Artinformationen

Artenschutzmaßnahmen

Bestandserfassung

Verbreitungskarten

Kampfläufer  (Philomachus pugnax (L.))

EU-Code: A151

Artspezifisch geeignete Kartiermethoden (Methodensteckbriefe)

1. Bestandserfassung (Ersterhebung)

1.1. Bestandserfassung Brutvögel

Kein Brutvogel in NRW.

1.2. Bestandserfassung Rastvögel (Rastplätze)

Die Kampfläufer nächtigen zumeist in Gruppen in flachen Uferbereichen, auf überstautem oder trockenem Grünland oder auf überstauten brachliegenden Ackerflächen und Mooren, während sie tagsüber auf Nahrungssuche gehen.

1.2.1. Kartiermethode:

Schlafplatzzählung:

  • Zur Identifikation von Schlafplätzen werden in der Abenddämmerung und nachts entsprechende Habitate abgefahren und auf Ansammlungen/einfliegende Tiere bzw. artspezifische Rufe kontrolliert. Die Bestände werden dann am nächsten Tag erfasst.
  • Eine andere Methode besteht darin Nahrung suchende Trupps vor Sonnenuntergang aufzusuchen und diesen bis zum Schlafplatz zu folgen (setzt eine gute Infrastruktur voraus).
  • Die Zählung findet um Sonnenuntergang statt, wobei alle einfliegenden und bereits rastenden Individuen gezählt werden. Gezählt wird in 10er-, 50er- oder 100er-Einheiten.

Zählungen in den Äsungsgebieten:

  • Hierzu werden die Nahrungsgebiete vorzugsweise mit dem Auto abgefahren (geringere Störwirkung) und die Kampfläufertrupps mittels Fernglas oder Spektiv ausgezählt (Hornman et al. 2012). Trupps bis 100 Individuen können einzeln ausgezählt werden, Trupps bis 1.000 in Zehnerblöcken und größere Trupps in Hunderterblöcken.
  • Mitunter kommt es oft zu einer Vermischung mit anderen Arten. Wenn eine Art im Trupp stark dominiert, zählt man zunächst diese (dabei bekommt man schon einen Überblick über weitere vorhandene Arten) und anschließend gezielt die selteneren Arten. Wenn zwei oder mehr Arten häufig sind (z.B. 1.200 Individuen von Art A, 600 Individuen von Art B) dann kann man beide Arten mit einer Mehrfachzähluhr in einem Durchgang auszählen oder nacheinander. Trupps über 1.000 Individuen sind zwei Mal zu zählen. Weichen die Werte um mehr als 10 % voneinander ab, ist eine dritte Zählung durchzuführen. Der Mittelwert der beiden ähnlichsten Zählwerte liefert das Ergebnis.
1.2.3. Termine:

Die Rastbestände unterliegen einer starken Dynamik durch Vogelzug, Witterung und ggf. Störungen, wodurch sie sich sehr schnell ändern können. Deshalb ist eine mehrmalige Erfassung der Rastbestände notwendig, wobei der Aufwand dem jeweiligen Vorhaben angepasst wird.

  • Feuchtgrünland und nasse Äcker: Anfang Juli bis Mitte Oktober und Anfang März bis Ende Mai.
  • Uferbereich: Anfang März bis Ende Mai und Anfang Juli bis Mitte Oktober.
  • Kartierintensität:
    • Feuchtgrünland und nasse Äcker: je eine Zählung pro Dekade (entspricht 3 Monatszählungen).
    • Uferbereich: wöchentliche Zählung.
1.2.4. Günstige Tageszeit:
  • Zählung auf Äsungsflächen: von 1 Stunde nach Sonnenaufgang bis 1-2 Stunden vor Sonnenuntergang.
  • Schlafplatzzählung bei Sonnenuntergang: 2 Stunden vor bis 1,5 Stunden nach Sonnenuntergang.
1.2.5. Auswertung der Bestandserfassung:
  • Angabe der Tageszählungen (Bestandsgrafik).
  • Maximalwertbetrachtung.
  • Berechnung von Vogeltagen (vereinfacht: Mittelwert der pro Zählung erfassten Individuenanzahl multipliziert mit der Anzahl der Rasttage).
  • Zeitraum der Anwesenheit im Rastgebiet.
1.2.6. Hinweise:
  • Die Verwendung von Zähluhren ist sinnvoll.
  • Die artspezifischen Rufe müssen bekannt sein.

