Nachtkerzen-Schwärmer  (Proserpinus proserpina )

(Syn.: Kleiner Oleanderschwärmer)

(Syn.: Pterogon proserpina, Sphynx proserpina)

EU-Code: 1076

Artenschutzmaßnahmen

  1. Anlage von (feuchten) Hochstaudenfluren (O4.1)
  2. Extensive Unterhaltung von Ufer- und Wegrändern sowie Bahndämmen (O4.1.1 )
  3. Steuerung der Sukzession (O5.4)
  4. Fazit

Maßnahmen im Einzelnen

1. Anlage von (feuchten) Hochstaudenfluren (O4.1)

Allgemeine Maßnahmenbeschreibung

Neuanlage von feuchten Hochstaudenfluren z.B. an Bächen und Wiesengräben sowie an größeren Flussläufen oder an Sekundärstandorten in Abgrabungen, Steinbrüchen oder an Dämmen und Böschungen mit den Beständen der Raupenfutterpflanzen Nachtkerze, Weidenröschen und Blutweiderich.

Maßnahme betrifft Teilhabitat und ist i.d.R. nur in Kombination mit anderen Maßnahmen wirksam: Nein

Anforderungen an den Maßnahmenstandort

  • Bei wechselfeuchten Larvallebensräumen ist eine enge Vernetzung zu geeigneten, v.a. trockenwarmen Nektarhabitaten bedeutsam.
  • In der Nähe entsprechender Pflanzenbestände. Aufgrund der hohen Samenproduktion bzw. großen Ausbreitungsstärke können sich die o.g. Arten eigenständig relativ schnell auf Rohböden ansiedeln. In feuchten Wiesen bzw. Säumen am Rand von Gräben und Bächen sind bevorzugt die nachgewiesenen Raupennahrungspflanzen Epilobium hirsutum (Zottiges Weidenröschen) und Epilobium parviflorum (Bach-Weidenröschen) sowie Lythrum salicaria anzusiedeln, auf Ruderalstandorten vorzugsweise Epilobium angustifolium (Wald-Weidenröschen) bzw. an trockeneren Ruderalstellen Oenothera biennis.

Anforderungen an Qualität und Menge

  • Flächengröße i.d.R. > 1.000-5.000m² in mindestens 3m breiten Streifen (analog zu Maßnahmenvorschlägen für Falterstreifen in der Agrarlandschaft bei FUCHS & STEIN & BACHINGER 2008).
  • Die Nachkommenschaft eines Weibchens ist meist über eine größere Fläche verteilt. Angaben zur Anzahl von Eiern/ Raupen / Flächeneinheit bei ERNST (1994) schwanken von 2-4 Raupen / m² bei sehr dicht stehenden Weidenröschen bis 50 Raupen auf 5.000m².
  • mind. 3 verschiedene Teilflächen mit einer Einzelflächengröße > 0,5 ha (Risikostreuung), Flächen nicht weiter als 1 km voneinander entfernt.
  • Begründung der Bestände im Regelfall durch natürlichen Samenflug, auf Teilflächen im Einzelfall ggf. Ansaat.

Wiederkehrende Maßnahmen zur Funktionssicherung: Ja

  • Erhaltung der Standortbedingungen / Bereitstellung neuer Besiedlungsstandorte durch jährliche abschnittsweise Mahd im Spätsommer / Herbst.
  • In mehrjährigem Abstand Verletzungen der Vegetationsdecke bzw. ein Abschieben des Oberbodens auf Teilflächen.

Zeitliche Dauer bis Wirksamkeit

  • Kurzfristig wirksam, da sich die relevanten Pflanzenbestände innerhalb von 1 (bis 2) Jahren entwickeln.

