Artinformationen

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Bestandserfassung

Verbreitungskarten

Europäischer Biber  (Castor fiber Linnaeus, 1758)

EU-Code: 1337

Artspezifisch geeignete Kartiermethoden (Methodensteckbriefe)

1. Bestandserfassung (Ersterhebung)

1.1. Feststellung des Artvorkommens im Untersuchungsgebiet (Präsenz – Absenz)

1.1.1. Kartiermethode: relevante Strukturen am Luftbild und ggf. qualifizierte Bibernachweise
  • Quantitative Abschätzung relevanter Strukturen durch Interpretation aktueller Luftbilder (nicht älter als 3 Jahre) und Ergänzung durch Geländebegehung sowie andere Informationen (Abfrage biolog. Stationen, Landwirte, Förster).
  • Bei plausiblem Verdacht qualifizierte Bibernachweise durch:
    • Indirekte Nachweise von Bauen und Burgen, Biberröhren, Einbrüchen am Gewässerufer, Biberdämmen, Ausstiegen (schlammbedeckte Rutschen), gefällten oder benagten Bäumen, Fraßspuren und Trittsiegeln.
    • Direkte Beobachtungen von Bibern.
1.1.2. Termine / Wiederholungen:
  • Kartierung im Spätwinter oder zeitigem Frühjahr (bis März / April) aufgrund der leichteren Sichtbarkeit der Spuren wegen fehlender Vegetation.
  • Einmaliger Durchgang sofern bei idealen Bedingungen durchgeführt.
  • Neuauftreten von Bibern wird häufig erst ab Herbst an den gefällten Bäumen erkannt.
1.1.3. Hinweise:
  • Im frühen Winter haben sich oft noch nicht so viele Biberspuren akkumuliert, daher ist ein Zeitraum Anfang Februar bis Anfang April ideal.
  • Da die systematischen Erfassungen der Biberbestände in NRW lediglich alle drei Jahre durchgeführt werden, sind nicht zwingend alle Bibervorkommen bekannt.
  • Im Winter nutzen Biber kleinere Reviere. Die Kartierung in dieser Zeit erleichtert die Abgrenzung der Reviere.
  • Aufgrund der festgestellten Fernausbreitung von > 10km sind Neubesiedlungen auch weitab der bekannten Bibervorkommen zu erwarten.

1.2. Bestandserfassung (Revierkartierung)

1.2.1. Kartiermethode: Revierkartierung
  • Alle erfassten Biberspuren werden mittels Erhebungsbogen (vgl. Schwab u. Schmidbauer 2001 u. Revierbogen Biberkartierung; Biologische Station Düren) deklariert und in eine Karte (Maßstab 1:25000) mit laufender Nummer eingetragen.
  • Die Abgrenzung der Reviere ergibt sich aus den auf der Karte entstandenen Lücken zwischen den erfassten Spuren.
  • Zum Vorgehen und idealen Zeitpunkt zur Erfassung siehe Punkt 1.1.
1.2.2. Hinweise:
  • Eine Biberfamilie bewohnt zumeist gleichzeitig mehrere Baue, besonders in Revieren mit stark wechselndem Wasserstand, Dies erschwert oft eine Abgrenzung der einzelnen Reviere gegeneinander.
  • Familienverbände enthalten durchschnittlich 4 Individuen.
  • Im Zusammenhang mit hochinfektiösen Amphibienkrankheiten (Ranaviren, Chytridiomykose) sind bei Wechsel zwischen Gewässern die Regelungen des "Hygieneprotokolls" zur Reinigung von Schuhen und Kartiergeräten einzuhalten (gründliche Reinigung mit Wasser, Desinfizierung, Trocknung, Details in Uni Trier u. LANUV 2021). Hintergrundinformationen sowie das Hygieneprotokoll des LANUV finden sich unter: https://www.lanuv.nrw.de/natur/artenschutz/amphibienkrankheiten/

