Schwarzmilan  (Milvus migrans (Boddaert,1783))

EU-Code: A073

Artspezifisch geeignete Kartiermethoden (Methodensteckbriefe)

1. Bestandserfassung (Ersterhebung)

1.1. Bestandserfassung Brutvögel

1.1.1. Kartiermethode: Revierkartierung

Neben der Horstsuche in geeignet erscheinenden Gehölzen/Waldbereichen im Winterhalbjahr steht die optische und akustische Erfassung der Balzflüge („Girlandenflüge“) und „wiehernden“ Balzrufe, von Anflügen potenzieller Neststandorte (Flüge aus dem Jagd- in den Nestbereich), Territorialverhalten, Eintrag von Nistmaterial bzw. Nahrung im Vordergrund.

1.1.2. Termine:
  • 1. Anfang bis Mitte April (Balzflüge, Nestbau, Registrierung von Brutverhalten).
  • 2. Ende April bis Anfang Mai (Balzflüge, Nestbau, Kontrolle Nestbesetzung).
  • Alternativ Mitte April bis Mitte Mai Kontrolle Nestbesetzung (Registrierung von Brutverhalten).
  • 3. Mitte bis Ende Juni (Beute eintragende Altvögel; Jungvögel).
1.1.3. Günstige Tageszeit:
  • 2 Stunden nach Sonnenaufgang bis 2 Stunden vor Sonnenuntergang.
1.1.4. Auswertung der Bestandserfassung:

Wertungsgrenzen: Ende März bis Mitte Juli.

  • Brutverdacht:
    • Einmalige Beobachtung eines balzenden Paares (z.B. Girlandenflug, Kopulation) oder eines Individuums mit Territorialverhalten im potenziellen Brutgebiet sowie eine weitere Beobachtung im Abstand von mindestens 7 Tagen, davon eine von Ende April bis Mitte Juli.
    • Transport von Nistmaterial bzw. Nestbau.
    • Intensive Warnrufe.
  • Brutnachweis: insbesondere
    • Beute eintragender Altvogel.
    • Gerade ausgeflogene Junge (geringe Flugfertigkeit, bettelnd, Schwanzfedern noch nicht vollständig ausgewachsen.
    • Bettelfliegende Jungvögel, wenn zuvor bereits Altvögel beobachtet wurden.
1.1.5. Hinweise:
  • Der Brutbestand ist in NRW zwar mit 50-80 Paaren relativ gering, befindet sich jedoch momentan in Ausbreitung.
  • In Gebieten mit hohem Waldanteil (>20 %) ist eine Erfassung von Beobachtungspunkten mit günstiger Geländeübersicht sinnvoll (Verweildauer 20-30 min), wobei die Entfernung der Beobachtungspunkte zueinander je nach Geländeverhältnissen bei etwa 2 km liegen sollte (bei geringem Waldanteil sollte die Übersichtlichkeit gegeben sein, ansonsten ist hier ähnlich zu verfahren). So bekommt man bei guter Witterung einen ersten Überblick über die Anwesenheit von Schwarzmilanen.
  • Eine Erfassung ist nur an Tagen mit guten thermischen Verhältnissen sinnvoll.
  • Je nach Fragestellung kann eine Horstbaumkartierung erforderlich sein (siehe Anhang 6).
  • Nester sind oft recht klein (ältere Horste größer) und manchmal mit Müll ausgekleidet.
  • Nistmaterial sammeln die Vögel meist in Nestnähe.
  • Männchen zeigen auch noch während der Bebrütung des Geleges bis Mitte Juni Balzflüge.
  • In Gebieten mit hohen Dichten ist die aufwändige Erfassung von Horsten vor der Brutzeit und Kontrolle während der Brutzeit notwendig (in NRW derzeit nicht der Fall).
  • Bei Nahrungsmangel setzen Vögel mit der Brut aus, so dass nur Reviere erfasst werden können (diese sind dann meist nur wenige Wochen lang besetzt).
  • Schlafplatzgemeinschaften deuten auf die Anwesenheit von Nichtbrütern bzw. erfolglosen Vögeln (evtl. auch aus anderen Gebieten) hin.

1.2. Bestandserfassung Rastvögel (Rastplätze)

Der Schwarzmilan weist in NRW regelmäßig genutzte Ruhestätten auf:

  • Nachbrutzeitliche nächtliche Sammelplätze und während des Abzuges genutzte Schlafplätze.
1.2.2. Kartiermethode:

Die Schlafplätze befinden sich meist in der Nähe der Jagdgebiete. Wenn die Schlafplätze nicht genau bekannt sind, beobachtet man die Vögel am Nachmittag bis sie zielgerichtet zu ihren Schlafplätzen abfliegen. Dabei verfolgt man sie mit Spektiv und dirigiert ggf. einen Fahrer über Funk zum Schlafplatz, wo man die Anzahl der Vögel erfasst. Der Schwarzmilan nächtigt in Bäumen. Da beim Abzug der Milane die Bäume noch voll belaubt sind, ist es sehr schwierig die Vögel im Baum ausfindig zu machen. Hilfsweise notiert man sich die aus einzelnen Baumgruppen insbesondere bei Störungen auffliegenden Individuen, um so einen Mindestbestand zu ermitteln. Bessere Ergebnisse erzielt man morgens, wenn die Vögel vom Schlafplatz abfliegen.

1.2.3. Termine:

Die Rastbestände unterliegen einer starken Dynamik durch Vogelzug, Witterung und ggf. Störungen, wodurch sie sich sehr schnell ändern können. Deshalb ist eine mehrmalige Erfassung der Rastbestände notwendig. Der Heimzug in die Brutgebiete verläuft in der Regel so schnell, dass keine regelmäßig genutzten Ruhestätten bekannt sind.

  • Vom 15. Juli bis 15. September 6 Dekadenzählungen.
1.2.4. Günstige Tageszeit:
  • Ab 3 Stunden vor Sonnenuntergang bis zur Dunkelheit (Identifizierung des Schlafplatzes).
  • Ab 1 Stunde vor Sonnenaufgang bis 1 Stunde danach (Zählung abfliegender Individuen).
1.2.5. Auswertung der Bestandserfassung:
  • Angabe der Tageszählungen (Bestandsgrafik).
  • Maximalwertbetrachtung.
  • Kartografische Darstellung der Ruhestätte (von den Milanen werden regelmäßig unterschiedliche Baumgruppen und Gehölze genutzt, die mehrere 100 m bis wenige km auseinanderliegen).
1.2.6. Hinweise:
  • Es gibt in NRW nur wenige Ruhestätten für den Schwarzmilan. Deshalb sind vorab Recherchen bei Biologischen Stationen und der AG Greifvögel der NWO sinnvoll.

1.3. Bestandserfassung Zugvögel

Nicht relevant.

Literatur

  • Joest, R., J. Brune, D. Glimm, H. Illner, A. Kämpfer-Lauenstein u. M. Lindner (2012): Herbstliche Schlafplatzansammlung von Rot- und Schwarzmilanen am Haarstrang und auf der Paderborner Hochfläche in den Jahren 2009 bis 2012. ABU-Info 33-35: 40-46.