Aspekte der Prognosesicherheit

  • Die benötigten Strukturen stehen kurzfristig bereit. Die Entwicklung von sonnig-warmen, feuchten Hochstaudenfluren wird in der Literatur für die Art vorgeschlagen (LANUV 2011, LEOPOLD et al 2006). Die Wirksamkeit ist bei entsprechender Ausprägung mit den relevanten Futterpflanzen (insbes. Weidenröschenarten) und in Anbetracht der Habitatansprüche der Art – soweit bekannt - plausibel.
  • Als Rohbodenpioniere sind alle o.g. Raupenfutterpflanzen sehr ausbreitungsstark. Die gezielte Förderung der Futterpflanzen wird in der Literatur für die Art vorgeschlagen (LANUV 2011, LFU Bayern 2011, TRAUTNER & HERMANN 2011).
  • Es gibt kaum Wirksamkeitsbelege. TRAUTNER & HERMANN (2011) berichten über eine Wirksamkeit (Nachweis der Art) bereits im Folgejahr, aufgrund unsachgemäßer Folgepflege konnten danach dann allerdings keine Habitatfunktionen mehr nachgewiesen werden. Nach Einschätzung der nordrheinwestfälischen Experten ist eine Wirksamkeit aufgrund der Artökologie plausibel, wegen der unsteten Lebensweise und großen Mobilität der Art jedoch trotzdem unsicher.

Risikomanagement / Monitoring

  • erforderlich (maßnahmenbezogen): Nein
  • erforderlich (populationsbezogen): Nein
    • bei allen Vorkommen: Nein
    • bei landesweit bedeutsamen Vorkommen: Ja
    • bei umfangreichen Maßnahmenkonzepten: Ja

Bewertung (Eignung als vorgezogene Ausgleichsmaßnahme)

  • Kenntnisstand zur Ökologie der Art: mittel
  • Entwickelbarkeit der Strukturen: kurzfristig
  • Belege / Plausibilität: mittel

Fazit Eignung: mittel

2. Extensive Unterhaltung von Ufer- und Wegrändern sowie Bahndämmen (O4.1.1 )

Allgemeine Maßnahmenbeschreibung

Extensive Unterhaltung von Bachufern, Wegrändern sowie Bahndämmen mit Beständen der Futterpflanzen durch Verzicht auf Säuberungs- und Pflegemaßnahmen in der Zeit von Mai bis August (Aussparen der Pflanzenhorste) und Verzicht auf Einsatz von Herbiziden in potenziellen Larvallebensräumen (mit Beständen der Futterpflanzen) in der Zeit von Mai bis August.

Maßnahme betrifft Teilhabitat und ist i.d.R. nur in Kombination mit anderen Maßnahmen wirksam: Nein

Anforderungen an den Maßnahmenstandort

  • Der räumliche Zusammenhang zwischen dem Eingriffsort und dem Maßnahmenstandort kann aufgrund des mobilen Falterstadiums entsprechend weit gefasst werden (TRAUTNER & HERMANN 2011).

Anforderungen an Qualität und Menge

  • Flächengröße i.d.R. > 1.000-5.000m² in mindestens 3m breiten Streifen (analog zu Maßnahmenvorschlägen für Falterstreifen in der Agrarlandschaft bei FUCHS & STEIN & BACHINGER 2008).
  • Die Nachkommenschaft eines Weibchens ist meist über eine größere Fläche verteilt. Angaben zur Anzahl von Eiern/ Raupen / Flächeneinheit bei ERNST (1994) schwanken von 2-4 Raupen / m² bei sehr dicht stehenden Weidenröschen bis 50 Raupen auf 5.000m².

Wiederkehrende Maßnahmen zur Funktionssicherung: Ja

  • Erhaltung der Standortbedingungen / Bereitstellung neuer Besiedlungsstandorte durch jährliche abschnittsweise Mahd im Spätsommer / Herbst.

Zeitliche Dauer bis Wirksamkeit

  • unmittelbar wirksam

Aspekte der Prognosesicherheit

  • Die benötigten Strukturen bleiben erhalten bzw. werden kurzfristig entwickelt. Die extensive Böschungs- und Saummahd bzw. Grabenräumung wird in der Literatur für die Art vorgeschlagen (DREWS in PETERSEN et al. 2003, LANUV 2011, LEOPOLD & PRETSCHER 2006, WACHLIN in LUNG 2010). Die Wirksamkeit ist bei entsprechender Ausprägung mit den relevanten Futterpflanzen (insbes. Weidenröschenarten und in Anbetracht der Habitatansprüche der Art – soweit bekannt - plausibel. Wegen der unsteten Lebensweise und großen Mobilität der Art ist die Wirksamkeit der Maßnahme trotzdem unsicher.

