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Bestandserfassung

Verbreitungskarten

Eremit, Juchtenkäfer  (Osmoderma eremita (Scopoli, 1763))

EU-Code: 1084

Artspezifisch geeignete Kartiermethoden (Methodensteckbriefe)

1. Bestandserfassung (Ersterhebung)

1.1. Feststellung des Artvorkommens im Untersuchungsgebiet (Präsenz – Absenz)

1.1.1. Kartiermethode: Ermittlung potenzieller Brutbäumen, Suche nach Kotpillen und Ektoskelettreste
  • Grobabgrenzung von geeigneten Beständen (Befragung: Experten, Revierleiter etc.).
  • Übersichtsbegehung zur Ermittlung von potenziellen Brutbäumen (mit mulmgefüllten Höhlungen).
  • Qualitative Besiedlungskontrolle mittels Suche nach Kotpillen und Ektoskelett im Stammbereich bis 4 m Höhe.
1.1.2. Termine:
  • Ganzjährig in schneefreier Zeit möglich (optimal vor Laubaustrieb im März – April oder nach Laubfall im Herbst).
1.1.3. Auswertung der Bestandserfassung / Maßstäbe:
  • Markierung der potenziellen Brutbäume und Dokumentation der Nachweise (tabellarisch sowie kartographisch).
1.1.4. Hinweise:
  • Artnachweis nur mit Kotpillen (> 7 mm) älterer Larven aufgrund hoher Verwechslungsgefahr mit walzenförmigen Kotpillen von Protaetia-Arten (Rosenkäfer).
  • Chitinöse Reste weisen nicht zwingend auf eine aktuelle Besiedlung des Brutbaums hin.
  • Bei nicht mit der Leiter erreichbaren Höhlungen kann mittels Baumkletterer oder mit Hilfe eines Hubsteigers unter zu Hilfenahme eines Staubsauger eine Mulmprobe gewonnen werden. Diese Proben können dann mittels Sedimentation auf die leichten Chitinbruchstücke hin untersucht werden.
  • Liegen gesicherte Nachweise vor, intensivere Prüfung der aktuellen Besiedlung durch die unter 1.2 beschriebene Methode.

1.2. Bestandserfassung lokale Population

1.2.1. Kartiermethode: Brutbaumkontrolle
  • Einmalige Kontrolle aller potenziellen Brutbäume auf Larvenkot und einmalige gezielte Suche nach Larven im Mulm aller zugänglichen Baumhöhlen. Unzugängliche Höhlen werden per Baumkletterer beprobt.
  • Besonders günstig an Tagen mit größer 25°C Lufttemperatur.
  • Die Untersuchung nicht direkt einsehbarer Höhlungen erfolgt unter Zuhilfenahme einer Endoskopkamera.
  • Aus schwer einsehbaren kleinen Öffnungen oder tiefen Höhlen wird eine Mulmprobe mittels Sauger (vacuum cleaner method, vgl. Bußler u. Müller 2009) entnommen.
1.2.2. Termine / Wiederholungen:
  • Begehungstermine (Larvensuche) von Mai bis September zwischen Nachmittag und spätem Abend.
  • Einmalige Kontrolle auf Larvenkot und einmalige Suche nach Larven im Mulm, ggf. mit Mulmentnahme.
1.2.3. Auswertung der Bestandserfassung / Maßstäbe:
  • Zu dokumentieren sind: Koordinaten der Fundstelle, Art der Beobachtung.
  • Anzahl besiedelter Bäume eines abgrenzbaren Bestandes (unter 500m Abstandsschwelle).
  • Nachweis verschiedener Larvenstadien als hinreichendes Indiz für erfolgreiche Reproduktion. Eine Quantifizierung der Populationsgröße ist mit dem Methodenansatz nicht möglich.
  • Die Mulmprobe wird verschlossen transportiert und im Labor untersucht.
1.2.4. Hinweise:
  • Alle Bäume mit Larvenkotnachweisen sollten bei jeder Kontrolle qualitativ auf das Vorhandensein von leeren Kokons, toten Käfern oder Käferresten geprüft werden. Hierbei werden leere Kokons und Reste der Ektoskelette abgesammelt.
  • Aufgefundene Larven sind vorsichtig wieder im Mulm einzubetten. Die Saugmethodik soll möglichst konservativ eingesetzt werden und nur durch ausgewiesene Spezialisten, da die Methode invasiv ist und mit Beeinträchtigungen verbunden sein kann.
  • In der Praxis hat sich gezeigt, dass jahr- und baumweise starke Populationsschwankungen vorkommen.
  • Während der Hauptaktivitätszeit der Art können u.U. Imagines nachgewiesen werden, also an heißen Tagen zwischen Anfang/Mitte Juli und Mitte August (in heißen Jahren ggf. früher) zwischen Nachmittag und spätem Abend.
  • Ergänzend zur Standardmethodik (s.o.) können Lufteklektoren (je potenziellem Brutbaum/-baumgruppe zwei) während der regelmäßigen Flugaktivitätsphase bei optimaler Witterung (sonnig, heiß, nächtliche Tiefsttemperatur bei ca. 20°C) eingesetzt werden, um Imagines von Osmoderma eremita nachzuweisen. Die Fallen bestehen aus kreuzweise verbundenen Plexiglasscheiben mit Dach und Auffangtrichter. Letzterer mündet in eine Fangflasche (mehr als 0,5 l) mit Zellstoff und Holzstücken, um angelockten Käfern eine Versteckmöglichkeit zu bieten. Die Falle muss jeden zweiten Tag überprüft werden. Konservierungsflüssigkeit ist nicht zu verwenden! Die Eklektoren werden zur Anlockung mit Eremitenpheromon (Larsson et al. 2003) versehen, vgl. die Methodenbeschreibung z.B. in Zauli et al. (2014). Eklektornachweise belegen ein Vorkommen. Ein Besatz des betreffenden Baumes ist hierdurch nicht nachgewiesen, wenn weitere potenzielle Brutbäume in der Umgebung vorhanden sind (Zuflug aus der Umgebung möglich).
  • Im Osmoderma-Monitoring werden seit neuerem auch entsprechend ausgebildete Spürhunde eingesetzt (Friess u. Holzinger 2017, Köhler schriftl. Mitt.). Da die berichteten Erfolge bislang nicht als wissenschaftliche Untersuchung dokumentiert sind, kommt die Methode derzeit allerdings lediglich als optionale Ergänzung zur Standardmethodik (s.o.) in Frage.

