Wiesenpieper  (Anthus pratensis (Linnaeus, 1758))

EU-Code: A257

Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)

„Weite Abgrenzung“

Fortpflanzungsstätte: Der Wiesenpieper legt sein jedes Jahr neu gebautes Nest gut versteckt in nach oben geschützten Mulden am Boden an, gerne an Böschungen (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985 S. 648f.). Die Brutortstreue ist in der Regel hoch ausgeprägt, (BAUER et al. 2005 S. 478). Als Fortpflanzungsstätte wird das gesamte Revier abgegrenzt.

Ruhestätte: Der Wiesenpieper nächtigt zur Zugzeit und im Winter gesellig, gerne in etwa 20–50 cm hoher Vegetation (oft Grünland) nahe am Wasser, manchmal auch in niedrigem / geknicktem Schilf oder Rohrkolben, weiterhin auch fern vom Wasser in Getreide-, vor allem aber Raps- und Rübenfeldern. (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985 S. 655, HÖTKER 1990 S. 96). Als Ruhestätte werden nur traditionell von Schwärmen genutzte Bereiche abgegrenzt. Die Abgrenzung der Ruhestätte von Brutvögeln ist in der Abgrenzung der Fortpflanzungsstätte enthalten. Darüber hinaus ist die Ruhestätte einzelner Tiere nicht konkret abgrenzbar.

Lokalpopulation

  • Vorkommen im Gemeindegebiet

Habitatanforderungen

  • Der Wiesenpieper bevorzugt offenes oder zumindest baum- und straucharmes, etwas unebenes oder von Gräben oder Böschungen durchzogenes Gelände mit kurzrasigem Grünland. Es scheint weniger die Feuchtigkeit als die Vegetationsstruktur von Bedeutung zu sein, denn neben den typischen Habitaten wie Feuchtgrünland kommt die Art teilweise auch an trockeneren Standorten (z. B. Industriegelände, Böschungen, Sandheiden, Acker) vor. Teilweise werden auch ausgedehnte Kahlschläge und Windwurfflächen in hoher Dichte besiedelt, bis die Sukzession einsetzt (z. B. im Süderbergland). Wichtig ist eine gut strukturierte Krautschicht, die Deckung bietet, ohne die Fortbewegung am Boden zu behindern. Derartige Strukturen können sowohl durch Nässe als auch durch Nährstoffarmut bedingt sein kann (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985 S. 643 f.). Hohe Dichten werden in NRW derzeit vor allem in den Uferwällen am Unteren Niederrhein erreicht, wo Grünland durch einen lückig bewachsenen Streifen vom Rheinufer getrennt ist (SCHIDELKE & SKIBBE in SUDMANN et al. 2012).
  • Der Wiesenpieper legt sein Nest gut versteckt in nach oben geschützten Mulden am Boden an, gerne an Böschungen. Nahrungsbiotope sind vielfältig, Grabenränder oder feuchte, kurzrasige Flächen werden aber bevorzugt, Hackfrucht- und Getreideäcker kaum oder dann vor allem an vernässen Stellen mit im Wachstum zurückgebliebenen Nutzpflanzen oder flach am Boden liegendem Getreide, die unmittelbare Nähe von Hecken und geschlossenen Vegetation von > 20 cm Höhe werden überhaupt nicht genutzt (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985 S. 643). Günstig sind kurzrasig bewachsene Flächen bis ca. 9 cm Vegetationshöhe (HÖTKER 1990 S. 92).
  • Die Toleranz gegenüber Bäumen und höheren Sträuchern ist regional unterschiedlich (hohe Toleranz in Nordeuropa, geringe im mitteleuropäischen Tiefland). In den Mittelgebirgen können Wiesenpieper auch auf Kahlschlägen vorkommen, wenn diese bereits mit 3 m hohen Fichten bewachsen sind, die angrenzenden Bäume der Hochwälder (> 20 m hoch) können dann (mit dem Baumpieper) als Singwarten genutzt werden (HÖTKER 1990 S. 88, FREDE 1997, RIECK 1996). FÖRSTER & FEULNER (1993, Bayern) fanden, dass der Wiesenpieper eine Meidedistanz von 30-60 m zu einem Fichtenwald als vertikale Störkulisse einhielt.
  • Singwarten in Form von Weidepfählen, Leitungsdrähten oder die Krautschicht überragenden Einzelpflanzen sind zwar in den meisten Revieren zu finden, scheinen aber nicht entscheidend für die Besiedlung und die Dichte zu sein. Auch in Gebieten ohne solche Strukturen werden hohe Siedlungsdichten erreicht, die Männchen nutzen dann geringe Bodenerhöhungen wie Maulwurfshügel, Grasbulten oder höher aufragende Pflanzen als Singposten bzw. Startplatz für die Singflüge (HÖTKER 1990 S. 88).
  • Außerhalb der Brutzeit auf Dauergrünland, besonders wenn dieses feucht, nass oder frisch mit Mist belegt ist; im Herbst und Winter sind Rüben- oder Rapsfelder sowohl als Nahrungshabitate wie auch als Schlafplätze sehr beliebt. Häufig werden überschwemmte Wiesen und Äcker aufgesucht; bei Schneelage außerdem auf Deponien und besonders an Gewässern (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985 S. 644f.).