Zwergfledermaus  (Pipistrellus pipistrellus (Schreb.,1774))

EU-Code: 1309

Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)

„Enge Abgrenzung“

Fortpflanzungsstätte: Wochenstubenquartiere, Paarungsquartiere in Spalten an und in Gebäuden (Gebäudeteile; engere Quartierstruktur) und ungestörtes Umfeld. Paarungsquartiere von Männchen, ggf. auch Kästen, auch im Wald, z. B. an Jagdkanzeln sowie Ein- und Ausflugbereiche von Winterquartieren, an denen Zwergfledermäuse vor dem Einflug schwärmen (SIMON et al. 2004, MEINIG & BOYE 2004, SENDOR et al. 2000).

Ruhestätte: Winterquartiere oberirdisch in sehr engen Spalten in oder an Gebäuden (bedingt frostfrei), gelegentlich in trockenen unterirdischen Hohlräumen (dann des Öfteren individuenreiche Quartiere mit mehreren hundert Tieren), räumlich getrennt von den Sommerlebensräumen (bis >50 km, s. SIMON & KUGELSCHAFTER 1999, HUTTERER et al. 2005, ZÖPHEL et al. 2008). Ruhestätte ist der Hangplatz (ggf. das Quartiergebäude) zuzüglich einer ungestörten (Schwarm-) Zone. An Winterquartieren mit einem hohen Winterbesatz sind auch während der Balzzeit von Juli bis September zum Teil starke Flugaktivitäten vor den Eingängen zu beobachten (Balzquartiere) (u.a. SIMON & KUGELSCHAFTER 1999). Quartierortstreu; Geburtsorttreu, Winterquartiertreu.

Lokalpopulation

  • Einzelvorkommen (Kolonie), ggf. verteilt auf mehrere Quartiere (s.u.)

Habitatanforderungen

  • Spaltenquartiere in 2-9 m Höhe an Gebäuden, vor allem in Mauerritzen, Außen- und Flachdachverkleidungen, Rollladenkästen, in Hohlblocksteinen unverputzter Hauswände oder hinter Fensterläden.
  • Spaltenquartier mind. 30x30x1,5-2,5 cm, Einflugspalt 20 mm, Hangplatz und Einflugbereich aufgeraut.
  • Keine Zugluft, hohe Temperaturen, bevorzugt in Südwest- bis Südostexposition.
  • Im Winter in Kellern von Wohngebäuden, Tiefgaragen, Kirchen, Schlössern und Burgen, in Kirchtürmen, Autobahnbrücken, hinter Fensterrahmen, in stillgelegten Eisenbahntunneln, vergleichsweise kühl (nicht durchweg frostfrei) (DIETZ et al. 2007, FACHINFORMATIONSSYSTEM NRW, MESCHEDE & RUDOLPH 2004).

  • Die Quartiere werden häufig gewechselt. Wochenstuben-Gemeinschaften nutzen in der Regel einen Verbund von Quartieren in denen die Gruppen mit wechselnder Zusammensetzung übertagen (FEYERABEND & SIMON 2000).
  • Je nach Quartiereignung / - angebot verteilt sich die Kolonie u.U. auf mehrere Gruppen / Subkolonien, die nahe beieinander gelegene Quartiere im Austausch / wechselseitig nutzen (Quartierverbund).
  • Distanz zwischen Quartier und Jagdhabitat im Durchschnitt weniger als 1-2 km, v.a. während der Laktation u. U. weiter (2-4 km). Individuelle Jagdgebietsgröße ca. 19 ha, Aktionsraum der Kolonie max. 1,5 km² (Fachinformationssystem NRW, s.o.)