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Waldschnepfe  (Scolopax rusticola L.)

EU-Code: A155

Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)

„Weite Abgrenzung“

Fortpflanzungsstätte: Die Waldschnepfe baut ihr Nest am Boden in geeigneten Waldbeständen. Das Nest wird jedes Jahr neu gebaut. Brutortstreue ist ebenso nachgewiesen wie Fernumsiedlung und sporadische Brutvorkommen (BAUER et al. 2005 S. 477, FRITZE 1997 S. 56). Als Fortpflanzungsstätte wird das Brutrevier mit dem zur Jungenaufzucht erforderlichen Raum abgegrenzt. Über die Aktionsraumgröße zur Jungenaufzucht liegen jedoch keine Untersuchungen vor. Hilfsweise kann der strukturell geeignete Raum mit einer Fläche von bis zu 2 ha um den Aktionsraum-Mittelpunkt herangezogen werden.

Ruhestätte: Die Abgrenzung der Ruhestätte von Brutvögeln ist in der Abgrenzung der Fortpflanzungsstätte enthalten. Darüber hinaus ist die Ruhestätte einzelner Tiere nicht konkret abgrenzbar.

Lokalpopulation

  • Vorkommen in Gemeindegebiet

Habitatanforderungen

  • Fläche: Ausgedehnte Wälder mit meist > 50 ha Größe für isolierte Waldbestände oder Waldteile (ANDRIS & WESTERMANN 2002 S. 122, südbadische Oberrheinebene). Der Balzraum von 3 Männchen lag in der Wahner Heide bei Köln bei jeweils 45 bis > 50 ha (SKIBBE et al. 2009).
  • Waldstruktur: Strukturierter Bestand mit Jungwäldern, Lichtungen, Blößen, Schneisen etc. (als Balzareale und Flugwege) und lichten Althölzern (ANDRIS & WESTERMANN 2002 S. 122, südbadische Oberrheinebene: im Wald mind. eine > 0,5 ha große Lichtung oder mehrere kleine Lichtungen; BRÜNGGER & ESTOPPEY 2008, Westschweizer Voralpen; STAUDE 1985 S. 143, Westerwald; allgemein: BAUER et al. 2005 S. 478, GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1985 S. 150). In der Wahner Heide bei Köln umfasste der Balzraum von 3 Männchen Sukzessionsflächen mit jungen Birken, Hochwälder und offene Flächen des Köln-Bonner Flughafens. Beim Vergleich mit Vorkommen im benachbarten Königsforst wurde eine Bevorzugung von feuchten Wäldern mit einem sehr breiten, sukzessionsartigen und dicht bewachsenen Waldrand festgestellt (SKIBBE et al. 2009)
  • Grundwasserstand: Mit frischen bis frischen bis feuchten Stellen, in kleinen Bereichen auch nass (keine trockenen Wälder) (ANDRIS & WESTERMANN 2002 S. 122, südbadische Oberrheinebene, STAUDE 1985 S. 143, Westerwald). 21 bekannte Neststandorte im Westerwald (ebd.) lagen auf mäßig frischen bis frischen Standorten und in durchschnittlicher Entfernung von 200 m zu feuchten / bruchigen Stellen (jedoch nicht direkt an diesen nassen Stellen). An letzteren Standorten erfolgten Beobachtungen von Altvögeln mit Jungen, die also wahrscheinlich nach dem Schlüpfen vom Weibchen dorthin geführt worden sind. Weiterhin liegen auch die Nester vorwiegend am Bestandesrand an mäßig feuchten Stellen (z.B. Wegschneisen, Gräben, Grenzen zwischen ungleichartigen Beständen oder Nähe von Blößen und Waldwiesen) (BAUER et al. 2005 S. 478, GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1985 S. 150). Möglicherweise hängt dies aber auch lediglich mit der hier höheren Auffindwahrscheinlichkeit zusammen (STAUDE 1985 S. 143).
  • Bodenstruktur: Für eine Nahrungssuche (Stochern im Boden z. B. nach Regenwürmern) ist eine weiche Bodenstruktur notwendig (LANZ 2008 S. 15), womit wahrscheinlich auch die Bevorzugung feuchter Bereiche zusammenhängt. ANDRIS & WESTERMANN (2002 S. 122) fanden in der südlichen Oberrheinebene eine Bevorzugung von weichen und humosen (nahrungstierreichen) Böden, nicht besiedelt wurden Wälder mit flächenhaft steinigen Böden.
  • Krautschicht: Die Wälder weisen zur Brutzeit eine Krautschicht auf, die als Deckung und Schutz vor Prädatoren wichtig ist (LANZ 2008 S. 15). Die Krautschicht besteht idealerweise aus Gefäßpflanzen, Farnen und Zwergsträuchern mit dünnen Stängeln und ausgeprägtem Blattwerk. Dies erlaubt es den Waldschnepfen, sich unter den schützenden Blättern hindurch zu bewegen. Ein hoher Grasanteil ist dabei ungünstig, weil er keinen Sichtschutz aus der Luft bietet (LANZ 2008 S. 31, Schweizer Voralpen). LANZ (ebd. S. 29) fand im Schweizer Voralpenraum einen mittleren Deckungsgrad von ca. 60 % in besetzten Bereichen. Eine hohe und sehr dichte Krautvegetation von nahezu 100 % Deckung wurden in Wäldern der südlichen Oberrheinebene bevorzugt (ANDRIS & WESTERMANN 2002 S. 122); in den Westschweizer Voralpen wurden Flächen mit hoher (lockerer?) Krautschicht bevorzugt (BRÜNGGER & ESTOPPEY 2008, 80-100 %). In der Wahner Heide waren die Sukzessionsflächen mit hohen Gräsern und Farnen bestanden; strauch- und krautfreie Bereiche wurden gemieden (SKIBBE in Vorb.). Wahrscheinlich ist eine zu dichte Vegetation, die die Bewegungsmöglichkeit am Boden einschränkt, für die Schnepfe suboptimal (LANZ 2008 S. 31), so dass die Vegetationsstruktur entscheidend ist.
  • LANZ (2008 S. 15 u. 31, Schweizer Voralpen) geht aufgrund von Modellierungsergebnissen und Experteneinschätzung davon aus, dass auch der Anteil an liegendem Totholz und Wurzelteller für die Waldschnepfe als Sichtschutz eine Rolle spielt.
  • Baumarten: Bevorzugt werden Laubwälder, ggf. mit geringem Nadelholzanteil (Mischwälder) (ANDRIS & WESTERMANN 2002 S. 122 für die südliche Oberrheinebene, STAUDE 1985 S. 151 für den Westerwald). In größeren Höhenlagen kann auch ein höherer Nadelholzanteil besiedelt werden (BRÜNGGER & ESTOPPEY 2008 und LANZ 2008 für den Schweizer Voralpenraum).
  • Neben den offenen feuchten Stellen im Wald oder kleineren Gehölzen können auch waldrandnahe Offenlandflächen zur Nahrungssuche genutzt werden, wenn diese stocherfähig, reich an Kleintieren und nicht zu hochwüchsig sind: HIRONS & OWEN (1982 S. 147) fanden in England, dass die Waldschnepfen im Winter und zu Beginn der Brutsaison durchschnittlich ca. 1 km zu benachbarten Äckern und Weiden flogen, um hier v. a. Regenwürmer zu suchen.