1.3. Bestandserfassung lokale Population

1.3.1. Kartiermethode: Bestandsabschätzung über Spuren oder Sichtbeobachtungen
  • Abschätzung der Individuenzahl anhand der höchsten gleichzeitig gesichteten Zahl an Bibern bzw. Summe der Zahl an gesichteten und unterscheidbaren (Größe, Aussehen) Individuen.
  • Oder anhand der Spuren (Menge der Spuren, Trittsiegelgröße) unterscheiden ob es sich um Einzel-/Paarrevier oder ein Familienrevier handelt.
1.3.2. Termine / Wiederholungen:
  • Beste Zeiträume zur Erfassung sind (Ende) Mai nachdem Jungtiere den Bau verlassen haben und gegen Ende August. Ab April bis Ende Juli sind säugende Weibchen zu erkennen.
  • Die häufig in der Literatur angegebene Kartierzeit zwischen September und Oktober ist aufgrund schlechter Lichtverhältnisse eher als ungünstig zu betrachten.
  • Für eine Abschätzung der Populationsgröße sind mindestens 4 Durchgänge erforderlich.
1.3.3. Hinweise:
  • Je nach Eingriff und der daraus resultierenden Fragestellung kann eine Bestandserfassung notwendig erscheinen. Ansonsten ist der Präsenz-Absenz Nachweise der Art ausreichend. Dies ist im Einzelfall zu prüfen und festzulegen.
  • Sind genaue Bestandszahlen notwendig, ist dies nur mittels zeitintensiver Beobachtungen zu erreichen.
  • Häufig ist eine Einordnung in Einzeltier, Paar oder Familienrevier (mit Jungtieren) ausreichend.
  • Indirekte Nachweise von Jungbibern können durch Feststellen der Zitzen des sich putzenden, d. h. aufgerichtet sitzenden Weibchens, Abhören der Jungbiberlaute am Bau und das Ausmessen der Fährten erbracht werden.
  • In störungsreichen Revieren (z.B. durch Hundehalter stärker frequentierte Uferabschnitte) sind Biber oft vollständig nachtaktiv, daher kaum zu sehen bzw. zu zählen.
  • Im Zusammenhang mit hochinfektiösen Amphibienkrankheiten (Ranaviren, Chytridiomykose) sind bei Wechsel zwischen Gewässern die Regelungen des "Hygieneprotokolls" zur Reinigung von Schuhen und Kartiergeräten einzuhalten (gründliche Reinigung mit Wasser, Desinfizierung, Trocknung, Details in Uni Trier u. LANUV 2021). Hintergrundinformationen sowie das Hygieneprotokoll des LANUV finden sich unter: https://www.lanuv.nrw.de/natur/artenschutz/amphibienkrankheiten/

Literatur

  • Albrecht et al. 2014: Leistungsbeschreibungen für faunistische Untersuchungen im Zusammenhang mit landschaftsplanerischen Fachbeiträgen und Artenschutzbeitrag. Forschungs- und Entwicklungsvorhaben FE 02.0332/2011/LRB im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Schlussbericht 2014.
  • Biologische Station Düren (2010): Erfassungsbogen Biber: Revier -http://www.biostation-dueren.de/files/erfassungsbogen_revier.pdf (Abfrage: 16.01.2014).
  • NABU – Arbeitskreis Biberschutz im NABU Landesverband Sachsen-Anhalt (2005): Anleitung zur Biberbestandserfassung und –kartierung. Mitteilungen des Arbeitskreises Biberschutz 1 / 2005. pp. 9.
  • Schwab, G. u. M. Schmidbauer (2009): Kartieren von Bibervorkommen und Bestandserfassung. 6. Seiten + Anhang. http://www.gerhardschwab.de/Veroeffentlichungen/Kartieren_von_Bibervorkommen_und_Bestandserfassung_2009.pdf.
  • Universität Trier u. Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (2021): Hygieneprotokoll und Praxistipps zur Verhinderung der Übertragung von Krankheits-erregern (v.a. Batrachochytrium salamandrivorans, B. dendrobatidis, Ranavirus) zwischen Amphibienpopulationen. Stand April 2021, 8 S. https://www.lanuv.nrw.de/fileadmin/lanuv/natur/hygieneprotokoll/Hygieneprotokoll.pdf, Abruf 12.05.2022.