1.3. Bestandserfassung Zugvögel (Zugbewegungen, Pendelflüge)

Großräumige Zugbewegungen finden bei Kampfläufern vorwiegend nachts und in für die meisten Planvorhaben zumindest im Tiefland unkritischen Höhen statt. So erfolgten auf Fehmarn 84 % des allgemeinen Vogelzuges im Frühjahr und 89 % im Herbst oberhalb von 200 m (BioConsult SH u. ARSU 2010), wobei sich solche Zugbewegungen nur mittels Radarmessungen verfolgen lassen (z.B. Hill u. Hüppop 2006). In welchen Höhen die nordrhein-westfälischen Mittelgebirge überflogen werden ist unbekannt. Planungsrelevant können dagegen tagsüber durchgeführte Pendelflüge zwischen Rast- und Nahrungsgewässern/-flächen sein, wenn diese Flugkorridore durch Bauvorhaben beeinträchtigt werden. Darüber hinaus ist der An-/Abflugbereich von Rastgewässern/-flächen auch in Bezug auf ankommende/abziehende Zugvögel relevant.

1.3.1. Kartiermethode:

Direktbeobachtung und Protokollierung von Flugbewegungen (An-, Ab-, Überflug). Eine Korrelation von Bestandsdaten aus Schlafplatzzählungen und Erfassungen auf den Äsungsflächen gibt Hinweise auf mögliche Pendelflugrouten.

1.3.2. Termine:
  • Anfang Juli bis Mitte Oktober und Anfang März bis Ende Mai.
  • Kartierintensität: je eine Zählung pro Dekade (entspricht 3 Monatszählungen).
    • Bei hoher zu erwartender Eingriffsintensität oder bei Betroffenheit landesweit bedeutsamer Vorkommen wöchentliche Zählungen.
    • Bei mittlerer zu erwartender Eingriffsintensität Halbmonatszählung (entspricht 2 Monatszählungen).
    • Bei geringer zu erwartender Eingriffsintensität Monatszählung (entspricht 1 Zählung pro Monat).
1.3.3. Günstige Tageszeit:
  • Pendelflüge zwischen Gewässern und Äsungsgebieten erfolgen insbesondere um Sonnenauf- und -untergang. Diese Zeiten sind auch günstig für die Erfassung ankommender/abziehender Zugvögel.
1.3.4. Auswertung der Bestandserfassung:
  • Darstellung der Flugrouten in Karten.
1.3.5. Hinweise:
  • Die artspezifischen Rufe müssen bekannt sein.

Literatur

  • Hornman M., Hustings F., Koffijberg K. u. Klaassen O. (2012). Handleiding Sovon Watervogel- en slaapplaatstellingen. Sovon Vogelonderzoek Nederland, Nijmegen.
  • www.sovon.nl: Vogelinfo – Soorten – [Artname] – Telrichtlijnen (Abruf am 25.04.2013).
  • BioConsult SH GmbH u. Co.KG u. ARSU GmbH (2010): Zum Einfluss von Windenergieanlagen auf den Vogelzug auf der Insel Fehmarn. Gutachterliche Stellungnahme auf Basis der Literatur und eigener Untersuchungen im Frühjahr und Herbst 2009. Im Auftrag der Fehmarn Netz GmbH u. Co. OHG. http://www.bioconsult-sh.de/pdf/Gutachten_Fehmarn_20100310.pdf.
  • Hill, R. u. Hüppop, O (2006):Techniken zur Erfassung des „unsichtbaren Vogelzuges“ über See. Jber. Insitut für Vogelforschung 7: 21-22.