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Bestandserfassung

Verbreitungskarten

Asiatische Keiljungfer  (Stylurus flavipes (Charp.,1825))

(Syn.: Gomphus flafipes, Gomphus flavipes, Gomphus flaripes, Stylurus flavipes)

EU-Code: 1040

Artspezifisch geeignete Kartiermethoden (Methodensteckbriefe)

1. Bestandserfassung (Ersterhebung)

1.1.1. Kartiermethode: Erfassung von Exuvien und Imagines

Erfassung insbesondere durch Exuviensuche, sekundär auch durch Sichtbeobachtung von Imagines (inklusive Fotodokumentation) und Kescherfang an artspezifisch geeigneten Fließgewässerabschnitten. Die Uferabschnitte sollen bei kurzen Uferstrecken möglichst komplett, ansonsten auf einer Mindestlänge 250m einseitig oder von 125 m beidseitig untersucht werden (je nach Projektwirkung auch mehr). Zumindest am Rhein kann die Probeflächengröße evtl. nicht ausreichen, da die Dichte der Art (noch) sehr gering ist. Trifft dies in der Praxis zu, sollen 1 km Uferlinie einseitig oder 500 m beidseitig abgesucht werden (LANUV 2010b). Nach Möglichkeit soll sich die Abgrenzung der Kartierabschnitte an der Gewässerkilometrierung orientieren. Für jede Probefläche sind die Werte der Gewässerkilometrierung anzugeben. Es wird empfohlen, vor der Kartierung Rücksprache mit dem Arbeitskreis Libellen NRW (http://www.ak-libellen-nrw.de/) zu halten (Überblick zu aktuellen Vorkommen in NRW, Vermittlung von Gebietskennern).

1.1.2. Termine:
  • 5 Begehungen in der Hauptschlupfzeit (Anfang Juni bis Ende Juli / Anfang August). Ggf. ist eine witterungsabhängige Anpassung der Kartiertermine erforderlich. Bei Hochwasserereignissen (Abspülen der Exuvien) können zusätzliche Begehungen notwendig sein (Schnitter et al. 2006: 129, LANUV 2010b).
  • Abstand der einzelnen Termine zueinander 5-10 Tage.
1.1.3. Günstige Tageszeit / Witterungsbedingung:
  • Exuviensuche: Günstig sind die frühen Morgenstunden ab ca. 5 bis 6 Uhr. Ansonsten können andere Tiere wie z. B. Bachstelzen schlüpfende Libellen erbeuten / wegtransportieren sowie der Wellenschlag zu stärkeren Beeinträchtigungen schlüpfender Libellen führen (v. a. auf dem Rhein, an Kanälen sowie besiedelten Flüssen).
  • Sichtbeobachtung Imagines: ca. 10 bis 17 Uhr, optimal 11 bis 16 Uhr (Albrecht et al. 2014, Anhang L1).
  • Kein Regen, Wind nicht stärker als Stufe 4 Beaufort-Skala, mindestens 17 Grad Celsius, sonnig (keine oder geringe Bewölkung) (Albrecht et al. 2013 Anhang L1).
1.1.4. Auswertung der Bestandserfassung:
  • Angabe der Nachweise in absoluten Zahlen getrennt nach Imagines und Exuvien sowie getrennt nach den Kartierabschnitten.
  • Angabe von beobachtetem Fortpflanzungsverhalten (Kopula, Eiablage etc.) zur Beurteilung der Bodenständigkeit (bei den aktuell noch vorhandenen Dichten in NRW ist die Beobachtungswahrscheinlichkeit zu diesem Verhalten allerdings gering).
  • Abgrenzung von für die Fortpflanzung essenzieller Uferabschnitte und Strukturen (Vegetation, Gewässermorphologie, Substrate, Strömung, etc.) (Albrecht et al. 2014 Anhang L1).
  • Potenzielles Fortpflanzungsgewässer: Nachweise von Imagines an artspezifisch geeigneten Gewässern.
  • Nachgewiesenes Fortpflanzungsgewässer: Nachweis von Eiablage, frisch geschlüpften Tieren oder Exuvienfunde.
1.1.5. Hinweise:
  • Auch in der Hauptschlupfphase können Phasen geringer Schlupfaktivität auftreten (Salm u. Müller 2001: 347).
  • Exuviensuche bevorzugt an Uferpartien, auf denen eine vereinfachte Exuvienaufsammlung möglich ist. Besonders geeignet sind vegetationsarme Bereiche, die möglichst nicht vom Wellenschlag des Schiffsverkehrs beeinträchtigt werden (Salm u. Müller 2001: 349, S. 84). Die Auswahl der abzusuchenden Bereiche soll außerdem repräsentativ für das Untersuchungsgebiet sein.
  • Bei landseitig schwer einsehbaren Gewässern oder bei sehr breiten Ufern ist die Kartierung aufwändig und ggf. watend oder von einem Boot aus durchzuführen.
  • In Abhängigkeit lokaler Besonderheiten kann die Schlupfperiode erheblich von den Literaturangaben abweichen. Lokale Gomphiden-Populationen entlang sich schnell erwärmender Flüsse haben eine kürzere Entwicklungszeit und schlüpfen eher im Jahr (Salm u. Müller 2001: 349-350).
  • Im Zusammenhang mit hochinfektiösen Amphibienkrankheiten (Ranaviren, Chytridiomykose) sind bei Wechsel zwischen Gewässern die Regelungen des "Hygieneprotokolls" zur Reinigung von Schuhen und Kartiergeräten einzuhalten (gründliche Reinigung mit Wasser, Desinfizierung, Trocknung, Details in Uni Trier u. LANUV 2021). Hintergrundinformationen sowie das Hygieneprotokoll des LANUV finden sich unter: https://www.lanuv.nrw.de/natur/artenschutz/amphibienkrankheiten/
  • Als Hintergrundrecherche sind die im jeweiligen Bezugsraum gelegenen Benthosuntersuchungsstellen für die Gewässergüte inklusive ihrer Ergebnisse abzufragen und auszuwerten, da diese kontinuierlich und standardisiert erhoben werden. Zwar ist die Methodik nicht schwerpunktmäßig auf Libellen ausgelegt, die Larven können aber dennoch darüber erfasst und zumindest theoretisch auch korrekt bestimmt werden.

