Wechselkröte  (Bufo viridis Laur.,1768)

(Syn.: Grüne Kröte)

(Syn.: Bufo schreberianus, B. viridi-radiatus, Rana variabilis)

EU-Code: 1201

Art und Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte (FoRu)

„Weite Abgrenzung“

Fortpflanzungsstätte: Da Paarung, Eiablage und Larvalentwicklung vollständig im Laichgewässer stattfinden ist dieses inklusive der direkten Uferzone (2 – 5 m) als Fortpflanzungsstätte abzugrenzen.

Ruhestätte: Potentielle Ruhestätten, sowohl im Sommer als auch im Winter, finden sich im Umkreis bis maximal 1000 m um das Laichgewässer. Als Winterverstecke dienen häufig die im Sommer genutzten Tagesverstecke, Böschungen, Bodenmieten, einzelne Steine, Erdlöcher, Tierbauten, Steinmauern und –wälle (VENCES et al. 2011).

Lokalpopulation

  • lokale Population (Reproduktionsgemeinschaft) am / im Laichgewässer, ggf. einschl. benachbarter Vorkommen bis lt; 2000 m Entfernung.
  • Die Wechselkröte gilt als ausgesprochene Pionierart. Ihr Aktivitätsraum beschränkt sich im Wesentlichen auf einen Umkreis bis 1000 m (SAUER 1988, zitiert in VENCES et al. 2011) um die Laichgewässer. Fernausbreitungen wurden bis in eine Entfernung von 3000 – 10000 m festgestellt (DALBECK & HACHTEL, zitiert in VENCES et al. 2011). Der Medianwert der in VENCES et al. (2011) beschriebenen Migrationsentfernungen ergibt 1000 m. PAN & ILÖK (2010) geben für einen hervorragenden Erhaltungszustand in Bezug auf die Vernetzung eine Entfernung von lt; 2000 m zur nächsten Population an.
  • In größeren Abgrabungskomplexen mit vielen Gewässern bilden sich vermutlich Metapopulationen aus.

Habitatanforderungen

  • Offene, warme, sonnenexponierte Habitate (BAKER et al. 2011, FLOTTMANN 2004) mit grabfähigen Böden und fehlender, bzw. geringer Gras- und Krautvegetation. Als Habitate werden vor allem Abgrabungen wie Kies-, Sand- und Lehmgruben mit vegetationsfreien Bereichen und Ruderalflächen, Bahndämme, Schuttplätze, Abraumhalden, Trocken- und Halbtrockenrasen, Deiche, Gärten, Friedhöfe, Obstplantagen genutzt (BAST & WACHLIN 2004). In NRW ergibt sich eine Habitatpräferenz für Abgrabungen, Gewerbe- und Ruderalflächen (VENCES et al. 2011).
  • Als Laichgewässer werden sonnenexponierte, möglichst vegetationslose, flach ausufernde und schnell durchwärmte Pioniergewässer bevorzugt (BLAB 1986, GÜNTHER & PODLOUCKY 1996, BAST & WACHLIN 2004, BREUER & PODLOUCKY 1993, BAKER et al. 2011, VENCES et al. 2011, BITZ 1996). Es werden ausschließlich stehende Kleingewässer mit Regen- oder Grundwasserspeisung genutzt, wobei temporäre Gewässer bevorzugt werden (SCHLÜPMANN et al. 2006). Temporäre Gewässer sollen aber nicht vor Mitte Juli austrocknen (BREUER & PODLOUCKY 1993, KÜHNEL & KRONE 2003)
  • Von der Wechselkröte aufgesuchte Gewässer haben über längere Zeiträume Bestand als von der Kreuzkröte aufgesuchte Gewässer (HEMMER & KADEL 1970 zitiert in GÜNTHER & PODLOUCKY 1996).
  • Laichplätze befinden sich vorzugsweise an flachen Stellen bei ca. 20 cm Wassertiefe (BAKER et al. 2011).
  • Die Art kommt in NRW nicht in Gebieten mit sehr weichem Wasser vor (unter 3-4° dH). VENCES & NIERHOFF (1989, zitiert in VENCES et al. 2011) vermuten, dass eine hohe Wasserhärte und damit verbunden eine größere Nahrungsdichte wichtig für eine rechtzeitige Metamorphose vor einer eventuellen Gewässeraustrocknung sein könnte.
  • Steine, Erdlöcher, Tierbauten etc. dienen als Tagesverstecke und Überwinterungsquartiere für diese Art. Typische Überwinterungsquartiere sind laut BAKER et al. (2011) trockene Steinmauern und –wälle.
  • Lt. INDERMAUR & SCHMIDT (2011) werden in den Sommerhabitaten zu Thermoregulationszwecken und Prädationsvermeidung Totholzhaufen präferiert.

  • Der Aktivitätsraum einer von SAUER (1988, zitiert in VENCES et al. 2011) untersuchten Population beschränkte sich im Wesentlichen auf einen Raum mit dem Radius von 1000 m um die Laichgewässer, d.h. einer Fläche von über 3 km². Die Art zeichnet sich jedoch nicht durch besondere Standorttreue aus (VENCES et al. 2011).
  • Die Besiedlung neuer Habitate erfolgt überwiegend über abwandernde Jungtiere und Subadulte (LANUV 2011).
  • Linienhafte Strukturen dienen als Leitlinien bei der Ausbreitung (BLAB et al. 1991, zitiert in GÜNTHER & PODLOUCKY 1996).
  • „Springende Dislokation“ (BLAB 1986) in Abhängigkeit vom Vorkommen an Verstecken und einer ausreichenden Nahrungsgrundlage (BLAB et al. 1991, zitiert in GÜNTHER & PODLOUCKY 1996).
  • Bei einer Verschlechterung der Habitatsituation weist die Wechselkröte ein sehr hohes Migrationspotenzial auf und erschließt sich als Pionierart schnell neu entstandene Lebensräume (BAST & WACHLIN 2004). Sogar eine Ausbreitung bis zu über 8 km und der anschließende Verbleib der Population in diesem Habitat konnte von GEIL (1962, zitiert in GÜNTHER & PODLOUCKY 1996) nachgewiesen werden.