Literatur

  • ANUVA (Albrecht, K., Lör, T., Henning, F.W., Töpfer-Hofmann, G. u. Grünfelder, C.) (2014): Leistungsbeschreibungen für faunistische Untersuchungen im Zusammenhang mit landschaftsplanerischen Fachbeiträgen und Artenschutzbeitrag. – Forschungs- und Entwicklungsvorhaben FE 02.0332/2011/LRB. Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung, Schlussbericht 2014.
  • Bußler H, Müller J. (2009): Vacuum cleaning for conservationists: a new method for inventory of Osmoderma eremita (Scop., 1763)(Coleoptera: Scarabaeidae) and other inhabitants of hollow trees in Natura 2000 areas. Journal of Insect Conservation 13: 355–359. https://doi.org/10.1007/s10841-008-9171-4.
  • FENA (Fachbereich Forsteinrichtung und Naturschutz) (2009): Artensteckbrief – Eremit (Osmoderma erimita). 10 pp.
  • Friess, Th. u. Holzinger, W. (2017): Artenschutzprojekt Juchtenkäfer in der Steiermark (Scarabaeidae, Cetoniinae: Osmoderma eremita s.l.) Entomologica Austriaca Bd. 24: 197-202.
  • Larsson, M.C., Hedin, J., Svensson, G.P., Tolasch, T. u. Francke, W. (2003): Characteristic odor of Osmoderma eremita identified as a male-released pheromone. – Journal of Chemical Ecology 29: 575-587.
  • Malt, S. u. S. Hartwig (2006): Kartier- und Bewertungsschlüssel von FFH-Anhang II-Arten in SCI.- Landesamt für Umwelt und Geologie – Referat Landschaftspflege / Artenschutz. pp. 8.
  • Maurizi E, Campanaro A, Chiari S, Maura M, Mosconi F, Sabatelli S, Zauli A, Audisio P, Carpaneto GM (2017): Guidelines for the monitoring of Osmoderma eremita and closely related species. In: Carpaneto GM, Audisio P, Bologna MA, Roversi PF, Mason F (Eds) Guidelines for the Monitoring of the Saproxylic Beetles protected in Europe. Nature Conservation 20: 79–128. https://doi.org/10.3897/natureconservation.20.12658.
  • Schaffrath, U., 2003. Osmoderma eremita (LINNAEUS, 1758). In B. Petersen et al., eds. Das Europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Band 1: Pflanzen und Wirbel-lose. Bonn-Bad Godesberg: Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz Heft 69/Band 1, pp. 415–425.
  • Stegner, J. u. Strzelczyk, P., 2006. Der Juchtenkäfer (Osmoderma eremita), eine prioritäre Art der FFH-Richtlinie. Handreichung für Naturschutz und Landschaftsplanung, p.42.
  • Zauli A, Chiari S, Hedenstrom E, Svensson GP, Carpaneto GM (2014): Using odour traps for population monitoring and dispersal analysis of the threatened saproxylic beetles Osmoderma eremita and Elater ferrugineus in central Italy. Journal of Insect Conservation 18: 801–813. https://doi.org/10.1007/s10841-014-9687-8.