Literatur

  • Albrecht, K.; Hör, T.; Henning, F.; Töpfer-Hofmann, G.; Grünfelder, C. (ANUVA; 2014): Leistungsbeschreibungen für faunistische Untersuchungen im Zusammenhang mit landschaftsplanerischen Fachbeiträgen und Artenschutzbeitrag. Schlussbericht 2013. Stadt- und Landschaftsplanung. Forschungs- und Entwicklungsvorhaben FE 02.332/2011/LRB. Bundesanstalt für Straßenwesen (BAST). Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. 311 S. + Anhang.
  • Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV, 2010a): Asiatische Keiljungfer  (Stylurus flavipes (Charp.,1825)). http://www.naturschutzinformationen-nrw.de/artenschutz/web/babel/media/151993.pdf (Abruf 23.1.2014).
  • Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV, 2010b): ABC-Bewertung Asiatische Keiljungfer NRW. http://www.naturschutzinformationen-nrw.de/artenschutz/de/arten/gruppe/libellen/steckbrief/151993 (Abruf 23.1.2014).
  • Lohr, M. (2016): Gomphus flavipes Charpentier, 1825. In Menke, N.; Göcking, C.; Grönhagen, N.; Joest, R.; Lohr, M.; Olthoff, M.; Conze, K.-J. (Hrsg.): Die Libellen Nordrhein-Westfalens. LWL-Museum für Naturkunde, Münster, S. 228-233.
  • Müller, O. (1995): Ökologische Untersuchungen an Gomphiden (Odonata: Gomphidae) unter besonderer Berücksichtigung ihrer Larvenstadien. Dissertation, Institut für Biologie der Humboldt- Universität zu Berlin, Cuvillier Verlag Göttingen, 234 S.
  • Salm, P.; Müller, O.; Asiatische Keiljungfer (Gomphus flavipes) und Grüne Flussjungfer (Ophiogomphus cecilia). In Fartmann, T.; Gunnemann, H.; Salm, P.; Schröder, E. (2001): Berichtspflichten in Natura-2000-Gebieten - Empfehlungen zur Erfassung der Arten des Anhangs II und Charakterisierung der Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie. Bundesamt für Naturschutz. Angewandte Landschaftsökologie 42: 344-351.
  • Linke, T. J. (2009): Flussjungfern am Niederrhein. Verbreitung und Habitatbindung. Diplomarbeit Universität Münster. 44 S. + Anhang.
  • Linke, T. J.; Fartmann, T. (2009): Flussjungfern am Niederrhein: Verbreitung und Habitatbindung (Odonata: Gomphidae). Libellula 28 (3/4): 159-173.
  • Schnitter, P.; Eichen, C.; Ellwanger, G.; Neukirchen, M.; Schröder, E. (Bearb.)(2006): Empfehlungen für die Erfassung und Bewertung von Arten als Basis für das Monitoring nach Artikel 11 und 17 der FFHRichtlinie in Deutschland.- Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (Halle), Sonderheft 2.
  • Suhling, F.; Müller, O. (1996): Die Flußjungfern Europas. Die neue Brehm-Bücherei Band 628. Westarp Wissenschaften, Magdeburg.
  • Sternberg, K. (1999): Faunistik und Ökologie. In Sternberg, K.; Buchwald, R. (Hrsg.): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil. Kleinlibellen (Zygoptera). Ulmer-Verlag, Stuttgart.
  • Universität Trier u. Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (2021): Hygieneprotokoll und Praxistipps zur Verhinderung der Übertragung von Krankheits-erregern (v.a. Batrachochytrium salamandrivorans, B. dendrobatidis, Ranavirus) zwischen Amphibienpopulationen. Stand April 2021, 8 S. https://www.lanuv.nrw.de/fileadmin/lanuv/natur/hygieneprotokoll/Hygieneprotokoll.pdf, Abruf 12.05.2022.