Risikomanagement / Monitoring

  • erforderlich (maßnahmenbezogen): Nein
  • erforderlich (populationsbezogen): Nein
    • bei allen Vorkommen: Nein
    • bei landesweit bedeutsamen Vorkommen: Ja
    • bei umfangreichen Maßnahmenkonzepten: Ja

Bewertung (Eignung als vorgezogene Ausgleichsmaßnahme)

  • Kenntnisstand zur Ökologie der Art: mittel
  • Entwickelbarkeit der Strukturen: kurzfristig
  • Belege / Plausibilität: mittel

Fazit Eignung: mittel

3. Steuerung der Sukzession (O5.4)

Allgemeine Maßnahmenbeschreibung

Zurücksetzen der Sukzession u.a. in Abbaugebieten und auf Industriebrachen in mehrjährigen Abständen durch Entbuschung und Mahd und Herstellen von Rohbodenflächen.

Maßnahme betrifft Teilhabitat und ist i.d.R. nur in Kombination mit anderen Maßnahmen wirksam: Nein

Anforderungen an den Maßnahmenstandort

  • Vorkommen der Raupenfutterpflanzen Epilobium angustifolium, E.hirsutum, E. parviflorum, Lythrum salicaria, Oenothera biennis.

Anforderungen an Qualität und Menge

  • Flächengröße i.d.R. > 1.000-5.000m² in mindestens 3m breiten Streifen (analog zu Maßnahmenvorschlägen für Falterstreifen in der Agrarlandschaft bei FUCHS & STEIN & BACHINGER 2008).
  • Die Nachkommenschaft eines Weibchens ist meist über eine größere Fläche verteilt. Angaben zur Anzahl von Eiern/ Raupen / Flächeneinheit bei ERNST (1994) schwanken von 2-4 Raupen / m² bei sehr dicht stehenden Weidenröschen bis 50 Raupen auf 5.000m².

Wiederkehrende Maßnahmen zur Funktionssicherung: Ja

  • Erhaltung der Standortbedingungen / Bereitstellung neuer Besiedlungsstandorte durch regelmäßige Verletzungen der Vegetationsdecke bzw. ein Abschieben des Oberbodens auf Teilflächen (in mehrjährigem Abstand).

Zeitliche Dauer bis Wirksamkeit

  • unmittelbar wirksam

Aspekte der Prognosesicherheit

  • Die benötigten Strukturen bleiben erhalten bzw. werden kurzfristig entwickelt. Die Steuerung der Sukzession auf (großflächigen) Brachflächen wird in der Literatur für die Art vorgeschlagen (LFU Bayern 2011). Die Wirksamkeit ist bei entsprechender Ausprägung mit den relevanten Futterpflanzen (insbes. Weidenröschenarten und in Anbetracht der Habitatansprüche der Art – soweit bekannt - plausibel. Wegen der unsteten Lebensweise und großen Mobilität der Art ist die Wirksamkeit der Maßnahme trotzdem unsicher.

Risikomanagement / Monitoring

  • erforderlich (maßnahmenbezogen): Ja
  • erforderlich (populationsbezogen): Nein
    • bei allen Vorkommen: Nein
    • bei landesweit bedeutsamen Vorkommen: Ja
    • bei umfangreichen Maßnahmenkonzepten: Ja

Bewertung (Eignung als vorgezogene Ausgleichsmaßnahme)

  • Kenntnisstand zur Ökologie der Art: mittel
  • Entwickelbarkeit der Strukturen: kurzfristig
  • Belege / Plausibilität: mittel

Fazit Eignung: mittel

4. Fazit

Für den Nachtkerzenschwärmer stehen kurzfristig wirksame Maßnahmentypen zur Entwicklung von Raupenfutterpflanzen- bzw. Nektarpflanzenbeständen zur Verfügung, die aus der Artökologie heraus plausibel sind. Aufgrund der unsteten Lebensweise und großen Mobilität der Art lässt sich jedoch die Wirksamkeit der Maßnahmen mit Bezug zum betroffenen lokalen Vorkommen generell nur schwer belegen. Zur Gewährleistung der Wirksamkeit sind daher entsprechend großzügige Flächenumfänge der Maßnahmen vorzusehen.

Angaben zu Priorisierung: