldern beschrieben (Wiersma 1996). Typische Rasthabitate liegen auf Plateaus mit sanften Kuppen, in ausgeräumter, hügeliger Agrarlandschaft (Moning u. Wagner 2005, S. 55). Es handelt sich meist um gegrubberte bzw. frisch eingesäte Raps- und Getreidefelder oder abgeerntete Kartoffeläcker. Maisäcker sind nur im Frühjahr Rasthabitat, da sie beim Wegzug noch bestellt sind. Neben einigen Einzelnachweisen existieren in Nordrhein-Westfalen nach derzeitigem Kenntnisstand nur drei traditionelle Rast-gebiete. Dies ist einmal die Zülpicher Börde, insbesondere der Bereich Erftstadt-Weilerswist-Zülpich (Rhein-Erft-Kreis, Kreis Euskirchen; Rheinwald u. Kneitz 2002), wo bislang maximal 10 Ind. festgestellt wurden (30.08.-08.09.1992, Kuhn et al. 1994) und andererseits der insgesamt bedeutendste nordrhein-westfälische Rastplatz in der Hellwegbörde in den Kreisen Unna, Soest und Paderborn mit Schwerpunkt auf den Kuppenlagen des Haarstrangs im Kreis Soest. Aus diesem Gebiet liegen Mornellregenpfeifer-Beobachtungen seit 1967 vor (Pott et al. 2008/09). In den letzten Jahren wurde die Erfassung intensiviert, so dass sich hier die Nachweise häuften und auch neue, vorher nicht bekannte Rastplätze entdeckt wurden (Müller et al. 2014). Ein dritter Rastplatz befindet sich in der Warburger Börde (Stübing et al. 2013), wo jedoch meist nur geringe Anzahlen auftreten.

1.2.1. Kartiermethode:

Mornellregenpfeifer rasten während des Zuges nur sehr kurz, so dass eine hohe Beobachtungsdichte erforderlich ist. Bei der Zählung sind alle als Rastgebiet in Frage kommenden Äcker (gegrubbert oder frisch eingesät) intensiv mit Fernglas bzw. Spektiv abzusuchen. Da die Vögel am Boden oft nur schwer zu entdecken sind, ist vor allem auf sich drückende oder kurz auffliegende Vögel zu achten, besonders bei stärkerem Wind oder in der Nähe jagenden Greifvögeln. Außerdem sollte auf überfliegende Vögel und ihr mögliches Landen geachtet werden. Während der Hauptzugzeit (in der dritten Augustdekade) sollte auch bei Durchzug von Regen- und Gewitterfronten gezielt nach dann häufig zur Rast einfallenden Vögeln gesucht werden. Der Zeitaufwand beträgt mindestens 1 Stunde pro 100 ha. Die Distanz zwischen Beobachter und der potenziellen Rastfläche sollte nach Möglichkeit nicht größer als 300 m sein.

1.2.2. Termine:

Da die Rastbestände im Frühjahr kaum in Erscheinung treten, konzentriert sich die Beobachtung auf den Herbstzug.

  • Zeitraum vom 15. August bis 15. September.
  • Kartierintensität: 11 Zählungen im dreitägigen Rhythmus bei möglichst guten Sichtbedingungen.
1.2.3. Günstige Tageszeit:
  • Tagsüber mit Schwerpunkt in den Vormittagsstunden.
  • Eine gezielte Kontrolle nach Gewittern ist zu jeder Tageszeit sinnvoll.
1.2.4. Auswertung der Bestandserfassung:
  • Angabe der Tageszählungen (Bestandsgrafik).
  • Maximalwertbetrachtung.
  • Berechnung von Vogeltagen (vereinfacht: Mittelwert der pro Zählung erfassten Individuenanzahl einer Art multipliziert mit der Anzahl der Rasttage).
  • Zeitraum der Nutzung des Rastplatzes durch Mornellregenpfeifer.
1.2.5. Hinweise:
  • Im Hauptrastgebiet Hellwegbörde werden Beobachtungsdaten von der ABU in Soest gesammelt und ausgewertet (Pott et al. 2009, Müller et al. 2014).

1.3. Bestandserfassung Zugvögel

Nicht relevant bzw. identisch mit der Rastvogelerfassung.

Literatur

  • Bauer, H.-G., E. Bezzel u. W. Fiedler (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas: Nonpasseriformes ‑ Nichtsperlingsvögel. 2. Aufl., Aula-Verl., Wiebelsheim.
  • Glutz von Blotzheim, U.N., K.M. Bauer u. E. Bezzel (1975): Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Bd. 6 Charadriformes (1. Teil). Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden.
  • Kuhn, M., P. Herkenrath, W. Toedt u.a. (1994): Mornellregenpfeifermeldungen. In: Deutsche Seltenheitenkommission: Seltene Vogelarten in Deutschland 1991 und 1992. Limicola 8: 170.
  • Moning, C. u. C. Wagner (2005): Vögel beobachten in Süddeutschland. Kosmos-Verlag, Stuttgart.
  • Müller, A., R. Joest u. W. Pott (2014): Vorkommen des Mornellregenpfeifers im Europäischen Vogelschutgebiet Hellwegbörde Kartierungen 2013, Abgrenzung von Rastplätzen und Maßnahmenvorschläge. Unveröff. Bericht an das LANUV, ABU, Bad Sassendorf Lohne.
  • Pott, W., R. Joest u. A. Müller (2008/09): Auf der Durchreise aus dem hohen Norden – zum Vorkommen des Mornellregenpfeifers (Charadrius morinellus) in der Hellwegbörde von 1967-2008. ABU-Info 31-32: 16-25.
  • Rheinwald, G. u. S. Kneitz (2002): Die Vögel zwischen Sieg, Ahr und Erft. Ginster-Verlag, St. Katharinen.
  • Stübing, S., T. Sacher u. J. Wahl (2013): Leicht zu übersehen: Herbstrast des Mornellregenpfeifers. Falke 60: 285-289.
  • Wiersma, P. (1996): Family Charadriidae (Plovers), Species accounts. S. 411-443 in J. del Hojo, A. Elliott u. J. Sargatal (eds.): Handbook of the Birds of the World. Vol. 3: Hoatzin to Auks. Lynx Edicions, Barcelona.