Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling  (Phengaris nausithous (Bergsträsser, 1779))

(Syn.: Schwarzblauer Moorbläuling)

(Syn.: Maculinea nausithous, Lycaena arcas, Glaucopsyche nausithous)

EU-Code: 1061

Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)

„Weite Abgrenzung“

Fortpflanzungsstätte: Orte, an denen Vorkommen des Großen Wiesenknopfs (Sanguisorba officinalis) als Eiablage- und Futterpflanze bzw. Balzplatz sowie Kolonien von Knotenameisen (v.a. Myrmica rubra, untergeordnet auch M. scabrinodis) für die Aufzucht der Raupen vorhanden sind, mit aktuellen Nachweisen von mehr als einem Falter der Art, hilfsweise auch die extensiv genutzte, wechselfeuchte Wiese bzw. die Weg- und Straßenböschung oder der Saum, in denen sich diese Bestände befinden.

Ruhestätte: Die Ruhestätte entspricht der Fortpflanzungsstätte. Die Raupen überwintern in den Ameisennestern und verpuppen sich im Frühsommer des nächsten Jahres nahe der Bodenoberfläche im oberen Teil der Ameisennester. Die Wiesenknopf-Köpfchen dienen den Faltern auch als Schlafplatz.

Lokalpopulation

  • Lokales Vorkommen (bzw. im Metapopulationszusammenhang)
  • Die Art lebt in Metapopulationen:
  • PAN & ILÖK (2010) schlagen im Rahmen des FFH-Monitoring die Zusammenfassung mehrerer Vorkommen über einen Radius von 300 m zu einer Untersuchungsfläche vor (= Vorkommen i. o. g. Sinn). Nach STETTMER et al. 2001 beträgt die räumliche Entfernung zum nächst gelegenen regelmäßig besiedelten Habitat der Art max. ca. 400m, GEIßLER-STROBEL (1999) differenziert zwischen Distanz lt; bzw.> 800m.
  • In NRW ist eine Berglandpopulation im Einzugsbereich der Sieg von einer Tieflandpopulation mit vereinzelten Vorkommen in der Kölner Bucht und im Niederrheinischen Tiefland zu unterscheiden. Die Verbreitungsgrenze der Art entlang der Sieg ist u.a. durch eine Verbreitungsgrenze des Wiesenknopfes auf sauren bzw. stärker sauren Böden bedingt. Im Siegerland fliegt die Art auf Talwiesen, da die mittel- und unterdevonischen Böden zu nährstoff- bzw. basenarm für den Wiesenknopf sind. (FASEL, schrift. Mitt. 20.03.2012).
  • Ebenfalls eine Arealgrenze wird im westlichen Mittelgebirgsraum (Rheinisches Schiefergebirge westlich des Rheins) erreicht., P. nausithous kommt in der Eifel trotz Wiesenknopfvorkommen nur noch im östlichen bzw. südlichen Teil vor. (FASEL, schrift. Mitt. 20.03.2012).

Habitatanforderungen

  • Mesophile, frisch-feuchte und hochgrasige Wiesen(brachen) wechselfeuchte Wiesenknopf-Glatthaferwiesen, Pfeifengraswiesen und Wiesenknopf-Silgenwiesen und deren junge Brachestadien bzw. Feuchtwiesenbrachen des Calthion) sowie unregelmäßig gemähte oder beweidete Saumstrukturen (Graben-, Weg- und Wiesenränder) (GEIßLER-STROBEL 1999, LANGE et al. 2000, STETTMER et al. 2001 DREWS et al. 2003, LEOPOLD et al. 2006,)
  • Extensiv genutzte Kontaktzonen zwischen langjährigen Brachen ohne Gehölzaufwuchs und mehrschürig gemähten Wiesen mit Wiesenknopf-Vorkommen.
  • (Magere), wechselfeuchte bis feuchte (nicht nasse) Standortbedingungen
  • Nach Erfahrungen von SORG (schriftl. Mitt. 28.03.2012) kann eine extensive Bewirtschaftung durch Mahd ohne Düngung/Kalkung im Einzelfall und in Abhängigkeit von den Wuchsortbedingungen u.U. dazu führen, dass der Große Wiesenknopf dahinkümmert und nicht mehr oder viel zu spät zur Blüte kommt.
  • Frequentes Auftreten des Großen Wiesenknopfs (Sanguisorba officinalis) und Kolonien von Knotenameisen (v.a. Myrmica rubra).
  • Die Siedlungsdichte von P. nausithous wird nach ANTON et al. (2008) begrenzt durch die Dichte an Ameisenneistern der Wirtsameise M. rubra.
  • Das Vorkommen von L. niger hat einen signifikanten negativen Effekt auf Vorkommen und Dichte aller Myrmica-Arten. (WYNHOFF et al (2011).
  • WITEK et al. (2008) ermittelte die durchschnittliche Anzahl von 1,9 Larven bzw. Puppen in besetzten Ameisennestern.
  • Bezogen auf die Gesamtzahl von untersuchten Wirtsameisennestern waren nur 0,1 % der Ameisennester mit M. scabrinodis besetzt, 0,7 % der Ameisennester mit M. ruginodis und 2,6% -20% der Ameisennester mit M. rubra (WITEK et al. 2008).
  • Die höchste Dichte an Ameisenkolonien fanden WYNHOFF et al (2011) an südexponierten Hängen und auf Flächen, die nur auf Teilflächen oder insgesamt spät gemäht wurden.

  • Die Art ist standorttreu, überwindet aber durchaus Wanderdistanzen über mehrere km (STETTMER et al. 2001).
  • Vorkommen benachbarter Vermehrungshabitate liegen überwiegend nicht mehr als 400m voneinander entfernt (STETTMER et al. 2001: „Ein Großteil der nachgewiesenen Dispersalbewegungen überschreitet nicht die 400m-Grenze.“, GEIßLER-STROBEL 1999: S.68 .... waren 19 von 26 im Jahr 1989...festgestellten lokalen Populationen von G. nausithous...weniger als 700m von der nächsten entfernt.“).
  • Nach Erfahrungen vom Niederrhein ist eine Neubesiedlung an Standorten erfolgreich an denen (1) beide Vorgaben (Großer Wiesenknopf und Rote Knotenameise) ausreichend vorhanden sind oder (2) ausreichende Nestdichten der Roten Knotenameise vorlagen und der Große Wiesenknopf hinzugepflanzt wurde. Erfolglos waren bislang Versuche in absehbaren Zeiträumen erforderliche Nestdichten der Roten Knotenameise auszubauen (SORG schriftl. Mitt. 28.03.2012).
  • STEVENS et al. (2008) stellen fest, dass es in der Praxis einfacher sein wird, an einem Standort mit ausreichenden Vorkommen der Roten Knotenameise durch Pflanzung / Ansaat des Großen Wiesenknopfs die notwendigen Komponenten für die Habitatentwicklung zu schaffen als umgekehrt bei entsprechenden Defiziten die Ameisenbesiedlung zu entwickeln.