Bechsteinfledermaus  (Myotis bechsteinii (Kuhl,1818))

(Syn.: Nycates bechsteinii, Myotus bechsteini, Vespertilio bechsteini Leisleri)

EU-Code: 1323

Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)

„Weite Abgrenzung“

Fortpflanzungsstätte: „Quartierzentrum“: Besiedeltes Waldareal mit einem Verbund von geeigneten Quartierbäumen (aktuell genutzte und Ausweichquartiere) und regelmäßig genutzten Nahrungshabitaten im direkten Umfeld; Fortpflanzungsstätten sind außerdem die der Partnersuche dienenden „Schwärmquartiere“, meist vor den Eingängen der Winterquartiere.

Ruhestätte: Winter: Unterirdisch in Stollen, Höhlen und Eis-Kellern, Brunnenschächten, Felsspalten.

Lokalpopulation

  • Einzelvorkommen (Kolonie)

Habitatanforderungen

  • Die Bechsteinfledermaus ist auf einen Lebensraum angewiesen, der ein ausreichendes Angebot an geeigneten Baumhöhlen für diese häufig das Quartier wechselnde Art bereithält.
  • Sowohl Wochenstuben, als auch die Jagdgebiete befinden sich oft innerhalb geschlossener Eichen- und Buchenwälder (dann oft mit Eichenbeimischungen) der Mittelgebirge, seltener Nadel(misch)wälder (Kiefer, Fichte mit Beimischungen von Laubbäumen). Weitere Vorkommen in fragmentierten Wald-Feldlandschaften mit einem Nebeneinander geeigneter Habitate aus höhlenreichen Altbaumgruppen und gehölzstrukturierten nahrungsreichen Kulturlandschaftsbereichen (Gewässer, Hecken, artenreiches bzw. beweidetes Grünland).
  • Als Wochenstuben- und Zwischenquartier werden meist Baumhöhlen, z.T. Astausfaulungen und Risse genutzt, von Wochenstubengesellschaften v.a. Spechthöhlen (vielfach in Eiche, in Abhängigkeit vom Angebot ebenso Buche, Birke, Fichte), aber auch Vogel- und Fledermauskästen.
  • Ausreichend hohe Zahl an Baumhöhlen bzw. Höhlenbäumen in räumlichem Verbund mit Entfernung von geringer 500 m bis (in der Regel) nicht mehr als 1000 m: Die Tiere einer Kolonie nutzen im Jahresverlauf eine Vielzahl an Quartieren (oft >= 35 - 50, KERTH et al. 2002), die Verweildauer beträgt oft nur 2 – 3 Tage, selten viel länger (Männchen länger; DIETZ & PIR 2009).
  • Die Entfernung zwischen nacheinander genutzten Quartierbäumen betrug nach Telemetrieuntersuchungen meist weniger als 500 (DIETZ 2010) – 800 m (eigene Daten FÖA), bei ansonsten günstigen Habitatbedingungen ausnahmsweise aber auch deutlich weiter (bis 1.800 m, FÖA unpubl.) (Quartierverbund).
  • Nahrung vornehmlich Schmetterlinge, Zweiflügler, Spinnen und Käfer, die teilweise direkt vom Substrat abgesammelt werden.
  • Als Winterquartiere werden soweit bekannt Höhlen und Stollen, im Flachland, z.B. im Münsterland, auch Brunnenschächte (GÖTZ 2005) genutzt. Vermutet werden Überwinterungen auch in Baumhöhlen (bislang nicht nachgewiesen).

  • Aufgrund der ständigen Quartierwechsel ist die Art auf eine ausreichende Anzahl von Wochenstubenquartieren auf relativ kleinem Raum angewiesen sowie auf ausreichende Habitatvernetzung.
  • Gleichzeitig müssen im nahen Umkreis möglichst alte, vielschichtige Laubwaldbestände vorhanden sein, die als Jagdgebiet dienen können.
  • Jagdgebiete in der näheren Umgebung (lt; 2 km) um die Quartiere bzw. das Koloniezentrum. Als Quartierwald und Jagdgebiet werden alte Laubwälder mit mehrschichtigem Bestandsaufbau bevorzugt. Auch kleine Waldinseln, Streuobstwiesen und parkartige Landschaften können als (Jagd-)habitat genutzt werden.
  • Außerhalb der Wälder sind Verbundstrukturen für den Wechsel zwischen Jagdgebieten nötig. Außerhalb der Wälder orientiert sich die Art an Gehölzstrukturen.
  • Die Winterquartiere liegen nicht sehr weit von den Quartieren im Sommerlebensraum entfernt; die bekannten Distanzen liegen meist deutlich unter 40 km zwischen Sommer- und Winterquartieren.