Artinformationen

Artenschutzmaßnahmen

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  • Maßnahmen
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Bestandserfassung

Verbreitungskarten

Feldhamster  (Cricetus cricetus (Linnaeus, 1758))

EU-Code: 1339

Artspezifisch geeignete Kartiermethoden (Methodensteckbriefe)

1. Bestandserfassung (Ersterhebung)

1.1. Feststellung des Artvorkommens im Untersuchungsgebiet (Präsenz – Absenz)

1.1.1. Kartiermethode: relevante Strukturen am Luftbild und ggf. Suche nach Hamsterbauten
  • In rezenten Verbreitungsgebieten des Feldhamsters nach Daten des LANUV (Abfrage): Auswertung der Bodeneignungskarte (BK 50) nach Kayser (2004), ggf. unter Berücksichtigung der BK 5 (erhältlich beim Geologischen Dienst).
  • Quantitative Abschätzung des Anteils relevanter Strukturen (v.a. Getreide- u. Luzernefelder) durch Interpretation aktueller Luftbilder (nicht älter als 3 Jahre) und Ergänzung durch Geländebegehung sowie andere Informationen (Abfrage Landwirte und Ortskundige).
  • Sofern ein Vorkommen nach diesen Daten und Angaben nicht ausgeschlossen werden kann konkrete Suche nach:
    • Fall- und Laufröhren (6-10 cm im Durchmesser) in Feldern, Feldrainen und Hecken sowie nach Aushubhaufen, die bei der Anlage der unterirdischen Gänge entstehen.
    • Auf Äckern gleichzeitige Begehung mit mehreren erfahrenen Bearbeitern, die jeweils einen Streifen von etwa 2 m bis 10 m Breite langsam abschreiten und nach Kleinsäugerbauen Ausschau halten.
    • Eventuell angetroffene Hamsterbaue werden videoskopisch untersucht, photographisch dokumentiert, ihre Lage kartographisch festgehalten und die ermittelten Daten in Erhebungsbögen eingetragen (GPS-Koordinaten, Baudaten, Nutzungsstruktur etc.). In Zweifelsfällen erfolgt zusätzlich eine Haaranalyse oder eine Überprüfung mit Fotofalle.
1.1.2. Termine / Wiederholungen:
  • Erfassung der Frühjahrsbauten: vor Aufwuchs der Ackerpflanzen (Mitte April – Mitte Mai).
  • Erfassung der Sommerbauten: Beginn unmittelbar nach der Getreideernte (vor dem Stoppelumbruch/der ersten Bodenbearbeitung) - bis September möglich, wenn bis dahin keine Bodenbearbeitung stattfindet.
  • Zeitaufwand: Frühjahrskartierung 1 bis 3 Std./ha und Sommerkartierung 1 Std./ha.
1.1.3. Auswertung der Bestandserfassung:
  • Eintrag der Baue in Karte (GPS-Koordinaten), differenziert nach Art des Baues, Zustand, Nachweisqualität). Angaben zu Anzahl der Baue /ha. Beurteilung der Habitatqualität anhand der Angaben in der LANUV-Kartiermatrix: ABC Bewertung Feldhamster NRW - https://artenschutz.naturschutzinformationen.nrw.de/artenschutz/web/babel/media/152014.pdf (Abfrage 26.11.2020).
1.1.4. Hinweise:
  • Generell sind witterungsbedingte Verschiebungen der Untersuchung möglich.
  • Die Untersuchungen sind aussschließlich von ausgewiesenen Hamster-Experten durchzuführen.
  • Werden Feldhamster festgestellt oder wird ein Feldhamster-Vorkommen mit hoher Wahrscheinlichkeit (begründet) vermutet, müssen weitere Untersuchungen zum Tragen kommen, welche die speziellen Rahmenbedingungen des Vorkommens sowie mögliche Rahmenbedingungen für die Planung von Artenschutzmaßnahmen aufklären können. Über diese speziellen Untersuchungen muss im Einzelfall und in Abstimmung mit den zuständigen Naturschutzbehörden entschieden werden. Eine generelle Angabe weiterer, vertiefender Untersuchungsnmethoden ist nicht sinnvoll.

1.2. Bestandserfassung Sommerlebensraum

Siehe Punkt 1.1

1.3. Bestandserfassung lokale Population

1.3.1. Methode: Lebendfang – Aktivitätsdichtebestimmung oder Bestandsberechnung nach Jolly Seber
  • Fang mittels Ganzmetallfallen mit ausreichend großem Fangraum (Ratten-Drahtwipfelfallen mit Abmessungen 360x110x110 mm) direkt vor erfassten Bauöffnungen.
  • Die Anzahl der Fallen ist an die Größe der Untersuchungsfläche und an die Anzahl der erfassten Eingangsröhren zu richten.
1.3.2. Termine / Wiederholungen:
  • Mindestens 4 Nächte nacheinander und 2 Durchgänge innerhalb den Monaten Mai bis September.
  • Stichprobenumfang ist an die Größe des Untersuchungsgebiets und an die jeweils erzielten Ergebnisse anzupassen.
1.3.3. Auswertung der Bestandserfassung:
  • Zur Bearbeitung von Detailfragen zur Populationsgröße individuelle Markierung der gefangen Tiere mittels Fellfarben (für kurzfristige Markierung zu empfehlen) oder Ohrtätowierung (in Ausnahmefällen).
  • Zur genauen Erfassung der Populationsgröße ist die Fang-Wiederfang-Methode nach Jolly Seber anzuwenden.
1.3.4. Hinweise:
  • Folgende Daten sind für jedes gefangene Tier zu erheben: Geschlecht, Reproduktionszustand, Alter.

Literatur

  • Kayser, A. (2004): Aktuelle und potentielle Lebensräume des Feldhamsters in Nordrhein-Westfalen: Auswertung von Bodenkarten zur Auswahl vorrangig zu kartierender Gebiete. – Gutachten i.A. der LÖBF.
  • Köhler, U., A. Kayser u. U. Weinhold (2001): Methoden zur Kartierung von Feldhamstern (Cricetus cricetus) und empfohlener Zeitbedarf. - In: Beiträge zu Ökologie und Schutz des Feldhamsters (Cricetus cricetus) - anlässlich der 9ten Tagung des Internationalen Arbeitskreises Feldhamsterschutz in Bacharach 2001. - Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde (Sonderband) 122:215-216. 2
  • Lanz, U. u. S. Kaminsky (2011): Evaluierung und Konkretisierung von Methoden zur Vermeidung und Kompensation von Eingriffen und zur Förderung von Feldhamster-Populationen. Endbericht zum DBU-Vorhaben 24593-330. 106 S., Hilpoltstein.
  • Meinig, H. (2005): Feldhamster Cricetus cricetus (Linnaeus, 1758) – In: Dörpinghaus, A.; Eichen, Ch.; Gunnemann, H.; Leopold, P.; Neukirchen, M.; Petermann, J. u. E. Schröder (Hrsg.): Methoden zur Erfassung von Arten der Anhänge IV und V der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Naturschutz und Biologische Vielfalt 20: 374 – 378
  • Weidling, A.u. M. Stubbe (1998): Eine Standardmethode zur Feinkartierung von Feldhamsterbauen. - In: Stubbe, M. u. Stubbe , A. (Hrsg.): Ökologie und Schutz des Feldhamsters - Materialien des 5. Internationalen Workshops „Grundlagen zur Ökologie und zum Schutz des Feldhamsters“. Wiss. Beiträge Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: 259-276.