Wachtelkönig  (Crex crex (L.))

EU-Code: A122

Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)

„Weite Abgrenzung“

Fortpflanzungsstätte: Der Wachtelkönig brütet am Boden in feuchten bis trockenen Wiesen oder in Äckern. Das Siedlungsverhalten ist außerordentlich dynamisch und wird geprägt durch Ortswechsel als Folge von ungünstiger Bewirtschaftung, saisonalen Überflutungen und durch Abwanderung von rufenden Männchen nach erfolgreicher Verpaarung. Die Männchen erscheinen vor den Weibchen im Brutgebiet und beginnen zu rufen, um die Weibchen anzulocken (HÖLZINGER & BOSCHERT 2001). Um den Erfolg der Partnerfindung zu erhöhen, werden größere Rufgruppen gebildet (FLADE 1994). Der Wachtelkönig lebt sehr heimlich. Bei Kartierungen werden die Brutplätze meistens anhand der regelmäßig rufenden Männchen abgegrenzt. In der Konsequenz umfasst die Fortpflanzungsstätte den brutzeitlichen Aufenthaltsraum bis zum Flügge werden der nestflüchtenden Jungtiere, hilfsweise die Fläche um die anhand ihrer Rufe kartierten männlichen Wachtelkönige.

Ruhestätte: Während der Brutzeit sind die Ruhestätten in der Fortpflanzungsstätte enthalten. Kurz nach der Brutzeit macht der Wachtelkönig hauptsächlich im Juli und August eine Vollmauser durch und ist in dieser Zeit für etwa drei Wochen flugunfähig (BAUER et al. 2005). Während dieser Zeit sind die Tiere auf Gehölze, Hochstaudenfluren oder Röhrichte angewiesen, in denen sie sich vor Fressfeinden verstecken können. Diese sind bei konkreter Abgrenzbarkeit mit als Ruhestätte abzugrenzen. Darüber hinaus ist die Ruhestätte einzelner Individuen unspezifisch und nicht konkret abgrenzbar.

Lokalpopulation

  • Vorkommen in einem Schutzgebiet; Einzelvorkommen

Habitatanforderungen

  • Aufgrund seiner spezifischen Ansprüche bestimmt primär die Vegetationsstruktur die Eignung eines Habitats für den Wachtelkönig. Eine zur Brutzeit relativ hochwüchsige Vegetation bei gleichzeitig geringem Raumwiderstand (locker bewachsener Bestand) sind die wichtigsten Lebensraumkriterien bei der Besiedlung einer Fläche (SCHÄFFER 1999). Bei der Ankunft des Wachtelkönigs müssen die Flächen mit einer 20 bis 50 cm hohen Vegetation bestanden sein, in dem sich der Vogel gut verstecken kann (TAYLOR & VAN PERLO 1998). Der geringe Raumwiderstand ist vor allem für die Jungtiere wichtig, die durch die Vegetation laufend Nahrung suchen, die aber kaum Energiereserven haben, um dichte Pflanzenbestände zu durchdringen bzw. bei Nässe schnell unterkühlen. Die Rufstandorte weisen im Mittel eine hohe Vegetationsbedeckung auf. An der Oder wurden Mitte Mai beispielsweise 83 % Bedeckung ermittelt (HELMECKE 2000).
  • In den Flussauen und Mittelgebirgslagen werden extensiv bewirtschaftete Mähwiesen und beweidete Naturentwicklungsgebiete deutlich bevorzugt (JOEST in NWO 2002).
  • In Nordrhein-Westfalen befindet sich ein Großteil des Bestandes auf Ackerflächen in der Hellwegbörde (MÜLLER 2000). Zwischen den Ackerflächen müssen sich jedoch Strukturen wie Staudenfluren und Gebüschgruppen an Gräben und Wegen befinden, da die Nahrungsgrundlage auf intensiv genutzten Äckern nicht ausreicht (MÜLLER 2000). Obwohl sich die meisten Rufreviere in Weizen- und Gersteschlägen befinden, werden am Flächenanteil gemessen, mehrjährige Brachen bevorzugt besiedelt (JOEST 2009).
  • Zur Vollmauser suchen die Wachtelkönige Gebiete mit höherer Vegetation auf, z.B. Hochstaudenflure, Gebüsche und Brachen (HEER et al. 2000), um sich dort während ihrer temporären Flugunfähigkeit vor Fressfeinden zu verstecken.

  • Nach der Paarung kümmert sich alleine das Weibchen um den Nestbau, die Brut und die Aufzucht der Jungvögel. Rufplätze und Brutplätze müssen nicht identisch sein. Während das Weibchen brütet, lockt das Männchen weitere Weibchen durch Rufe an. Häufig wird der Rufplatz gewechselt, wobei später im Jahr rufende Männchen auch an Stellen anzutreffen sind, die offensichtlich ungeeignet für eine erfolgreiche Jungenaufzucht sind (z.B. auf abgeernteten Feldern).
  • Der räumliche Aspekt ist bei den wenig brutortstreuen Wachtelkönigen von untergeordneter Bedeutung. Isoliert liegende Maßnahmenflächen werden jedoch später besiedelt als Maßnahmen in zusammenhängenden Verbreitungsgebieten. Auf Isolierten Flächen mit Einzelvorkommen können keine Rufergruppen gebildet werden, die die Wahrscheinlichkeit einer Anlockung von Weibchen erhöhen). Trotzdem kann es auch an solchen isolierten Orten zu erfolgreichen Bruten kommen (GÖTTE 2009).
  • Die bedeutendsten Brutvorkommen des Wachtelkönigs in Nordrhein-Westfalen liegen in der Hellwegbörde, den Lippeauen und dem unteren Niederrhein. Bei Maßnahmen außerhalb dieser Großräume ist daher hinsichtlich einer Neuansiedlung von einem geringeren Erfolg auszugehen.